Sekera, Friederike

Bibliothekarin
* 30.5.1908, Wien, † 16.1.2004, Klosterneuburg, NÖ.

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter von k.u.k. Kammerdiener Emil Sekera (1861–1942) und seiner Ehefrau Clara, geb. Scharworth (1877–1950), Geschwister: Franz (geb. 1899) und Carolina (geb. 1901).
LebenspartnerInnen, Kinder: Ledig, keine Kinder.
Ausbildungen: Volks- und Bürgerschule, zweiklassige öffentl. Handelsschule des Schulvereins für Beamtentöchter Wien VIII mit gutem Erfolg abgeschlossen, 1928 Stenotypistenprüfung, 1939 Prüfung für den mittleren Bibliotheksdienst (mit ausgezeichnetem Erfolg), 1948 Beamtenmatura.
Laufbahn: Friederike Sekera trat im Mai 1925 als unbezahlte Kraft für den höheren Hilfsdienst in der Nationalbibliothek ein. Nach dreieinhalb Jahren wurde sie mit Dezember 1928 schließlich als Vertragsangestellte des Kanzleidienstes aufgenommen. Erst mit Dezember 1937 wurde sie als Kanzlist in den Bundesdienst übernommen und damit pragmatisiert. Mit Anfang 1938 wurde sie zum Kanzleiadjunkt der VIII. DKl. ernannt, mit September 1941 zur Verwaltungssekretärin und ein Jahr darauf zur Bibliotheksinspektorin.
Im Jahr 1939 wurde die Fernleihe für alle Abteilungen der Nationalbibliothek zentralisiert und Friederike Sekera die Leitung übertragen, die aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und ihrer „besonderen Verwendbarkeit“ dafür geeignet war. Im Gegensatz zu vielen deutschen Bibliotheken war es der Nationalbibliothek bis in die letzten Kriegsmonate möglich, Fernleihebestellungen zu erfüllen und so blieb Friederike Sekera in der Abteilung tätig und war immer voll beschäftigt.
In der NS-Zeit wurde sie als „politisch als auch charakterlich einwandfrei“ beurteilt, war aber niemals Mitglied der NSDAP oder von NS-Vereinen. Der Generalinspizierende und Generaldirektor Josef Bick schlug sie 1945 für die Leitung der Bibliothek der Geologischen Staatsanstalt in Wien vor, sie blieb aber an der Österreichischen Nationalbibliothek und wechselte 1949 in das Bildarchiv und die Porträtsammlung. Sie betrieb in ihrer neuen Arbeitsstelle Recherchen zur Feststellung anonymer Stiche und war später auch im Parteienverkehr bzw. gesamten Kundendienst der Sammlung tätig.
Die als „hochintelligente, verlässliche und überall einsetzbare Bibliothekarin“ beschriebene Friederike Sekera sei eine „wohltuend stille und verlässliche Arbeiterin“, die „sich nicht nur zu vollkommener Selbständigkeit in der Erledigung zugeteilter Aufgaben entwickelt hat, sondern längst auch mitdenkend und – anregend an Planungen teilnimmt – in jener Identifizierung mit dem Dienst, die hierin nicht nur den Broterwerb wahrnimmt. In Friederike Sekera bietet sich die trefflichste Gelegenheit an, die vielfach verbreitete Ansicht zu widerlegen, dass das dienstliche Vorwärtskommen nicht von der höheren Arbeitsmoral, sondern von den betriebsameren Ellbogen und Beziehungen abhänge“, so ihr unmittelbarer Vorgesetzter Hans Pauer.
Mit 1.1.1953 wurde sie zur Bibliothekssekretärin ernannt, mit 1.1.1961 zum wirklichen Amtsrat. Nach 42 Dienstjahren im öffentlichen Dienst trat sie mit Ende 1968 in den Ruhestand.
Auch nach ihrer Pensionierung blieb ihr Hauptinteresse die Kunst und Kultur und sie war stets am aktuellen Stand. Sie fotografierte viele Kunstdenkmäler und vermachte dem Bildarchiv die Fotos. Sie malte aber auch Aquarelle, kannte „jedes kleine Kirchlein und unbekanntes Museum in Österreich“ und hatte bis ins hohe Alter ein enzyklopädisches Wissen.
Auszeichnungen: 1966 sollte sie das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich bekommen, bat jedoch von der Verleihung „Abstand zu nehmen“.

Literatur / Quellen

Biblos 2 (1953), S. 40.
Trenkler, Ernst: Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek. Zweiter Teil: Die Nationalbibliothek (1923–1967). Hg. v. Josef Stummvoll. Verlag Brüder Hollinek, Wien 1973.
ÖNB Archiv, Verwaltungsakten und Personalakt Friederike Sekera, ÖStA Personalakt Friederike Sekera, Schreiben von Dr. Jörg Sekera, 2.12.2013.

BiografieautorIn:

Christina Köstner-Pemsel