Zernik Clementine

geb. Bloch, verh. Bern; Juristin, Rechtsanwältin, Übersetzerin, Journalistin und Bibliothekarin
* 28.9.1905, Wien, † 31.12.1996, New York City/NY, USA

Herkunft, Verwandtschaften: Österreichische Staatsbürgerschaft, 1943 US-Staatsbürgerschaft; Mutter: Olga, geb. Bermann (1879 (?)–1969), 1939 Emigration nach Palästina, 1949 USA; Vater: Dr. Max Bloch (1876–1947), Finanzrat, 1939 Emigration nach Palästina; Schwester: Erna Safieh (†1974). Onkel: Richard Bermann (Pseud. Arnold Höllriegel).
LebenspartnerInnen, Kinder: In erster Ehe verheiratet mit Oskar Bern, Architekt, in zweiter Ehe mit Herbert Zernik (*1899), 1937 Emigration in die USA.
Ausbildungen: Studium der Rechtswissenschaften in Wien, 1930 Promotion; in New York ab 1939 Student Teachers College Columbia University, 1941 M.A.; 1954–56 Studium an der School of Library Science, Columbia University, 1956 M.S.
Laufbahn: 1930–38 Rechtsanwaltsanwärterin und Rechtsanwältin in Wien, ab 1936 eine der ersten Strafverteidigerinnen in Wien. Sie arbeitete vor allem als Armenverteidigerin und am Jugendgericht. Juli 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft Ausschluss aus der Rechtsanwaltskammer. Ein Affidavit ließ sie verfallen um ihren inhaftierten Vater helfen zu können. August 1938 nach New York, 1938–39 Arbeit in einer Speditionsfirma in New York, 1940–43 Generalsekretärin der „Austrian Action“, Leitung der gesamten organisatorischen Arbeit, der materiellen Hilfe und juristischen Beratung für EmigrantInnen; ab 31.12.1943 US-Staatsbürgerin. 1943–44 Mitarbeiterin des British Information Service, ab 1944 OWI (Office of War Information), Rundfunktätigkeit und Übersetzung abgehörter deutscher Radiosendungen, 1944–45 American Broadcasting Station in Europe in London, u. a. verantwortlich für Sendungen nach Österreich; Juli 1945 Rückkehr nach New York, ab Anfang 1946 Mitarbeiterin der United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA), zeitweise Direktorin von Lagern für Kinder und Displaced Persons u. a. in Eschwege/Werra, 1947 wieder in New York, Bibliothekarin an der UN-Library Lake Success/N.Y., 1948–75 als UN-Angestellte Bibliothekarin an der New York Public Library. 1962–64 ehrenamtliche Mitarbeiterin des österreichischen Konsulats in New York; seit 1959 Mitglied, zeitweise Vorstandsmitglied und Präsidentin der Austrian American Federation, Mitarbeit am Austrian Institute. Oktober 1975 Pensionierung. 1978 zur Präsidentin der Austrian American Federation gewählt. Sie fühlte sich stets als „Herzensösterreicherin“ und beantragte noch 1993 neuerlich ihre österreichische Staatsbürgerschaft, wozu sie meinte: „The circle of my life has been fulfilled.“
Auszeichnungen, Mitgliedschaften: 1977 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1980 Goldenes Doktordiplom der Universität Wien, 1985 Silbernes Ehrenzeichen der Stadt Wien.

Literatur / Quellen

Literatur
Blumesberger, Susanne/Doppelhofer, Michael: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. Hg. v. der Österr. Nationalbibliothek. München 2002.
Bolbecher, Siglinde/Kaiser, Konstantin: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien 2000.
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.): Erzählte Geschichte. Berichte von Männern und Frauen in Widerstand wie Verfolgung. Bd. 3: Jüdische Schicksale. Berichte von Verfolgten. Wien 1992.
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.): Österreicher im Exil. 1934–1945. Eine Dokumentation. USA 1938–1945. 2 Bde. Wien 1995.
Douer, Alisa: Die Zeit gibt die Bilder. Wien 1992.
Hall, Murray G./Renner, Gerhard: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien 1992.
Hartenstein, Elfi: Heimat wider Willen. Emigranten in New York. Begegnungen. Berg am See 1991.
Muchitsch, Wolfgang: Mit Spaten, Waffen und Worten. Die Einbindung österreichischer Flüchtlinge in die britischen Kriegsanstrengungen 1939–1945. Wien/ Zürich 1992.
Röder, Werner/Strauss, Herbert A. (Hg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (= International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945). Bd. 1. München 1980–1983.
Röwekamp, Marion: Juristinnen. Lexikon zu Leben und Werk. Baden-Baden 2005.
www.aeiou.at

Quellen
Videodokumentation am Institut für Publizistik Wien, DÖW, Institut für Zeitgeschichte, München, Tagblattarchiv (Personenmappe), Literaturhaus/Exilbibliothek, Deutsches Exilarchiv in Frankfurt.