Netoliczka-Balder(s)hofen, Adelheid Adele Friederike Emilie
* 23.4.1875 Deutschlandsberg, Stmk., † 8.12.1958 Graz, Stmk.
Herkunft, Verwandtschaften: Dr. Eugen Netoliczka Ritter von Baldershofen (Beamter), geb. 18.3.1848 in Wien, röm.-kath., verheiratet seit 5.5.1874 mit Mutter Josefine Dorothea Adelheid Hesse, geb. am 4.4.1853 in Hart, St. Peter bei Graz, röm.-kath.
LebenspartnerInnen, Kinder: Zeit ihres Lebens unverheiratet, keine Kinder. Lebte mit ihrer Schwester, die aufgrund schwerer Krankheit keinem Beruf nachgehen konnte und deren Unterhalt sie zu einem Teil bestritt, in einem Haushalt. Es gab noch eine zweite Schwester, die ebenso zum Unterhalt beitrug.
Ausbildungen: 1893 absolvierte Adelheid Netoliczka das städtische Mädchenlyzeum in Graz und legte zwei Jahre später die Lehrbefähigungsprüfung in der französischen Sprache ab. Nach einem zweijährigen Privatstudium unterzog sie sich 1903 der Gymnasialmatura am I. Staats-Gymnasium in Graz und inskribierte sich 1905 in Archäologie und Klassischer Philologie an der Karl-Franzens-Universität Graz. 1910 schloss sie ihre Studien mit dem Dr. phil. ab. 1910 und 1911 folgten zwei Studienreisen nach Italien und Griechenland, für welche sie Stipendien erhalten hatte und deren Erfahrungen sie in drei umfangreichen Artikeln für die Realenzyklopädie für klassische Altertumswissenschaft („Paulys Realenzyklopädie“) sowie in zwei Arbeiten in den Jahresheften des Österreichischen Archäologischen Institutes niederschrieb.
Laufbahn: Im Sommer 1917 trat sie als Volontärin in der Wiener Hof-Bibliothek (heutige Nationalbibliothek) ein, wo sie bis 8. Februar 1919 verblieb. Nach dreimonatiger Ausbildung wurde sie dort mit der Führung des naturwissenschaftlichen (auch Mathematik, Medizin und Landwirtschaft einschließenden) Referates betraut. Da sie für ihre Tätigkeit kein festes Einkommen bezog und deshalb die Lebenserhaltungskosten in Wien nicht bestreiten konnte, zudem vor dem Jahre 1918 für Frauen keine Aussicht bestand, als Akademikerin in staatliche Bibliotheken aufgenommen zu werden, entschloss sich Adelheid Netoliczka, nach Graz zurückzukehren und eine Stellung in der Steiermärkischen Sparkasse anzunehmen. Dort blieb sie bis Jänner 1921, als sie − nach einer bereits erfolglosen Bewerbung im Jahre 1916 – letztlich als Anwärterin für den akademischen Dienst in der Universitätsbibliothek Graz aufgenommen wurde. In der UB Graz betreute sie schließlich das Katalogzimmer bis zu ihrer Pension und stand damit ganzen Generationen von Studenten für ihre Bücherwünsche beratend und helfend zur Seite. Daneben besorgte sie den Schriftenaustausch des Naturwissenschaftlichen Vereins. Ihre Ernennung zum Staatsbibliothekar I. Klasse erfolgte im Dezember 1934. Nach rund 22 Dienstjahren ging Adelheid Netoliczka am 31. Dezember 1946 in Pension, erklärte sich aber aufgrund der Erkrankung des damaligen Bibliotheksdirektors Wolfgang Benndorf bereit, einige Monate länger den Dienst im Katalogzimmer zu verrichten.
Soziales: Im Winter 1913 besuchte Adelheid Netoliczka einen Kurs für den Hilfspflegedienst, von September 1914 bis November 1917 betätigte sie sich als Mitglied des Steiermärkischen Frauenhilfs-Ausschusses auf dem Gebiet der Kriegsfürsorge und Wohltätigkeit.
Politik: Zwischen 1938–45 war sie Mitglied der NSDAP (mit Eintritt 1. Mai 1938), des Deutschen Roten Kreuzes und des Deutschen Frauenwerkes und wurde später im Zuge der Entnazifizierung im Dienst belassen.
Literatur / Quellen
Bergmann-Pfleger, Katharina: Geschichte der Universitätsbibliothek Graz 1938–45. Harrassowitz, Wiesbaden 2011. (= Buchforschung 6.)
Hirschegger, Manfred: Geschichte der Universitätsbibliothek Graz 1918–1945. Österr. Inst. für Bibliotheksforschung, Dokumentations- u. Informationswesen, Wien 1989. (= Biblos-Schriften 148.)
Mairold, Maria: Dr. Adelheid Netoliczka. In: Biblos 8 (1959), 2, S. 108–109.
Archiv der Universitätsbibliothek Graz, Schuber 121: Personalakten und -bögen.