Cadivec Edith
Geb. 1880
Gest. ? nach 1953
LebenspartnerInnen, Kinder: Tochter: Edith-Françoise; Pflegetochter: Grete Pilz. Die Kinder wurden nach Aufdeckung der Affäre dem Luisenheim für gefährdete Kinder übergeben.
Ausbildungen: Pensionat der Schulschwestern und Lehrerinnenbildungsanstalt der Ursulinen in Graz.
Laufbahn: 1904 Lehrerin im Lycée de filles von Notre-Dame in Paris, später Erzieherin in Wiener Bürgerhäusern. 1916 Eröffnung einer „Sprachschule für moderne Sprachen“. 1924 wurde sie in Wien im sogenannten „Sadistenprozess“ wegen sadistischer Gewalttätigkeit an Minderjährigen zu sechs Jahren schweren Kerker verurteilt, später aber amnestiert. Beteiligt waren auch durchaus namhafte Mitglieder der Gesellschaft, die unter Vorgabe des Besuchs der Sprachschule den Züchtigungen der Kinder durch die Lehrerin beiwohnten. Nach ihrer Entlassung schrieb E. C. autobiografische Werke erotischen Inhalts, wobei sie eine Philosophie des Sadomasochismus zu erörtern versuchte. Für 1937 findet sich in den Akten der Hinweis auf eine Psychiatrierung. 1940 wird E. C. teilentmündigt und das Amtsgericht Wien bewilligt das „Armenrecht“ für die mittellose, alternde Frau. Die Jahre 1951 und 1952 verbringt die ehedem berühmt-berüchtigte Sprachlehrerin in der psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof. Zuletzt dokumentiert ist ein Antrag vom April 1953, in dem die nunmehr 73-jährige – erfolglos wie schon bisher – Haftentschädigung fordert. Danach verliert sich ihre Spur.
Werke
„Mein Schicksal. Bekenntnisse“ (1926), „Eros, der Sinn meines Lebens“ (1923)
Literatur / Quellen
Schmid-Bortenschlager 1982, Woisetschläger 2008