Amstädter, Beate
* 20. Juli 1916 Mährisch-Trübau (Nordmähren, heute Tschechien), † 30.1.2017
Herkunft, Verwandtschaften: Vater Dr. Karl Woletz, Jurist im Staatsdienst der k.k. Monarchie in Mährisch-Trübau und nach dem 1. Weltkrieg Jurist bei der oberösterreichischen Landesregierung. Mutter: Maria Woletz, geb. Knirsch, Apothekerstochter. Sie hatte eine Schwester, die Pharmazie studierte.
Ausbildungen: Nach der Matura mit ausgezeichnetem Erfolg an der Frauenoberschule in Linz inskribierte sie im Wintersemester 1935/36 an der Universität Wien und besuchte Vorlesungen und Übungen aus Botanik, Zoologie, Mineralogie, Petrographie, Geologie, Paläontologie, Physik, Chemie und Astronomie zunächst für das Lehramt Naturgeschichte und Physik bis 1938. Die mineralogischen Exkursionen haben ihr so gut gefallen, dass sie beschloß Mineralogie zu studieren. Sie wurde Schülerin des Petrographen Prof.Dr. Alfred Himmelbauer und hat ab dem Wintersemester 1938/39 am mineralogisch-petrographischen Institut an ihrer Dissertation „Der Schwermineralinhalt der Sande des Kampflusses“ gearbeitet. Sie wurde von 1940–1942 wissenschaftliche Hilfskraft bei Prof. Himmelbauer. Im November 1941 hat sie das Studium mit den Rigorosen in Mineralogie, Petrographie, Geologie unnd Philosophie abgeschlossen und wurde am 1. Dezember 1941 zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert.
Laufbahn: Woletz hat sich 1942 um eine Stelle an der Geologischen Bundesanstalt, die damals Geologische Landesanstalt-Reichsamt für Bodenforschung Zweigstelle Wien hieß, beworben. Da die Männer im Kriegsdienst waren, hat man erstmals in der Geschichte dieser angesehenen wissenschaftlichen Institution, die 1849 gegründet wurde, während des 2. Weltkrieges auch Geologinnen aufnehmen müssen. Woletz hat zunächst mit Erdölgeologen Bohrkerne aus dem Wiener Becken bearbeitet.
Wegen der Bombenangriffe mußte im März 1945 die Dienststelle des Direktors Dr. Franz Lotzemit, einer Gruppe Angestellter, zu denen auch Woletz gehörte, mit wertvollem Karten- und Aktenmaterial zuerst nach Wilhering und dann nach Stift Kremsmünster verlegt werden. Woletz hat in Oberösterreich im Arbeitsprogramm der Geologischen Landesanstalt Unterlagen für die Herstellung einer Grundwasser- und Quellenkarte gesammelt und eine Zusammenstellung von Brunnen- und Quellwasseranalysen gemacht. Gemeinsam mit den Anstaltsgeologen Dr. Rudolf Grill und Dr. Leo Waldmann hat sie nach Kriegsende im September 1945 den Rücktransport des Erdöl- und Kartenarchivs und anderen Aktenmaterials von Oberösterreich nach Wien organisiert Sie selbst durfte mit Erlaubnis des Direktors bis Ende 1946 in Linz bleiben, da ihre Wohnung in Wien durch einen Bombentreffer zerstört wurde. Nach der neuen Arbeitsgliederung der Geologischen Bundesanstalt unter dem Direktor Dr. Gustav Götzinger war sie Leiterin des Bohrarchivs. In dieser ersten Nachkriegszeit waren alle geologisch wissenschaftlichen Tätigkeiten hauptsächlich auf wirtschaftlich interessante Rohstoffe ausgerichtet.
Nach ihrer Rückkehr an die Geologische Bundesanstalt in Wien hat sie sich mit Grundlagenforschung in Sedimentpetrographie beschäftigt. Von 1946–1958 konnte sie sich vorwiegend ihrem wissenschaftlichen Aufgabengebiet widmen. Sie hat ein Labor eingerichtet und die äußerst erfolgreiche Arbeitsmethode der schwermineralanalytischen Untersuchungen und Messungen für die geologische Landesaufnahme und die Rohstoffforschung entwickelt und durchgeführt. Ab 1958 wurde sie von der wissenschaftlichen Arbeit immer mehr in die Redaktionstätigkeit für die hauseigenen Publikationen gedrängt. Die Herausgabe von eigenen Druckwerken gehörte seit der Gründung zu den gesetzlichen Hauptaufgaben dieser wissenschaftlichen Institution. Zu den Druckwerken, die unter die redaktionelle Kompetenz von Woletz fielen, gehörten:
Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt mit Sonderbänden 1957–1975;
Abhandlungen 1971–1975; Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt mit Sonderbänden und Sonderheften 1958–1975; „Geologie der Österreichischen Bundesländer in kurzgefaßten Einzeldarsellungen (Salzburg 1960, 2. Auflage 1970, Niederösterreich 1962, Wien 1968), ein Heft: Abriß der Geologie von Österreich; Erläuterungen zu geologischen Karten 1961–1975.
Durch ihren tatkräftigen Einsatz sind 19 Bände und 15 Sonderbände des Jahrbuches, 19 Jahrgänge und mehrere Sonderhefte der Verhandlungen erschienen. Daneben sind auch 14 Bände Erläuterungen zu den Geologischen Kartenwerken, 4 Bände der Geologie der Österreichischen Bundesländer und 6 großformatige Bände der Abhandlungen in ausgezeichneter Aufmachung unter der Redaktion von Woletz herausgegeben worden.
Die hauseigenen Publikationen gingen und gehen auch heute noch zu einem großen Teil in den internationalen Schriftentausch. Durch die große Zahl (450–600) der Tauschpartner erhält die Bibliothek regelmäßig bedeutende Zuwächse.
Es war Woletz durch ihre Herausgebertätigkeit kaum mehr möglich, angefangene wissenschaftliche Projekte, die immer wieder unterbrochen werden mussten, zu Ende zu führen. In Briefen hat sie bedauert, dass ihre Untersuchungsergebnisse „in den Kästen vermodern“ und nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Sie musste die meiste Zeit für die Korrespondenz mit den Autoren, mit den Vorbereitungen der Druckfahnen und den Laufereien mit den vielen tausenden geklebten Seitenmontagen in die Druckerei verbringen. Ein besonderes Anliegen war ihr immer ein einheitliches Lay-out der vielen verschiedenen Beiträge zu erzielen. Zur Bewältigung der Herausgabe der Publikationsreihen wurde sie ab 1972 zunächst von dem Geologen Dr. Werner Fuchs, und später von Dr. Franz Bauer und Dr. Manfred E. Schmid unterstützt. Neben diesen Tätigkeiten hat sie immer noch Schwermineralanalysen für die Geologische Landesaufnahme und wissenschaftliche Projekte durchgeführt.
1972 wurden in den Verhandlungen Richtlinien zur Abfassung von Manuskripten veröffentlicht. Mitteilungen der Schriftleitung an die Autoren informierten über die Zeitschriften Jahrbuch, Verhandlungen und Abhandlungen.
In den letzten Jahren ihrer Dienstzeit von 1975–1979 war sie Leiterin der Abteilung Dokumentation und Information und damit verantwortlich für die laufenden Redaktions- Verlags-, Publikations-, Bibliotheks- und Archivtätigkeiten. In ihrer Schaffensperiode kam es ab 1972 durch die Anstellung eines promovierten Erdwissenschaftlers (Dr. Tillfried Cernajsek) als Leiter der Bibliothek und einer Hilfskraft (Johanna Pöltl) zu bedeutenden Verbesserungen und Fortschritten in der Organisation der Bibliothek, die die zentrale Dokumentations- und Informationsstelle für Geowissenschaften in Österreich ist. Nachdem in den 70iger Jahren das EDV- Zeitalter an der Geologischen Bundesanstalt Einzug gehalten hatte wurden Systeme erarbeitet, um die Daten aus den verschiedenen Sparten der Geologie in Datenbanken zu speichern und öffentlich zugänglich zu machen. Ab 1976 konnten die an der GBA anfallenden Proben- und Analysendaten laufend gespeichert werden und es wurde begonnen eine umfassende Dokumentation geologischer Karten des österreichischen Staatsgebietes aufzubauen. Die Vorarbeiten dafür hat vor allem der Geologe Dr. Wolfgang Schnabel geleistet.
Frau Dr. Woletz hatte auch eine dichterische Ader und ein mehrstrophiges Gedicht, das als streng geheim und nur für den Dienstgebrauch als internes Rundschreiben den Geologen des Hauses am 1. April 1954 mit dem Titel: „Verhaltens- und Wetterregeln kund und zu wissen getan“ gewidmet war, dürfte sie verfaßt haben.
Literatur / Quellen
Cernajsek, T.: Bibliothek. In: Die Geologische Bundesanstalt in Wien. Böhlau, Wien 1999, S. 289–300.
Daurer, A.: Veröffentlichungen. In: Die Geologische Bundesanstalt in Wien. Böhlau, Wien 1999, S. 303–324.
Schnabel, W.: Grundlagen für den Aufbau der GBA als Dokumentations-und Informationszentrale für Geowissenschaften und Geotechnik in Österreich (unveröffent. Bericht). Wien, 12. April 1972, 10 Bl., Bibl. Geol. B.–A./Wiss. Arch.
Schnabel, W.: Lebenslauf von Dr. Gerda Woletz, Chefgeologe der Geologischen Bundesanstalt. 2 Bl. unveröff. Manuskript 1974, Bibl. Geol. B.–A. Wien.
Schönlaub, H. P./Hofmann Th./Schedl, A.: Heiter-besinnlicher Rückblick. In: Die Geologische Bundesanstalt in Wien. Böhlau, Wien 1999, S. 538.
Werke
Wissenschaftliche Publikationen von Woletz siehe Beitrag in Korotin, Ilse/Stupnicki, Nastasja (Hg.): Biografien bedeutender österreichischer Wissenschafterinnen. Böhlau, Wien/Köln/Weimar, Wien 2018, S. 962-966.
Gem. mit Fuchs, W. : Richtlinien für die Abfassung von Manuskripten. Verh. Geol. B.-A. 1972, H. 3, A 113–A 116, Wien.
Abteilung Dokumentation und Information. Verh. Geol. B.-A. 1975/ H. 1, A 14–A 16, Wien.
Abteilung Dokumentation und Information. Verh. Geol. B.-A. 1976/H. 1, A 21–A 22, Wien.
Dokumentation und Information. Verh. Geol. B.-A. 1977/H.1, A 24–A 26, Wien.
Dokumentation und Information. Verh. Geol. B.-A. 1978/H.1, A33–A 36, Wien.
Dokumentation und Information. Verh. Geol. B.-A. 1979/H.1, A 58–A 60, Wien.
Etwas irritierend Kopfzeile:
Amstädter, Beate
Geologin und Redakeurin
korrekt:
Woletz, Gerda Annemarie
Geologin und Redakteurin