Piesch Hermine (Herma) Martha

Bibliothekarin
* 9.10.1895, Bielitz/Österr. Schlesien (Bielsko-Biala, Polen), † 25.1.1979, Rekawinkel, NÖ

LebenspartnerInnen, Kinder: Hermine Piesch blieb ledig und lebte im gemeinsamen Haushalt mit ihrer Mutter.
Herkunft, Verwandtschaften: Die Familie stammte aus Schlesien; ihr Vater Oswald Erwin Piesch (1864–1911) war Oberleutnant im Ulanenregiment Nr. 4. Die Mutter hieß Anna Catharina, geb. Zoll (1871–1959).
Ausbildungen: In Wien Besuch des Lyzeums des Schulvereins für Beamtentöchter Wien VIII., Realsch. Matur. Prüfung Wien XIII., Ergänzungsreifeprüfung aus Latein, Griechisch, Propädeutik; Studium der Philosophie und Biologie an der Universität Wien, Promotion zum Dr. phil. am 28.3.1919. Ablegung der Prüfung für den wissenschaftlichen Bibliotheksdienst am 2.12.1929.
Laufbahn: Vom 1.4.1919 bis 31.3.1921 war sie Fürsorgerin im Jugendamt der Gemeinde Wien. Als Volontärin, d. h. unbezahlt, arbeitete sie an der Nationalbibliothek (so hieß die ehemalige „Hofbibliothek“ und heutige Österreichische Nationalbibliothek von 1920 bis 1945) vom 3.11.1920 bis 3.3.1921, dann wieder vom 18.12.1922 bis 30.6.1925; dazwischen war sie an der Wiener Kunstgewerbeschule tätig. Mit 1.7.1925 wurde sie endlich angestellt und als Beamtenanwärter vereidigt, wobei sie ihre Pflichterfüllung „bei ihrem Manneswort“ (!) geloben musste; mit 1.7.1927 wurde sie zum Beamten des wissenschaftlichen Dienstes ernannt. Ab 1926 wurde sie mit der Führung verschiedener wissenschaftlicher Referate wie dem rechts- und staatswissenschaftlichen, dem pädagogischen, Philosophie und Religionswissenschaften. betraut, ab 1935 bis zu ihrer Pensionierung 1957 war sie zusätzlich allein für den Aufbau des Schlagwortkataloges zuständig. Privat beschäftigte sie sich mit wissenschaftlichen Arbeiten zur Geistesgeschichte des Mittelalters, insbes. über Meister Eckhart. Mit 1.7.1957 wurde sie über eigenes Ersuchen vorzeitig in den Ruhestand versetzt.
Auszeichnungen, Mitgliedschaften: Sie erreichte den Rang eines Oberstaatsbibliothekars und anlässlich ihrer Pensionierung wurde ihr als Anerkennung der Berufstitel „Hofrat“ verliehen. Sie war eine der ersten Frauen im akademischen Dienst der Österreichischen Nationalbibliothek und der erste weibliche Hofrat im Bibliotheksdienst.
Mitglied der Gewerkschaft der wissenschaftlichen Beamten, bibliothekarische Fachgruppe; Zentralvereinigung christlicher Angestellter in öffentlichen Diensten (1930–1938); Mitglied der Vaterländischen Front (1933–1938), unterstützendes Mitglied der Betriebskameradschaft der Ostmärkischen Sturmscharen (Febr.–Juni 1936).

Literatur / Quellen

Hofmann-Weinberger, Helga/Wille, Christa: Von der „Palatina“ zur Virtual Library – Frauenspuren, Frauenberuf, Fraueninformation. In: Stumpf-Fischer, Edith (Hg.): Der wohlinformierte Mensch. Eine Utopie. Festschrift für Magda Strebl .Graz 1997.
Stummvoll, Josef (Hg.): Geschichte der Österr. Nationalbibliothek. Bd. 2. Wien 1973.
Herma Piesch (Nachruf). In: Biblos 28 (1979), H. 3, S. 263.
Personalakt (Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek).

Werke

Beitrag zur Methodologie der geistigen Vererbungsforschung. Diss. Univ. Wien 1919.
Meister Eckharts Ethik. 1935.
Meister Eckhart heute. 1937.
Meister Eckhart: eine Einführung. In: Zeitschrift für deutsche Geistesgeschichte 2, 1/2, 1946.
Mystik. In: Christentum und moderne Geisteshaltung. 1954.
Maria und das spirituelle Leben. In: Mystische Theologie. 1958.
Mystik. 1963.
Seuses ‚Büchlein der Wahrheit‘ und Meister Eckart. 1966.

Biografieautor:

Edith Stumpf-Fischer

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