Breuer Josefa; Pädagogin und Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 15.11.1920
J. B. wurde am 15. November 1920 in Wien als Tochter von Franz und Josefa Breuer geboren. Die Familie war streng katholisch. Bereits als junges Mädchen war J. B. Anhängerin des Dollfuß’schen Ständestaats und Mitglied des Österreichischen Jungvolks. Sie besuchte das Untergymnasium und anschließend die Lehrerinnenbildungsanstalt, wo sie 1939 die Reifeprüfung mit Auszeichnung ablegte. Anfang 1940 trat sie eine Stelle als Volksschullehrerin in Mödling an. Etwa im Sommer 1939 fand J. B. Anschluss an die „Österreichische Bewegung“ (auch „Österreichische Front“) des Jusstudenten Friedrich Theiss, eine katholisch-konservative Widerstandsgruppe, die für die Unabhängigkeit Österreichs eintrat. Theiss gründete innerhalb der Organisation eine eigene Mädchengruppe. J. B. übte das Amt einer Kassierin aus, indem sie Mitgliedsbeiträge und Spenden einsammelte und die Kassa aufbewahrte. Auch warb sie weitere Mitglieder und organisierte Zusammenkünfte der Mädchengruppe, der auch ihre jüngere Schwester Edith angehörte. Anfang 1940 erhielt die Gestapo Kenntnis von der illegalen Organisation. J. B. wurde am 7. Februar in der elterlichen Wohnung festgenommen und bis 13. Juni 1940 im Wiener Landesgericht inhaftiert. Nach ihrer Entlassung durfte sie ihren Beruf als Lehrerin nicht mehr ausüben und arbeitete als Büroangestellte. Obwohl ursprünglich wegen Hochverrats ermittelt wurde, lautete die Anklage gegen die Mitglieder der „Österreichischen Bewegung“ schließlich auf Verstoß gegen das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien. Im Prozess vor dem Sondergericht II beim Landgericht Wien am 17. Dezember 1941 wurde J. B. zu 10 Monaten Haft verurteilt. Die Reststrafe auf die Untersuchungshaft wurde auf Bewährung ausgesetzt. Unmittelbar nach dem Ende des Krieges trat sie in die Österreichische Volkspartei ein. Im Juni 1945 konnte sie ihren Beruf als Volksschullehrerin wieder aufnehmen. 1968 wurde sie zur Volksschuldirektorin ernannt. 1973 promovierte sie in Pädagogik zum Dr.phil. J. B. ist Trägerin des Ehrenzeichens für Verdienste um die Befreiung Österreichs und des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien. Sie ist Mitglied der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten, wo sie im Wiener Landesvorstand tätig war, und gehörte lange Jahre dem Vorstand des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes an.
Qu.: DÖW 4.381, 9.363, 20.000/b553, 20.100/1168, Curriculum vitae. In: Karl Linkes Theorie des Gesamt- und des Sprachunterrichtes. Wien, Diss., 1972.
W.: „Karl Linkes Theorie des Gesamt- und des Sprachunterrichtes. Diss. Univ. Wien“ (1972)
L.: Dokumentationsarchiv 1992b, Als die Gestapo kam … In: Der Freiheitskämpfer, Nr. 2, Juni 1993, S. 11
Christine Kanzler