Lafite Elisabeth, geb. Walter; Verlegerin und Herausgeberin

Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 16.6.1918
Gest. Wien, 16.10.2007

Herkunft, Verwandtschaften: E. L.s Vater Dr. Anton Walter (1882-1976) war Sektionschef im Finanzministerium und wurde als solcher Generaldirektor der Tabakregie, bis er nach dem „Anschluss“ 1938 durch einen Berliner abgelöst wurde. Durch Erkrankung entging er der bereits vorgesehenen Verhaftung wegen seiner Mitgliedschaft bei der christlich-sozialen Partei und seiner bekannt antinationalsozialistischen Gesinnung. Nach Kriegsende wurde er rehabilitiert und zum Präsidenten des Aufsichtsrates bestellt. Mutter: Julie (1893-1984); Schwester: Juliane (1921-1980); Schwiegersohn: Dr. Joachim Diederichs, Enkel des Verlagsgründers Eugen Diederichs.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1947 Eheschließung mit Dr.iur. Peter Lafite (1908-1951), Sohn des Komponisten, Chorleiters, Liedbegleiters und Musikpublizisten Carl Lafite, Beamter im Bundesministerium für Finanzen, dann im Bundesministerium für Unterricht (zuständig für Musikangelegenheiten). Nebenberuflich war er Musikkritiker beim „Neuen Österreich“. Er gründete die „Österr. Musikzeitschrift ÖMZ“, die erstmals am 1.1.1946 erschien. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: die Tochter Marion (geb. 1947, verehel. Diederichs-Lafite), die später den Verlag und die ÖMZ weiterführte, und den Sohn Wolfgang (geb. 1949, Rechtsanwalt).

Freundschaften: Zu den ihr nahestehenden Persönlichkeiten zählten vor allem Erik Werba, Rudolf Gamsjäger, Dolf Lindner und Walter Szmolyan, der mit ihr gemeinsam die Rettung des Schönberg-Hauses erreichte, sowie ihre Trauzeugen Franz Stoß, dessen Sekretärin sie war, und Hermann Juch, Direktor der Volksoper, ein Schulkollege ihres Mannes aus dem Schottengymnasium.

Ausbildungen: E. L. legte 1937 die Matura ab. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte die Absolvierung eines Studiums. In die HerausgeberInnen- und Verlagstätigkeit arbeitete sie sich in der Praxis ein.

Laufbahn: Während des Zweiten Weltkrieges war E. L. in der Abteilung Einkauf der Schöller-Bleckmann-Stahlwerke in Wien tätig. Dann war sie Sekretärin von Franz Stoß, damals Direktor des Burgtheaters. Mit der Heirat endete zunächst ihre Berufstätigkeit. Nach dem Tod des Gatten führte sie die ÖMZ weiter; dieser hatte sich von Anfang an für Musik der Gegenwart eingesetzt, wobei die Wiener Schule und Komponisten, die im Exil waren, einen Schwerpunkt bildeten. Es folgte die Herausgabe von Sonderheften (z. B. 1955 zur Staatsoper, 1956 zum Mozartjahr). Da im Zuge der Arbeit an der Zeitschrift der Wunsch nach vertiefender Dokumentation in Form von Monographien entstand, wurde die Buchreihe „Komponisten des 20. Jahrhunderts“ (heute „Komponisten unserer Zeit“) gegründet. 1962 reichte E. L. um eine Verlagskonzession ein; die ersten Bücher erschienen 1964: Band 1 zu Joseph Marx, Band 2 zu Egon Wellesz und Band 3 zu Johann Nepomuk David. Die Doppelbelastung durch Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung bewältigte sie mit Hilfe ihrer Eltern, mit denen sie weiterhin zusammenlebte. Ab Mitte der Achtzigerjahre zog sie sich allmählich aus dem Verlag zurück, dessen Führung ihre Tochter schrittweise übernahm: Marion Diederichs-Lafite hatte schon während ihres Studiums im Verlag mitgeholfen, ab 1980 Zeitschrift und Verlag inhaltlich mitbestimmt und übernahm 1986 die Zeitschrift als Firma. 1990 kehrte sie mit ihrem Mann aus Deutschland, wo beide in Kassel und Wilhelmshaven tätig gewesen waren, nach Wien zurück, wurde Leiterin des Verlages und verantwortliche Herausgeberin der ÖMZ; die ständige Mitarbeit ihres Mannes erfolgte ab Mitte der Neunzigerjahre. E. L. starb am 16.10.2007 und wurde am Heiligenstädter Friedhof (19. Wiener Bezirk) bestattet.

Ausz., Mitglsch.: Verleihung des Titels „Professor“ 1970; Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1998; Vorstandsmitglied der Wiener Beethovengesellschaft sowie der Arnold Schönberg Center Privatstiftung; „Elisabeth-Lafite-Raum“ des Mödlinger Schönberg-Hauses; Ehrenmitglied der Mozartgemeinde 1988.

Qu.: Mündl. Auskünfte von E. L. und ihrer Tochter Marion Diederichs-Lafite.

L.: http://de.wikipedia.org./wiki/Elisabeth_Lafite, Stumpf-Fischer 2001

Edith Stumpf-Fischer