Havas Helga Francis

* 26.11.1915, Wien † 26.8.2004, Abington, USA
Mikrobiologin

1934 Aufnahme des Studiums an der medizinischen Fakultät der Universität Wien, kurz darauf jedoch wegen ihrer sozialistischen Gesinnung entlassen; 1935-1936 Medizinstudium an der Universität Prag; 1938 Flucht nach England; 1938-1939 Forschungsass. für Immunochem. Studium an der Universität London; 1939 Studium in Frankreich als International Student Serc. Fellow an der Universität von Lyons, wo sie das „cert. de chemie biologique“ erwirbt; 1939-40 Lehrerin an der Oberschule in Villard de Lans; 1941 Emigration in die USA, Studium an der Columbia University, 1944 M.S. in organischer Chemie; 1945-1946 Forschungsass. im Bereich Ernährung an der Cornell University im Staate New York; 1947-50 Studium an der Lehigh University in Betlehem, Pennsylvania; 1950 Ph.D. in Bakteriologi, Assoc. prof. für Bakteriologie und Chemie am Moravian College for Women in Betlehem, Res. fel. in der Abteilung für Chemotherapie und Pathologie am Inst. Cancer Research and Lakenau Hospital Research Institut in Philadelphia; ab 1951 12 Jahre lang Forschungsbeauftragte am Institut für Krebsforschung; 1959- 62 Assist. Prof an der Temple University School of Medicine in Philadelphia, Assoc. Prof., 1972 Prof. für Mikrobiologie, gleichzeitig (1964-65) spec. U. S. Pub. Health fel. an der Temple University; 1969,1970 und 1977 dreimonatige Studienaufenthalte in London und Lausanne.
Verheiratet mit dem Physiker Peter Havas (*1916), 2 Kinder.

Besucht die Oberstufe in Wien, Herrlingen, Deutschland und Ashford, Kent, UK. Bereits ab 1932 ist H. F. Mitglied der Roten Falken. Die politische Aktivistin lernt bei einer Demonstration vor dem Wiener Parlament ihren zukünftigen Ehemann Peter Havas kennen. Im Jahr 1934 beginnt sie ihr Studium an der Universität Wien, wird jedoch kurz darauf aufgrund ihrer Mitgliedschaft bei der sozialistischen Studentenorganisation von der Universität entlassen. Daraufhin besucht sie 1935-36 die Universität in Prag. Die Medizinstudentin muss 1938 vor den Nationalsozialisten von Prag zunächst nach England flüchten, wo sie als „prior resident“ ohne Visum einreisen darf. Im Frühjahr 1938 und Sommer 1939 ist sie Forschungsassistentin für Immunochem. Sie studiert an der Universität London und geht 1938 nach Frankreich als International Student Serc. Fellow an die Universität von Lyons, wo sie 1939 das „cert. de chemie biologique“ erwirbt. 1939-40 ist sie als Lehrerin an der Oberschule in Villard de Lans tätig. Im Jahr 1940 heiratet H. F. Peter Havas, das Paar bekommt sein erstes gemeinsames Kind Eva. Mit Unterstützung durch die Familie und dem Internationalen Rescue Committee reist sie 1941 in die USA, wo sie sich mit Gatten und Tochter in New York niederlässt. 1941-43 setzt sie ihre Studien an der Columbia University fort (41- 42 Abbot Labs. Fel) und erhält 1944 den Mastertitel in organischer Chemie. Im Jahr darauf wird Sohn Stephen geboren und die Familie übersiedelt nach Wyncote. Von 1945 bis 1946 ist H. F. H. als Forschungsassistentin im Bereich Ernährung an der Cornell University im Staate New York tätig. Sie studiert 1947-50 an der Lehigh University in Betlehem, Pennsylvania (47- 49 Thorne fel), wo sie schließlich 1950 den Ph.D. in Bakteriologie verliehen bekommt. Daraufhin arbeitet sie als assoc. prof. für Bakteriologie und Chemie am Moravian College for Women in Betlehem und ist res. fel. in der Abteilung für Chemotherapie und Pathologie am Inst. Cancer Research and Lakenau Hospital Research Institut in Philadelphia. Von 1951 an arbeitet sie 12 Jahre lang als Forschungsbeauftragte am Institut für Krebsforschung. In den Jahren 1959-62 hat sie eine Stelle als assist. prof an der Temple University School of Medicine in Philadelphia inne, danach ist sie assoc. prof. und ab 1972 schließlich Prof. für Mikrobiologie. Gleichzeitig (1964-65) ist sie spec. U. S. Pub. Health fel. an der Temple University. In den Jahren 1969,1970 und 1977 dreimonatige Studienaufenthalte in London und Lausanne.
Im Laufe ihres Lebens hat H. F. H wegweisende Studien über den Effekt von Bakterien auf Tumore durchgeführt. Ihre Arbeit trägt zur Verhinderung des Abstoßens von Organtransplantaten durch den Körper bei. In einer Pilotstudie verabreicht sie KrebspatientInnen einen bakteriellen Impstoff, auf den heftige positive Reaktionen selbst bei PatientInnen im Endstadium erfolgen. Die Mikrobiologin, Immunologin und Krebsforscherin geht 1990 in Pension und ist noch bis 2001 als emeritierte Professorin in der Forschung tätig. Sie bleibt ihr ganzes Leben lang politisch aktiv. Zuletzt lebte sie in Abington. Die letzten vier Monate verbringt sie dort in dem Alterheim Rydal Park, wo sie im 88. Lebensjahr schließlich an einem Herzversagen stirbt. Ihr Ehemann war bereits im Juli verstorben.
H. F. war Mitglied der Sigma Xi, der American Association of Immunologists, der American Assn. For Cancer research und der Society of American Bacteriologists; 1966-70 erhält sie den Career Development Award des U.S. Public Health Service Commissioned Corps.

Werke

Ca. 35 Veröffentlichungen in: „British Journal of exp. Pathology“, „Cancer research“, „Journal of Immunology“, „Proceedings of the Am. Assn. Cancer Research“, „Immunology“.

Literatur / Quellen

Röder, W. / Strauss, H. A. (Hg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (= International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945). 3 Bde. München, 1980-1983.

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