Schönerer Alexandrine von

Künstlerinnenname von Alexander; Theaterdirektorin, Schauspielerin und Regisseurin

Geb. Wien, 15.6.1850
Gest. Wien, 28.11.1919

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Mathias v. Schönerer (1807-1881), Eisenbahntechniker; Bruder: Georg v. Schönerer (1842-1921), Politiker, von dem sie sich aber distanziert hielt.

Ausbildungen: Schauspielunterricht bei August Förster.

Laufbahn: A. v. Sch. debütierte 1875 am Stadttheater Baden als Orsina in Lessings „Emilia Galotti“. danach war sie als jugendliche Liebhaberin, Heroine und Salondame an deutschen (u. a. in Hamburg, Danzig, Bremen, Görlitz, Posen, Stettin, Schwerin und Berlin) und österreichischen Theatern (Graz) engagiert. 1884 erwarb sie in Wien von Jauner um 664.000 fl − aus ihrem geerbten Vermögen − das Theater an der Wien. A. v. Sch. betrieb das Theater zunächst nicht unter eigener Konzession, sondern verpachtete es bis 1889 an den Librettisten Camillo Walzel, während Jauner als inoffizieller künstlerischer Berater (bis 1894) fungierte. Die Ära A. v. Sch.s am Theater an der Wien ist mit der Blütezeit, aber auch mit dem allmählichen Niedergang des klassischen Zeitalters der Wiener Operette verbunden. Während der Anteil des Sprechstücks nur etwa 15 Prozent betrug − hervorzuheben ist der Sensationserfolg von Alexandre Dumas’ und Armand d’Artois „Der Fall Clemenceau“, 1889 − war ihr Theater als führende Wiener Operettenbühne der Uraufführungsort von Johann Strauss Sohn, Millöcker und Karl Zeller. Bleibenden Erfolg hatten Strauss mit „Der Zigeunerbaron“ (1885), Millöcker mit „Der arme Jonathan“ (1890), Zeller mit „Der Vogelhändler“ (1891) und „Der Obersteiger“ (1894). Johann Strauss´ „Simplicius“ (1887), „Fürstin Ninetta“ (1893), „Jabuka“ (1894), „Der Waldmeister“ (1895) und „Die Göttin der Vernunft“ (1897) konnten sich jedoch nach teilweisen Anfangserfolgen nur mit einzelnen Nummern durchsetzen. Weiters sind die Wiener Erstaufführungen von Gilbert und Sullivans „Der Mikado“ (1888) und von Florimond Hervés „Mam´zell Nitouche“ (1890), Engelbert Humperdincks „Die Königskinder“ (1897, unter A. v. Schs. Regie) und Smetanas „Die verkaufte Braut“ (1893, Erstaufführung in deutscher Sprache) hervorzuheben. Mit der Aufführung von „La Boheme“ (1897) führte sie Puccini in Wien ein. Von den bei A. v. Sch. engagierten Künstlern sind besonders Ilka Pálmai (1890-93) und Girardi hervorzuheben, der allerdings, nach Streitigkeiten mit A. v. Sch., das Ensemble nach 22-jähriger Zugehörigkeit 1896 verließ. Der nach diesem Jahr feststellbare Rückgang der klassischen Wiener Operette wurde 1898 mit dem Erfolg von Heubergers „Der Opernball“ nur noch einmal unterbrochen. A. v. Sch. hatte viel zur Beibehaltung des künstlerischen Niveaus wie auch, mit eigenen Mitteln, zur finanziellen Stabilisierung des Theater an der Wien beigetragen. 1900 legte sie die 1889 erlangte Konzession nieder, verkaufte das Theater an der Wien und zog sich ins Privatleben zurück.

Ausz.: A. v. Sch. wurde nach Niederlegung ihrer Konzession, erstmalig für ein Nichtmitglied der Hofbühnen, mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet.

Werke

Literatur / Quellen

Qu.: WStLa.

L.: Bauer 1957, Biberhofer 1926, Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1921, Eisenberg 1903, Hadamowsky 1947, Hadamowsky 1988, Nagl/Zeidler/Castle 1899-1937, Bd. 4, ÖBL, Tolar 1991, Tollich 1941

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