Vetter Gertrude

Bibliothekarin
* 25.3.1917, Friesach, Ktn.

Herkunft, Verwandtschaften: Gertrude Vetter wurde am 25. März 1917 in Friesach in Kärnten als Tochter des Bahnbeamten Friedrich Majoran geboren.
Ausbildungen: Sie besuchte zunächst 4 Volks- und 2 Hauptschulklassen in Friesach, die 3. Hauptschulklasse in Spittal/Drau, ab der 4. Klasse das Realgymnasium in Klagenfurt und maturierte 1935. Danach studierte sie an der Universität Wien Geschichte, Philosophie und Romanistik und promovierte am 24. Juni 1940, Thema der Dissertation war: „Das vatikanische Konzil im Spiegel der österreichischen politischen Korrespondenz“.
Laufbahn: Im April 1938 wurde sie als Anwärter in den nationalsozialistischen Studentenbund aufgenommen. Im Sommersemester 1938 in der DAF angestellt, hat sie nach dem Landdiensteinsatz im Burgenland ebendort an einer bevölkerungspolitischen Untersuchung teilgenommen, die vom Wiener Studentenbund im Rahmen des Reichsberufswettkampfes 38/39 durchgeführt wurde.
Ihr Interesse galt allgemein der Volksbildung und besonders dem Büchereiwesen und so entschloß sie sich für den Beruf einer Bibliothekarin. Deshalb absolvierte sie das „Studium für den Dienst an volkstümlichen Büchereien“ an der staatlichen Büchereischule Leipzig, die damals für das gesamte Reichsgebiet zuständig war. Die Prüfung legte sie am 20. August 1942 ab. Da diese Prüfung bei Vollakademikern später von der Republik Österreich auch als Ersatz für die Lehramtsprüfung anerkannt wurde, war Dr. Vetter dazu berechtigt, den Amtstitel Professor zu führen.
Zwischen 1. November 1942 und 15. November 1945 war Vetter als Lehrerin an der Büchereischule Leipzig tätig. Danach kehrte sie nach Österreich zurück, wobei ihre Tätigkeit der unmittelbar folgenden Zeit nicht dokumentiert ist. Sicher ist, dass sie einen Kurs für amerikanische Bibliothekstechnik erfolgreich absolviert hat und am 12. Mai 1947 in den Dienst der amerikanischen Bibliothek beim US-Information-Center Wien eintrat, wo sie bis zum 31.12.1949 tätig war. Schon mit 15.12.1949 wurde Dr. Vetter in den Bundesdienst übernommen und war nun als Bibliothekarin der Büchereistelle des bundesstaatlichen Volksbildungsreferenten für NÖ zugeteilt.
Ihr umfassendes bibliothekarisches Wissen in Verbindung mit einem ausgeprägten Verantwortungsbewußtsein führte dazu, dass Vetter bald mit weiteren, zentralen Aufgaben betraut wurde: Sie hatte bei Büchereistellen anderer Bundesländer das Personal auszubilden und in seine Tätigkeit einzuführen.
Von der Abteilung „Erwachsenenbildung und Volksbüchereiwesen“ (früher Abt. „Volksbildung“ des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst) war sie vor allem mit der Ausbildung des Büchereipersonals für ganz Österreich betraut und war so für die vom Ministerium durchgeführten Schulungen der Mitarbeiter von Volksbüchereien, die zweimal jährlich durchgeführt wurden, zuständig. In der Folge wurde Vetter in den Vorstand der österreichischen Volksbüchereien berufen, seit 1953 bekleidete sie die Funktion des stellvertretenden Obmanns und war entscheidend daran beteiligt, den Ausbildungsplan für hauptberuflich und ehrenamtlich tätige Mitarbeiter in österreichischen Stadt- und Gemeindebüchereien zu erstellen. Die entsprechenden Kurse für österreichische Volksbibliothekare im Bundesinsitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang in Strobl am Wolfgangsee leitete Vetter über viele Jahre selbst und erstellte in Zusammenarbeit mit dem Verband österreichischer Volksbüchereien Unterrichtsbehelfe und terminologische Evidenzmittel für den Büchereisektor.
Als weitere wichtige Aufgabe ist ab 1950 die redaktionelle Arbeit der vom BM für Unterricht herausgegebenen Zeitschrift „Neue Volksbildung“ (später „Erwachsenenbildung in Österreich“) anzuführen. Hier war sie beauftragt worden, einen Buchbesprechungsteil aufzubauen. Sie leitete diesen weit über 20 Jahre und war so durch die von ihr redigierten Buchbesprechungen daran beteiligt, den rund 800 österreichischen Stadt- und Gemeindebüchereien wertvolle Beratungshilfen für die Anschaffung des Buchmaterials bereitzustellen.
Mit Ende des Jahres 1977 trat Vetter in den dauernden Ruhestand ein.
Auszeichnungen: In Anerkennung ihrer Verdienste war Dr. Vetter das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen worden, 1978 erhielt sie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Literatur / Quellen

Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Präsidentschaftskanzlei, Ehrenzeichenantrag; Archiv der Universität Wien.

Werke

Zahlreiche Beiträge (Buchbesprechungen, Tagungsberichte, allgemeine Aufsätze) in: Neue Volksbildung Buch und Bücherei, Neue Folge, hg. BM für Unterricht – später unter dem Titel: Zeitschrift Erwachsenenbildung in Österreich, hg. Bundesministerium für Unterricht und Kunst, Österreichischer Bundesverlag Wien.
Büchereiarbeit in Stichwörtern. Ein Übungs- und Lernbehelf für Bibliothekare im Ehrenamt u. Nebenberuf, vor allem für die Teilnehmer an den Büchereikursen im Bundesheim für Erwachsenenbildung St. Wolfgang/Strobl am Wolfgangsee. (unter Mitarbeit vieler Kollegen zusammengestellt von Gertrud Vetter), hg. vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst, Wien: Erwachsenenbildung in Österreich 1971.

BiografieautorIn:

Veronika Pfolz