Hamadani Roswitha
* 7.8.1944, Graz, Stmk.
Herkunft, Verwandtschaften: Sie wird im Krieg geboren, ihre Mutter und ihre Tante müssen mit ihr, noch bevor sie ein Jahr alt ist, vor den Russen nach Kärnten flüchten, von wo sie erst nach Friedensschluss zurückkehren. In den Nachkriegswirren trennen sich ihre Eltern. Bei der Scheidung wird sie, damals noch absolut unüblich, dem Vater zugesprochen, weil die Mutter sich weigert, für sie zu sorgen. Daher wächst sie bei ihrer Tante, der Schwester ihres Vaters auf, an der sie bis zu deren Tod in hohem Alter mit großer Liebe hängt.
Ihr Mädchenname lautet Pichler.
Ausbildungen: In Graz und Zagreb studiert sie von 1962 bis 1971 Slawistik und Germanistik, dissertiert über den Nobelpreisträger für Literatur (1961) Ivo Andrić und schließt das Studium mit dem Doktorat ab. 1971/72 erhält sie ein Österreichisches Arbeitsstipendium für Literatur, veröffentlicht literarische Arbeiten in Lyrik und Prosa in Anthologien, Zeitungen und Zeitschriften und beschäftigt sich seit 1972 auch mit Malerei (Ausstellungen in Graz, Hamburg, München, Wien und Veszprem), ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung und des Künstlerbundes Graz.
Laufbahn: Ihr Mann, Nematollah Hamadani-Dabagh, kehrt nach dem Abschluss seines Studiums in den Iran zurück. Kurz darauf wird dort der Schah Reza Pahlevi vertrieben und der Regimewechsel findet statt, die Spur ihres Mannes verliert sich.
Vom Bund erhält sie als Förderung einen Halbtagsposten an der Universitätsbibliothek Graz. Sie absolviert in Wien die Bibliotheksausbildung. Neben ihrer Tätigkeit als Bibliothekarin, die sie mit großem Engagement ausübt, ist sie weiter unter dem Namen Roswitha Hamadani künstlerisch tätig. Sie schreibt, malt und beschäftigt sich unter anderem auch mit der Herstellung von Puppen (z. B. Ausstellung „Puppen und Püppchen“ 1981 in der „Bücherstube“ in Graz, Prokopigasse 6). Nach langwierigen Nachforschungen stellt sich heraus, dass ihre Ehe in Teheran getrennt wurde. Am 2.5.1980 heiratet sie den „bekannten und beliebten Schauspieler Daniel Reinhard“ (Neue Zeit, 3.5.1980, S. 5), Mitglied des Ensembles des Grazer Schauspielhauses. Die Bibliothek als das „Gedächtnis der Menschheit“ und Labyrinth des Wissens fasziniert und regt sie zu ihrem ersten Roman „Ein Mann kauft einen Sessel“ an. Das Buch erscheint 1981 unter Reinhard-Hamadani im Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei.
1980 gibt Roswitha Reinhard ihre Stelle in der Universitätsbibliothek Graz auf und zieht mit ihrem Mann Daniel in seine Heimatstadt Zürich. Dort arbeitet sie als Freelancer in einer Public Relation Agentur, welche die zu der Zeit boomende Firma Swatch betreut. Sie schreibt einen weiteren Roman „Ein Jäger trat aus einem Strauch“ (wieder unter dem Namen Roswitha Hamadani), der 1984 im Züricher Ammann Verlag erscheint. Daneben schreibt sie Hörspiele, malt und fertigt Puppen an.
1986 unternimmt sie mit ihrem Mann die erste Tibet-Reise, welche ihrem Leben eine entscheidende Wende gibt. Unter dem Eindruck dieses Landes besucht sie 1988 das Tibet-Institut in Rikon, das einzige tibetisch-buddhistische Kloster im Westen, das im Jahr 1968 auf Anregung des XIV. Dalai Lama von den Brüdern Henri und Jacques Kuhn gegründet wurde. Von 1992 an arbeitet sie dort 16 Jahre zunächst als Bibliothekarin und Sekretärin, ab 2005 nur mehr als Bibliothekarin. 2000 wird ihre Ehe mit Daniel Reinhard geschieden, nachdem das Paar bereits länger getrennt lebt, zum Teil bedingt durch die wechselnden Engagements von Daniel.
Mit 16 Jahren kommt Roswitha durch ein Gedicht von Rabindranath Tagore mit dem Buddhismus in Berührung, damals noch nicht so in Mode wie heute. Sie vertieft sich in die Reden des Buddha, die sie trotz damals üblicher frauenverachtender Tendenz zunehmend als philosophisches System fesseln. Im Tibet-Institut lernt sie den gelebten Buddhismus der tibetischen Mönche kennen, das Kloster wird für sie so etwas wie eine Heimat. Die Arbeit ist fordernd, Roswitha führt ein neues Veranstaltungsprogramm ein, und da sie täglich von Zürich und zurück einen Arbeitsweg von über zwei Stunden zu bewältigen hat, fehlt die Zeit für ihre künstlerischen Bestrebungen. Was sie unter dem Eindruck, dass Erfolg weniger von der Qualität der Arbeit als von entsprechender Vermarktung abhängt, nicht weiter bedauert.
In der Zeit von 1992 bis 1996 unternimmt sie drei weitere Reisen nach Tibet. Bei ihrem Anstellungsgespräch für die Stelle im Tibet-Institut lernt sie Jacques Kuhn, einen der beiden Gründer kennen, der damals das Amt des Vizepräsidenten im Stiftungsrat bekleidet. Durch die enge Zusammenarbeit im Institut kommen die beiden einander näher und es entsteht eine enge Beziehung. Sie leben zehn Jahre zusammen, bis sie 2007 heiraten.
Als Jux erwähnt Jacques eines Morgens beim Frühstück die Idee für einen Kriminalroman. Daraus entsteht ein Tösstal-Krimi, von denen sie in der Folge mit viel Engagement und noch mehr Vergnügen weitere zwei Bände verfassen. Der vierte Band, der als fünfteilige Serie geplanten Reihe soll 2019 erscheinen. Jacques stirbt am 30. Dezember 2016, nachdem er Roswitha kurz vor seinem Tod das Versprechen abgenommen hat, das Buch fertig zu schreiben.
Auszeichnungen: 1978 Paula-von-Preradović-Preis für Lyrik, 1986 Rauriser Förderungspreis zusammen mit Walter Müller und Gerhard Lacroix, 1986 2. Harder Literaturwettbewerb (Kurzgeschichten).
Literatur / Quellen
Persönliche Kontakte, Zeitungsartikel, biographische Angaben in den Publikationen.
Werke
Motive und Motivationen im literarischen Werk von Ivo Andrić. Versuch einer Analyse. Graz 1978. (= Dissertationen der Universität Graz 41).
Zeitbomben. Gedichte. Baden bei Wien 1979. (= Reihe Lyrik aus Österreich Bd.13).
Ein Mann kauft einen Sessel. Die seltsamen und nicht immer ernstzunehmenden Abenteuer des Amtswartes Franz Haas. Wien 1981.
Ein Jäger trat aus einem Strauch. Zürich 1984.
Gemeinsam mit Jacques Kuhn unter KuhnKuhn:
Umarme mich, Traum. Erzählungen. Neptunverlag, Kreuzlingen 2013.
Nachsuche, ein Tösstal-Krimi. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2013.
Hasensterben, ein Tösstal-Krimi. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2015.
Fusslos, ein Tösstal-Krimi. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2016.
Mondnackt, ein Tösstal-Krimi. Gmeiner-Verlag, 2019.
Ich freue mich heuet, weil ich hiermit einen herzlichen Gruß an Roswitha Hmadani schreiben kann :-)*********
Nach laaanger Zeit.
Alles Liebe Dir herzlich Ingeborg Hiel
freue mich heute (nicht heuete !) auch…..
Hoffe, dass Du es doch einmal liest… oder auch in die Bücherstube kommst…. ?
Herzliche Grüsse aus Medellin Kolumbien der Stadt des ewigen Frühlings Daniel R.
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