Wächter, Hermine

Bibliothekarin
*13.12.1914 Wien, † 21.01.2002 Wien

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des Hauptschullehrers Josef Wächter (1886–1950) und Hedwig Wächter (1891–1976), Schwester von Otto Wächter (geb. 1923).
LebenspartnerInnen, Kinder: Ledig, keine Kinder.
Ausbildungen: Fünfklassige Volksschule, Realschule Wien XVI, Juni 1932 Matura, 1933–1934 Abiturentenkurs für Mittelschulmaturanten an der Wiener Handelsakademie (Juni 1934 Abschlussprüfung). Die Ergänzungsprüfung in Latein am Staatsgymnasium Wien XVI hat sie am 14.2.1939 mit gutem Erfolg abgelegt. Die Prüfung für den mittleren Bibliotheksdienst legte sie am 13.5.1939 mit ausgezeichnetem Erfolg ab.
Laufbahn: Vom 15.9.1934 bis November 1936 arbeitete sie im Rahmen des „Freiwilligen Arbeitsdienst“ an der Nationalbibliothek Wien (NB), blieb als Volontärin bis Mai 1937 an der Bibliothek und wurde mit Juni 1937 als Ausbildungskandidatin für den mittleren Bibliotheksdienst zugelassen.
Ab März 1938 wurde sie zur Vertretung von Eva Maria Pokorny in den Kanzleidienst aufgenommen, die nach dem Mutterschutz die Stelle mit Ende Juni kündigen musste und Hermine Wächter im Dienst belassen wurde. Nach ihrer Bibliotheksprüfung bekam sie eine Angestelltenstelle der Vergütungsgruppe VIb und wurde der Arbeitsgruppe zugeteilt, die während der Kriegsjahre im Wesentlichen unverändert am Deutschen Gesamtkatalog unter Ernst Trenkler arbeitete. Von 1943 bis 1945 leitete Hermine Wächter den Fortsetzungskatalog. Von Anfang 1945 bis zum 4. April 1945 war sie als Wehrmachtshelferin der Luftwaffe in Wien verpflichtet. Doch bereits einen Tag später meldete sie sich in der Nationalbibliothek wieder zum Dienst. 1945 und 1946 leitete sie gemeinsam mit Susanne Nöbauer wieder den Fortsetzungskatalog, dann übernahm Susanne Nöbauer die Leitung alleine und führte ihn bis 1955 weiter. In den ersten Nachkriegsjahren half sie aber auch bei der Rückstellung geraubter Bücher und freute sich später sehr, dass Gottfried Bermann-Fischer sie in seinen Lebenserinnerungen erwähnt, in dem er schrieb, dass er „mit Hilfe einer freundlichen Bibliothekarin“ einen Teil seiner Bücher wieder bekommen habe.
Hermine Wächter wurde mit 1.1.1955 zur Bibliothekssekretärin, 1963 dann zum wirklichen Amtsrat ernannt. Zunächst war sie dann mit dem Dublettentausch mit dem deutschsprachigen Ausland, aber auch mit der Congress Library in Washington befasst und hatte in den 1970er Jahren die Leitung und Überwachung des gesamten Tauschverkehrs mit allen westlichen und östlichen Bibliotheken über. Sie war lange Jahre die „rechte“ Hand von Ernst Trenkler und hatte großen Anteil am Entstehen seiner so genannten „Hausgeschichte“ der ÖNB, die er 1973 herausgab. Sie war mit einer Reihe von leitenden Aufgaben betraut und erledigte auch selbständig einen Großteil der Korrespondenz der Erwerbungsabteilung. Hermine Wächter wird durchwegs als „besonders fleißig, gewissenhaft und verlässlich“ beschrieben. Sie war auch Mitglied der Dienstbeurteilungskommission. Mit Wirkung vom 1.1.1975 wurde sie zum Amtsdirektor ernannt. Mit Ende Juli 1975 ging sie in Pension.
Nach ihrer Pensionierung ordnete und katalogisierte sie ehrenamtlich die Bibliothek der „Englischen Fräulein“ in St. Pölten. Anfang der 1990er Jahre arbeitete sie in der ÖNB an der Vorbereitung zur „Bibliographie der Austriaca von 1501–1800“.

Literatur / Quellen

Biblos 12 (1963), S. 33.
Biblos 24 (1975), S. 88.
Trenkler, Ernst: Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek. Zweiter Teil: Die Nationalbibliothek (1923–1967). Hg. v. Josef Stummvoll. Verlag Brüder Hollinek, Wien 1973.
Marianne Jobst-Rieder im Gespräch mit Hermine Wächter. In: Mitteilungen der VÖB, Jg. 44 (1991), H. 1, S. 23–27.
ÖNB Archiv, Verwaltungsakten; ÖStA, AdR, BMU, PA Hermine Wächter; Gespräch mit Otto Wächter, 23.6.2004.

BiografieautorIn:

Christina Köstner-Pemsel

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