Rollett, Brigitte A.
Gest. 2024
Psychologin
B. R. studierte Psychologie, Pädagogik und Philosophie an der Universität Graz, 1957 promovierte sie zum Dr.phil. Am Psychologischen und Pädagogischen Institut der Universität Graz war B. R. als Studienassistentin beziehungsweise Assistentin am Lehrstuhl von Ferdinand Weinhandl tätig. Nach Abschluss einer Psychotherapieausbildung und ihrer Habilitation für das Gesamtfach Psychologie 1964, ebenfalls in Graz, hatte sie Professuren für Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Osnabrück, der Gesamthochschule Kassel und der Ruhr-Universität Bochum inne. 1979 konnte B. R. als Nachfolgerin von Sylvia Bayr-Klimpfinger zur Leiterin der Abteilung für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie des Instituts für Psychologie der Universität Wien berufen werden; zudem wurde sie Leiterin des der Abteilung angeschlossenen „Zentrums für kinder-, jugend- und familienpsychologische Intervention“ und eines Universitätskindergartens. Ihre Emeritierung erfolgte mit Ende des Studienjahres 2002/03.
B. R. war Gastprofessorin an der Universität Fribourg, Schweiz, weiters lehrte sie an der Universität Klagenfurt sowie an der Sigmund Freud Privat Universität Wien. 1984 veranstaltete sie in Wien den 34. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.
Die Forschungsschwerpunkte von B. R. beziehen sich auf die psychologische Diagnostik, auf die Themen Lernen und Motivation, die Lerntherapie, die Entwicklung lerntherapeutischer Methoden in der Erziehungsberatung sowie auf die Familienentwicklung. Bekannt wurde sie auch durch ihr weit verbreitetes Werk über Autismus. In diesem Kontext sprach sie sich auch gegen die Methode der Gestützten Kommunikation aus, von der irrigerweise angenommen wird, dass durch sie Menschen mit Autismus oder geistiger Behinderung befähigt werden können, mit anderen Menschen schriftsprachlich zu kommunizieren.
1993 war sie Gründungspräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie (ÖGP) und der Federation of Austrian Associations of Psychologists in der International Union of Psychological Science. B. R. ist auch Mitglied im Beirat von BRAIN (= BeRAtung und INformation über besondere Begabung), einer begabungsdiagnostischen Beratungsstelle unter der Leitung von Prof. Dr. Detlef H. Rost an der Philipps-Universität Marburg. Sie ist auch Präsidentin der 1977 gegründeten Gesellschaft gegen Sekten- und Kultgefahren (GSK) und wirkt aufklärerisch über die von Sekten möglicherweise ausgehenden Gefährdungen. 1994 erhielt B. R. das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Werke
Gem. mit Kastner-Koller, U.: Praxisbuch Autismus für Eltern, Erzieher, Lehrer und Therapeuten. Elsevier, München, 2007.
Hg.: Aktuelle Studien zur religiösen Entwicklung. Pabst, 2004.
Klinische Entwicklungspsychologie der Familie. Hogreve, Göttingen, 2002.
Gem. mit Bartram, M.: Anstrengungsvermeidungstest – AVT. Hogreve, Göttingen, 1998.
Einführung in die Pädagogische Psychologie und ihre entwicklungspsychologischen Grundlagen. WUV, Wien, 1994.
Gem. mit Bartram, M.: Einführung in die hierarchische Clusteranalyse für Psychologen, Pädagogen und Soziologen. Klett- Cotta, Stuttgart, 1988.
Hg.: Innovation in der psychologischen Forschung, Abstractband: 34. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. 1984.
Weltner, K. (Hg.): Perspektiven des programmierten Unterrichts, Referate des 7. Symposiums der Gesellschaft für programmierte Instruktion, Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst. Wien, 1970.
Literatur / Quellen
Spiel, Ch.: Motivation und Lernen aus der Perspektive lebenslanger Entwicklung: Festschrift für Brigitte A. Rollett. Waxmann, Münster, 1996.
Nachruf:
Nachruf (univie.ac.at)