Ursina

Anfang 6. Jh. n. Chr.

Der Name erscheint in einem Feld des berühmten Mosaikfußbodens von Teurnia (Tiburnia), der letzten Hauptstadt der römischen Provinz Noricum (heute St. Peter im Holz in der Nähe von Spittal a. d. Drau/Kärnten).

Das Mosaik befindet sich im Seitenschiff einer Kirche, die über einem Märtyrergrab errichtet ist. Es besteht aus 12 Bildquadraten mit stark symbolischem Inhalt und wirkt wie ein Teppich, der aus dem Laienraum auf den Altar zu führt. Eines der Quadrate enthält die Namen des Stifterpaares: URS(IN)US und URSINA. Die Inschrift besagt auch, dass die beiden diesen kostbaren Boden aufgrund eines Gelübdes haben legen lassen. Wahrscheinlich war auch eines der umliegenden Ehrengräber für sie bestimmt, denn man wollte an der Seite des Heiligen begraben werden und mit ihm auferstehen. Kein Zufall auch, dass die beiden Namen in jener Reihe der Quadrate stehen, deren Symbolik sich auf die Taufe und das Altarsakrament bezieht: ein Bekenntnis zum christlichen Glauben in den unruhigen Zeiten des zerfallenden römischen Reiches. (Teurnia wurde 610 von den Slawen endgültig zerstört).

U. ist die Gattin eines der letzten römischen Statthalter von Binnen – Noricum. Beide Stifternamen sind vom lat. Wort ursus (= Bär) abgeleitet. Solche Namen sind in dieser Gegend häufig belegt, gewöhnlich allerdings verbunden mit weiteren Angaben zur Person, z. B. „Sohn/Tochter des…“. Solche Informationen fehlen in dieser Inschrift. Deshalb und weil der Gleichklang des Männer- und Frauennamens auffällt, hat man vermutet, es handle sich um symbolische Namen, um eine Art Titel. Beweisen lässt sich das nicht. Ebenso wenig kann über die Stammeszugehörigkeit ausgesagt werden: ob die Stifter des Mosaiks Romanen oder vielleicht sogar Germanen waren, bleibt offen.

Sicher ist dagegen, dass der damals mächtigste Mann der Provinz seine Ehefrau so hoch schätzte, dass er sie in die Stiftungsinschrift einbezog.

Werke

Literatur / Quellen

L.: Glaser 1992, Pillinger 1989, Wolfram 1995

BiografieautorIn:

Erna Handschur