Stiassny, Melanie
* 25.3.1876, Wien, † 14.1.1966, Genf, Schweiz
Kunsthistorikerin
1886-1889 besuchte M. St. das Lyzeum des Frauenerwerb-Vereins und erhielt danach Privatunterricht. 1910-1917 war sie Hospitantin der philosophischen Fakultät der Universität Wien. Ab 1911 besuchte sie kunsthistorische und ethnographische Vorlesungen. 1917/18 Inskription als außerordentliche Hörerin, 1919 Reifeprüfung und Zulassung als ordentliche Hörerin der philosophischen Fakultät. 1921 Promotion bei Strzygowski und Schlosser mit der Dissertation „Zur Geschichte der altchinesischen Landschaftsmalerei“.
Noch bevor sie als (ao.) Hörerin an der Universität inskribieren konnte, war M. St. ab 1915 zuerst mit der Stellvertretung, später mit der Leitung der ostasiatischen Abteilung am Kunsthistorischen Institut betraut und von November 1916 bis Juli 1917 Assistenten-Stellvertreterin. 1922 bearbeitete sie mit Ernst Diez die Ausstellung „Ostasiatische Kunst“ im Museum für Kunst und Industrie (heute MAK). Aufgrund dieser Ausstellung verlegte sie ihre wissenschaftlichen Aktivitäten in das Museum am Stubenring und wurde mit der Neuordnung der Asiatika der ethnographischen Abteilung des Naturhistorischen Museums beauftragt. Im Museum für Völkerkunde richtete sie einen Saal für asiatische Kunst ein, welcher aber 1928 im Zuge der offiziellen Museums- Eröffnung wieder aufgelöst wurde. In der Folgezeit wurde M. St. neben Heinrich Glück „zur bestimmenden Person“ in den Asiensammlungen der Wiener Museen. Sie war Mitbegründerin der Arbeitsgemeinschaft zur Pflege asiatischer Kunst und Kultur, der 1925 zum Verein der Freunde asiatischer Kunst und Kultur in Wien wurde. Bis 1938 war sie führend in diesem Verein tätig: bis 1928 als Vereins-Schriftführerin, 1929-38 stellvertretende Vereins-Vorsitzende. M. St. besorgte auch die Herausgabe des Vereins-Jahrbuches. 1938 emigrierte sie in die Schweiz und war als Dozentin an der Universität Genf tätig. Sie veröffentlichte Artikel in Ausstellungskatalogen und in den „Wiener Beiträgen zur Kunst- und Kulturgeschichte Asiens“.
M. St. heiratete 1896 den Rechtsanwalt Dr. Karl Stiassny, das Paar hatte zwei Söhne.
Werke
Schriften
Zur Geschichte der altchinesischen Landschaftsmalerei, Diss. Univ. Wien- erschien unter d. Titel „Bodenständiges und Fremdes in der chinesischen Landschaftskunst“. o. O., 1922.
Gem. mit Diez, E.: Katalog der Ausstellung Ostasiatischer Kunst: Im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie. April- Juni 1922. Rikola, Wien, 1922.
Gem. mit Stix, A.: Ausstellung eurasiatischer Kunst: Nomadenkunst und Tierstil. Koch & Werner, Wien, 1934.
Herausgeberin
Wiener Beiträge zur Kunst und Kulturgeschichte Asiens. Jahrbuch des Vereins der Freunde Asiatischer Kunst und Kultur in Wien. Bd. 4. Krystall, 1930.
Wiener Beiträge zur Kunst und Kulturgeschichte Asiens. Jahrbuch des Vereins der Freunde Asiatischer Kunst und Kultur in Wien. Bd. 5. Krystall, 1931.
Wiener Beiträge zur Kunst und Kulturgeschichte Asiens. Jahrbuch des Vereins der Freunde Asiatischer Kunst und Kultur in Wien. Bd. 6. Krystall, 1932.
Literatur / Quellen
Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. Saur, München, 2002.
www.univie.ac.at/geschichtegesichtet/ bearb. v. Andreas Haubner