Wamser Anna, geb. Zingl; Widerstandskämpferin

Geb. Wien, 18.8.1908

Gest. Wien, 23.1.1990

Herkunft, Verwandtschaften: A. W. wurde 1908 in Wien als Tochter von Franz und Berta Zingl geboren. Der Vater war Betriebsleiter einer Spinnerei, die Mutter starb als A. 13 Jahre alt war. Nach Absolvierung der Volks- und Hauptschule führte sie den Haushalt des Vaters. Diese Tätigkeit setzte sie auch nach ihrer Verehelichung am 1. Oktober 1938 mit dem Sattlergehilfen Franz Wamser fort.

Laufbahn: Laut Gerichtsurteil des Oberlandesgerichts Wien war A. W. seit 1926/27 Mitglied der SPÖ und des Arbeiterturnvereins. Nach dem Verbot der SPÖ habe sie sich der kommunistischen Partei zugewandt und für führende KommunistInnen – wie etwa dem Leiter der KP für das Wiener Gebiet, Josef Csarmann – Räumlichkeiten organisiert, die als Anlaufstelle genutzt und in denen Schriftstücke abgefasst werden konnten. Weiters wurde A. W. der Vervielfältigung und Verteilung einer kommunistischen Resolution „Der Kampf Österreichs um die Befreiung von der Fremdherrschaft, Resolution des Zentralkomitees der KPÖ“ beschuldigt. In dieser Resolution heißt es: „Zur Führung eines erfolgreichen Kampfes gegen die nationale Verhetzung und Irreführung des Volkes, insbesondere der Jugend durch den grossdeutschen Chauvinismus, ist es notwendig, die unter der KP., dem komm. Jugendverband gesammelte Arbeiterbewegung im Geiste Marx’s, Engels, Lenin’s und Stalin’s zu erziehen. Anknüpfend an die Kampftradition des österreichischen Volkes gilt es, in der Jugend das Bewusstsein zu wecken und zu fördern, da es eine Ehrenpflicht und ein Fortschritt ist, das österreichische Volk von der Fremdherrschaft zu befreien. […] Im Kampfe um das Selbstbestimmungsrecht des Volkes ist es notwendig und möglich eine breite österreichische Freiheitsfront zu schaffen. Die ganze strategische Orientierung der österreichischen Arbeiterklasse muss darauf gerichtet sein, eine feste Einheit des österreichischen Volkes gegen den Hitlerfaschismus für ein unabhängiges, demokratisches freies Österreich herzustellen […].“

A. W. wurde am 19. November 1938 festgenommen und am 17. Dezember 1940 vom Oberlandesgericht Wien zu zwei Jahren und neun Monaten Haft sowie zu drei Jahren „Ehrverlust“ verurteilt. Die Haft verbüßte sie zunächst in Wien, später im Frauenzuchthaus Aichach. Im Herbst 1941 wurde sie nach Ravensbrück überstellt und bekam die Häftlingsnummer 8283 zugewiesen. A. musste dort in der Schuh- und Bekleidungskammer arbeiten, bis sie nach insgesamt fünfeinhalb Jahren Haft Ende April 1945 befreit wurde.

Sie kehrte am 20. Juli 1945 mit dem von Friedl Sinclair und Rosa Jochmann organisierten Transport nach Wien zurück. Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie zunächst als Bürokraft, später war sie ausschließlich Hausfrau. A. W. verstarb am 23. Jänner 1990 in Wien im 82. Lebensjahr.

Qu.: Sonderbestand Ravensbrück am DÖW: 50.830/617; 50.901/688; 50.993/778; 50.211/61b; 50.403/241, DÖW: 20.000/w301 (Anklageschrift des Generalstaatsanwalts v. 16.8.1940), DÖW: 7716 (Urteilsschrift des Oberlandesgericht Wien), DÖW: Erkennungsdienstliche Kartei der Gestapo Wien; VGA, Nachlass Rosa Jochmann: Liste „Österreicher, die sich noch im KL. Ravensbrück befinden“, KZ-Verband Wien: Fragebogen.

Helga Amesberger