Schöne Lotte
Geb. Wien, 15.12.1891
Gest. Bobigny/Paris, Frankreich, 27.12.1977
Sch. wurde am 15. Dezember 1891 unter dem bürgerlichen Namen Charlotte Bodenstein in Wien geboren. Sie absolvierte ihr Musikstudium bei Johannes und Luise Ress und wurde auch von Marie Brassement unterrichtet. Im Jahre 1912 debütiert sie an der Wiener Volksoper als Brautjungfer in Webers „Freischütz“ und bleibt im dortigen Ensemble bis zum Jahre 1925 tätig. Ab 1917 tritt sie außerdem noch an der Wiener Staatsoper auf. Große Triumphe feiert sie während der Jahre zwischen 1922 und 1934 als Mozartsängerin bei den Salzburger Festspielen. Besonders ihre Interpretation der Zerlina in Mozarts „Don Giovanni“ wird frenetisch umjubelt und gilt heute als legendär. 1927 holt sie der berühmte Dirigent Bruno Walter nach Berlin, wo sie bis zum Jahre 1933 an der Berliner Volksoper beschäftigt bleibt. In diesem Jahr emigriert sie nach Paris. Sie nimmt die französische Staatsbürgerschaft an und gilt nunmehr, wie Alan Pâris vermerkt, als französische Sopranistin österreichischer Herkunft. Obwohl sie nicht nach Wien zurückkehrt, macht sie sich um die Gründung der Galerie Saint Etienne, einer österreichischen Kunstgalerie, die in Paris aus Privatinitiative hervorgeht, verdient. Beteiligt an diesem Projekt sind unter anderem auch Adrienne Gessner, Nora Gregor und Oscar Karlweis. Nach der Eröffnung dieser Galerie am 15. Februar 1932 werden hier österreichische Bilder ausgestellt und Musik- und Vortragsveranstaltungen abgehalten. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges wirkt L. Sch. an der Pariser Oper und an der Opéra-Comique erfolgreich als Mozartsängerin. Ihre Karriere wird durch die Kriegsjahre unterbrochen und sie kann erst ab 1945 wieder öffentlich auftreten. In Konzerten trägt sie vor allem Schubertlieder vor. 1948 kehrt sie für ein Gastspiel nach Berlin zurück, wo sie aber auf Dauer nicht mehr bleiben möchte. Sie arbeitet ab 1953 als Musiklehrerin in Paris und stirbt hoch betagt im Alter von 86 Jahren im Pariser Vorort Bobigny.
Die Höhepunkte des musikalischen Lebens von L. Sch. liegen zweifellos in der Vorkriegszeit. An ihre Triumphe bei den Salzburger Festspielen während der Jahre 1922-1928 sowie 1935 und 1937 kann sie nach dem Krieg nicht mehr wirklich anknüpfen. Unvergessen sind vor allem ihre Mozartrollen: Cherubino, Susanna, Zerlina, Despina, Pamina und Papagena.
Werke
Literatur / Quellen
L.: Dokumentationsarchiv 1984a, Kutsch/Riemens 1987, Pâris 1997, Pass/Scheit/Svobota 1995, Seger 1978 (1987), Sloninsky 1984, Stanley 1980, Stengel/Gerigk 1940, Thompson 1985, Weissweiler 1999, Süddeutsche Zeitung 27.12.1977