Kalteis Grete (Margarete), Decknamen: Henriette Danielson, Grete Wald; Gewerkschafterin und Parteifunktionärin

Geb. Hainfeld, NÖ, 20.6.1901

Gest. Wien, 1996

G. K. wuchs in einer kinderreichen Eisenbahnerfamilie auf. Sie besuchte die Pflichtschule und ging mit vierzehn Jahren nach Wien, wo sie sechs Jahre lang in einer Kürschnerwerkstätte arbeitete. 1925 trat sie in die Gewerkschaft ein, 1926 wurde sie Mitglied der Kommunistischen Partei. Im Juli 1927 wird sie beim Verteilen von Flugblättern erstmals verhaftet und umgehend aus ihrem Betrieb entlassen. Als Arbeiterin in einem größeren Textilbetrieb war sie in der kommunistischen Betriebszelle aktiv, die unter anderem eine eigene Zeitung herausgab. Nach der Stilllegung des Betriebs war sie arbeitslos und wurde schließlich im Herbst 1930 auf die Internationale Leninschule in die Sowjetunion entsandt, wo sie eine einjährige Kaderschulung erhielt. Zurück in Wien, begann sie 1932 ihre Tätigkeit als Funktionärin der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (R.G.O.) und war unter anderem in der Leitung der R.G.O. der Textilarbeiter tätig. Nach dem Februar 1934 wirkte sie in der Kommission zum Wiederaufbau der Freien Gewerkschaften. Mit ihrer Verhaftung im März 1935 ist ihrer illegalen Tätigkeit vorerst ein Ende gesetzt. Gegen sie wird eine sechsmonatige Arreststrafe verhängt, im Anschluss daran eine dreimonatige Anhaltehaft. Ihre Haft verbüßte sie bis zu ihrer Entlassung vor Weihnachten 1935 im Polizeigefangenenhaus Rossauer Lände. Im Oktober 1936 hatte G. K. „einen besonderen Parteiauftrag zu erledigen“: die Organisation der Flucht ihres Lebensgefährten Franz Honner, ZK-Mitglied der KPÖ, der als Verurteilter im Sozialistenprozess im Anhaltelager Wöllersdorf inhaftiert war. Mit ihrem Auftauchen auf der am Lager vorbeiführenden Straße, so war vereinbart worden, gab sie das Signal zum Ausbruch Honners, der sich nach Prag absetzte. G. K. wurde im Februar 1937 erneut verhaftet, aber aus Mangel an Beweisen nach zwei Wochen freigelassen. Kurz darauf folgte sie Honner nach Prag, dem Sitz der Parteileitung der KPÖ, wo sie im Verbindungsdienst der Partei arbeitete. Die Verlegung des Auslands-ZK führte das Paar nach Paris. Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges reisten G. K. und Franz Honner nach Jugoslawien, wo sie sich in Dubrovnik niederließen und Verbindungen zur Jugoslawischen Kommunistischen Partei knüpften. Im Mai 1940 gelangten sie nach Moskau. Dort besuchte G. K. eine Parteischule, die im Oktober 1941 nach Kuschnarenkowo evakuiert wurde. 1943 zurück in Moskau, arbeitete sie unter anderem im „Institut 205“, in dem Redaktionen und Sender der mittlerweile aufgelösten Komintern untergebracht waren. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kehrte G. K. nach Wien zurück. Ab Juni 1946 war sie beim ZK der KPÖ beschäftigt. In der gewerkschaftlichen Arbeit und als Mitglied der Schiedskommission der Sozialversicherung vertrat sie die Interessen der arbeitenden Frauen. Sie trat auch als Verfasserin von Artikeln zu gewerkschaftlichen Fragen in der Parteipresse hervor.

Qu.: Grete Kalteis ist 80 Jahre. DÖW, Schnittarchiv, ohne weitere Angaben; DÖW 20.000/K61, 21.000/5266, 50120/Ga4 (Herbert Steiner: Die Jugoslawische Kommunistische Partei im Mai 1940, Typoskript).

W.: „Die Forderungen der Arbeiterinnen auf dem Gewerkschaftskongress. In: Die Arbeit, Nr. 6, keine weiteren Angaben (Personenmappe, Tagblattarchiv)“, „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. In: Österreichische Volksstimme, 26.10.1948“

Qu.: Verstorbenensuche: http://www.friedhoefewien.at.

L.: Honner o. J., McLoughlin/Schafranek/Szevera 1997, Pasteur 1986, Genossin Grete Kalteis zum Geburtstag, Volksstimme, 20.6.1971, S. 5

 

Christine Kanzler