Sophia; Krämerin und deutsche Schulmeisterin

Geb. ?

Gest. ?

LebenspartnerInnen, Kinder: Witwe, sieben Kinder.

Laufbahn: S. war um 1500 als deutsche Schulmeisterin in Hall tätig, zu einer Zeit, da es in der Stadt noch keine deutsche Schule gab; diese lässt sich erst um 1530 nachweisen. Ihre Existenz geht aus einem Bittgesuch an den Tiroler Landesherrn König Maximilian I. hervor, in dem sie um ein schlechtes Tuch für ihre Kinder und ein Geldgeschenk für sie bittet. S.s Lage war ziemlich prekär, wie sich dem undatierten Schreiben entnehmen lässt. Sie war seit zwei Jahren Witwe und hatte sieben Kinder, von denen fünf noch klein waren. Ihr Mann dürfte ihr kein Vermögen hinterlassen haben. Sie unterrichtete nur wenige Mädchen und betrieb ihre Tätigkeit auf privater Basis und im Nebenerwerb. Auch hatte sie einen Konkurrenten, der sich in einer besseren Lage befand als sie, denn die Stadt hatte ihn mit zwei Ämtern versorgt. Sie war Krämerin und besaß ein Geschäft, jedoch reichten ihre finanziellen Mittel nicht aus, die notwendigen Einkäufe tätigen zu können und es gewinnbringend zu betreiben. Sie schreibt auch, dass sie noch nicht sehr alt sei und sich gerne wieder verehelichen würde.

S. dürfte mit ihrem Bittschreiben erfolgreich gewesen sein. Aus dem Oktober 1499 datiert eine Anweisung der Schatzkammer in Innsbruck an den Salzmair in Hall, sich über die Supplikation der Witwe nach Hans „Gufn“ in Hall zu erkundigen, und sofern ihre Darstellung sich als richtig erweist, nach seinem Gutdünken der Witwe wöchentlich einen Beitrag von dem Almosengeld der Haller Saline auszubezahlen, damit sie und ihre Kinder im bevorstehenden Winter mit Nahrung versorgt sind.

Weder über S.s verstorbenen Ehemann noch über ihr weiteres Schicksal lässt sich etwas ausmachen.

L.: Brandstätter 2002, Kraft 1908

 

Ingrid Roitner