Truxa Celestina

Cölestine, geb. Graf; Herausgeberin, Redakteurin, Brahms-Erbin und Vereinsfunktionärin

Geb. Verona, Kaisertum Österreich (Verona, Italien) 4.8.1858
Gest. Wien, 20.5.1935

Über C. T.s Herkunft, Kindheit und Jugendzeit ist nichts weiter bekannt. In Erscheinung trat sie erst im August des Jahres 1886 nach dem tödlichen Unfall ihres Ehemannes Leo Robert Truxa, Journalist, als sie die von ihm gegründete, wöchentlich erscheinende „Verkehrs-Zeitung“ als Eigentümerin und Herausgeberin übernahm. Das Blatt verstand sich als „Organ für Eisenbahnbeamte, Locomotivführer, Conducteure, Spediteure und alle Branchen des Eisenbahnwesens“ und wurde von C. T. im Sinne des Gründers bis 1910 weitergeführt.

Im Jahre 1887 bezog sie mit ihren beiden kleinen Söhnen, Robert und Leo jene Wohnung im 4. Bezirk in der Karlsgasse 4, in der Johannes Brahms bereits in Untermiete lebte. Als Hauptmieterin stattete sie diese zu Brahms Wohlgefallen mit ihren eigenen stilvollen Möbeln aus und lebte insgesamt 10 Jahre Tür an Tür mit ihm; Brahms meldete seine Besuche in ihren Räumlichkeiten stets durch das Dienstmädchen an und erkundigte sich interessiert nach dem Wohlergehen ihrer beiden Buben. C. T. organisierte seine häuslichen Belange, rettete unter anderem die „Cello-Stimme“ aus dem 1891 entstandenen „Trio A moll für Pianoforte, Klarinette (oder Bratsche) und Violoncello op. 114“ vollständig zerrissen aus dem Papierkorb, respektierte jedoch Brahms private Bereiche. Erst kurz vor seinem Tod betrat sie seine Räumlichkeiten, um ihn bis zu seiner Sterbestunde am 3. April 1896 zu betreuen. Er hatte C. T. in seinem Testament mit 10.000 Mark bedacht sowie mit dem, was er an Möbeln und Bildern besaß, Objekte, die C. T. 1914 der Gesellschaft der Musikfreunde auf deren Anfrage zum Ankauf anbot.

Im Zeitraum 1898/90 engagierte sich C. T. als stellvertretendes Ausschussmitglied im „Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien“ und bezahlte nachweislich zwei Jahrzehnte lang Mitgliedsbeiträge, daneben war sie eine der Schriftführerinnen der „Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen in Wien“. Um 1903 wurde sie von einflussreichen Damen der Wiener Gesellschaft für die Mitarbeit zur Österreichische Liga zur Bekämpfung gegen den Mädchenhandel“ (später „Österreichische Mädchen- und Kinderschutzliga“), hervorgegangen aus dem Londoner Kongress gegen den Mädchenhandel von 1899, gewonnen. Nachdem sie bald die Führung der Vereinsgeschäfte übernommen hatte, wurde sie 1904 zur Generalsekretärin gewählt. In den folgenden Jahren baute sie den Verein zu einer weitvernetzten Organisation mit Stützpunkten in großen Städten der Habsburgermonarchie aus. Sie gewann finanzkräftige und einflussreiche Persönlichkeiten, etwa die Freiherrn Nathaniel und Albert von Rothschild als Stifter und den Ministerialbeamten Gaertner aus dem k. k. Eisenbahnministerium als Vizepräsidenten und füllte die Funktion der Generalsekretärin nachweislich bis 1914 aus. In der Liga fanden über 5000 junge Frauen in schwierigen sozialen Lebenslagen Unterstützung, unter anderem errichtete die Organisation ein Mädchenschutzhaus in Wien. Als Vereinsadresse fungierte C. Ts. Wohnung in der Köstlergasse 5, die sie nach dem Tod Brahms bezogen hatte und in der sie bis zu ihrem Tod am 20. Mai 1935 mit ihrem Sohn Leo T. lebte. Im März 1922 wurde sie vom Wiener Bürgermeister Jakob Reumann eingeladen, zum 25. Jahrestag des Todes von Johannes Brahms einen eigenen Beitrag zu gestalten und ihre noch bestehenden Kontakte zu ehemaligen Brahms-Freunden mitzuteilen. In einem maschinengetippten Schreiben an den Bürgermeister kam sie dem Ersuchen nach.

Den Nachlass seiner Mutter, Johannes Brahms betreffend, übergab ihr Sohn, Hofrat Ing. Leo Truxa (1884-1976), 1966 der Stadt Wien als Schenkung.

Werke

Literatur / Quellen

Qu.: Verlassenschaftsregister (3A/1935) des Bezirksgerichts Innere Stadt; „Verkehrs-Zeitung, Organ für Eisenbahnbeamte, Lokomotivführer, Conducteure, Spediteure und alle Branchen des Eisenbahnwesens. Organ für Bank- und Versicherungswesen. Nr. 34/ Jg.XIII./1886. Wiener Tagblatt, Nr. 220/19.08.1886. Truxa, Cölestine: Bericht über die letzten Stunden von Johannes Brahms, die sie an seinem Sterbebett verbrachte . – o. O., o. D.. – 4 Bl., eh., abgefaßt. u. U. (Sammlung Johannes Brahms – Cölestine Truxa) Wiener Stadtbibliothek: Handschriftensammlung, Brahms, Johannes: Sammlung Johannes Brahms – Cölestine Truxa .H.I.N. 166260; Truxa, Cölestine: Wie ich mit Johannes Brahms bekannt wurde – Brahms als Hausgenosse. – o. O., 1922. – 22 Bl., eh., Ms., Bleistift Entwurf (Sammlung Johannes Brahms – Cölestine Truxa) Wiener Stadtbibliothek: Handschriftensammlung, Brahms, Johannes: Sammlung Johannes Brahms – Cölestine Truxa. H.I.N. 177152; Jahresberichte des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien. – Wien : Fromme Jg 4.1888/89 – 35.1919/20; Berichte der Österreichischen Liga zur Bekämpfung des Mädchenhandels über die Vereinsjahr 1908 – 1913 und Generalversammlungs-Protokoll von 1909 – 1914; 4. Bericht der Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen in Wien, 1907; Wären nicht die Frauen, Dr. Brahms, Johannes Brahms, ein Film von János Darvas. Produktion:METROPOLITAN, München, 1996. Online in WWW unter http://www.darvas.de/brahms_text.pdf (27.09.2007); Schenkung Leo Truxa: Online in WWW unter: http://www.wien.gv.at/ma53/45jahre/1966/0366.htm (27.09.2007).

L.: Nigg 1893, Pataky 1898, http://aeiou.iicm.tugraz.at/, www.onb.ac.at/ariadne/

BiografieautorIn:

Marianne Baumgartner