Slawata Maria Franziska Gräfin von, geb. Meggau; Obersthofmeisterin

Geb. 1610

Gest. 1676

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Graf Leonhard Helfried v. Meggau (1577-1644), Obersthofmeister Kaiser Ferdinands II. (1578-1637), und Anna Khuen v. Belasy († wohl 1630). Geschwister: Elisabeth (nach 1598-1684), heiratet Graf Friedrich v. Cavriani (1597-1662), Obersthofmeister der Kaiserin-Witwe; Maria Anna (1610-1662) heiratet Caspar v. Starhemberg (1598-1646), Anna (†1698), heiratet Graf Sigismund Ludwig v. Dietrichstein (†1678), Wirklicher Geheimer Rat, innerösterreichischer Hofkammerpräsident; Susanna (†1661) heiratet Graf Heinrich Wilhelm v. Starhemberg (1593-1675), kaiserlicher Obersthofmarschall. Kinder: Ferdinand Wilhelm (1630-1673), böhmischer Hofrichter, heiratet Gräfin Maria Cecilia v. Nachod; Katharina Theresia (1634-1673), Hoffräulein, heiratet Johann Ernst v. Fünfkirchen (†1684), Hauptmann der Leibgarde der Kaiserin-Witwe; Anna Lucie (1637?-1703) heiratet Graf Adolph Wratislaw v. Sternberg (†1705), wirklicher Geheimer Rat, Oberstburggraf von Prag; Johann Joachim (1637-1689), Geheimer Rat, Obersthofrichter und Statthalter in Böhmen, heiratet Gräfin Maria Margaretha Trautson (†1698); Franz Leopold (1639-1691), Domherr in Passau; Johann Karl (1640-1712), seit 1682 Ordensgeneral der Karmeliter; Maria Barbara (1643-1683) ehelicht Graf Christoph Philipp v. Lichtenstein-Castelcorn. Sonstige: Ihr Schwiegervater Wilhelm v. Slawata (1572-1652) war jahrzehntelang böhmischer Oberstkanzler und stand vor allem Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) auch persönlich nahe. Während ihrer Amtszeit als Obersthofmeisterin Erzherzog Leopolds I. war ihre Tante Susanne Veronica Trautson (1580-1648), geb. Meggau, Obersthofmeisterin der kaiserlichen Kinder.

Laufbahn: Die Tochter des kaiserlichen Obersthofmeisters heiratete im März 1627 in Wien Joachim Ulrich v. Slawata (1604-1645), einen Sohn Wilhelm v. Slawatas, welcher nach überstandenem Fenstersturz zu Prag als unerschütterlicher Anhänger Ferdinands II. Karriere machte und jahrzehntelang das Amt des böhmischen Oberstkanzlers inne hatte. Ihr Ehemann war wirklicher Kämmerer und seit 1640 Obersthofrichter in Böhmen, weshalb sich das Paar regelmäßig am Hof aufhielt. 1644 erbte F. gemeinsam mit ihren vier Schwestern den erheblichen Besitz ihres Vaters; sie erhielt als persönliches Eigentum die Herrschaft Freistadt in Oberösterreich, die sie bis zu ihrem Tod selbst verwaltete. Im folgenden Jahr verstarb ihr Ehemann, so dass auch die Verwaltung von dessen Herrschaften Teltsch/Telč und Platz/Stráž in Südböhmen in ihren Händen lag, denn ihre sieben Kinder waren allesamt noch unmündig. 1645 hielt sich S. gemeinsam mit den Kindern Ferdinands III. und Maria Annas auf der Flucht vor den Schweden in Graz auf. Als dort ihre Tante Susanna Veronika Trautson, geb. Meggau (1580-1648), die Obersthofmeisterin der kaiserlichen jungen Herrschaft, schwer erkrankte, vertrat S. sie für einige Monate in ihrem Amt. Im Jahr 1648, nach dem Ausscheiden der Tante aus dem Dienst, wurde S. auf Verlangen Kaiser Ferdinands III. Obersthofmeisterin Leopolds I. Während ihrer Amtszeit erlangte S. für den kleinen Erzherzog, der 1646 seine Mutter verlor, eine erhebliche Bedeutung als Erzieherin wie als Bezugsperson, die der spätere Kaiser mehrfach gegenüber Dritten würdigte. Auch Erzherzogin Maria Anna (1634-1696), die spätere Königin von Spanien, verbrachte bis zu ihrer Abreise nach Spanien 1648 viel Zeit mit der Gräfin S. Nach ihrer Verabschiedung 1650 hielt sich S. meist auf ihren Gütern auf und war eine eifrige Förderin gegenreformatorischer Frömmigkeit. So stiftete sie 1650 ein Kapital für die Gründung einer Rosenkranzbruderschaft in Freistadt, 1651/55 ein Jesuitenkolleg in Telč und 1659 eine Kirche des Heiligen Franz Xaver auf ihrem Gut Opařany (Woporschan) Ihre Kinder, von denen Katharina als Hoffräulein in Erscheinung trat, konnte sie vorteilhaft verheiraten; zwei ihrer Söhne hatten hohe böhmische Ämter inne, ein dritter wurde General der Karmeliter und stand in einem engen Verhältnis zu Kaiser Leopold I. Als dieser 1674 eine Obersthofmeisterin für seine zweite Gemahlin Claudia Felicitas (†1676) suchte, kam er auf F. zurück, die das Amt auch übernahm. Nach dem frühen Tod der Kaiserin zog sich die Gräfin endgültig vom Hof zurück und starb noch im gleichen Jahr. Als Vorbild katholischer Frauen und Witwen wurde sie später mehrfach von geistlichen Publizisten verherrlicht.

L.: Christelius 1694, Keller 2005, Keller/Catalano 2010, Řeřichová 1996, Vít Vlnas 2001, Wißgrill 1819

 

Katrin Keller