Pihuliak, Irene

Bibliothekarin
*21.5.1892 Czernowitz, Bukowina (Tscherniwzi, Ukraine), † 15.10.1958 Wien

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter von Gymnasialprofessor Julian Kobylanski (26.12.1859 Gura-Humoruhu−11.9.1922 Czernowitz) und Isabella von Ferro (6.5.1863 Mihuezeni−18.4.1941 Trebnitz).
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Modest Pihuliak (geb. 15.10.1878 Czernowitz), gr.-orient., Dipl.Ing. Forstrat seit 1921; 1933 Scheidung; Kinder: Orest (16.6.1922 Czernowitz–7.7.1943 Wien) und Julius (geb. 2.9.1923 Czernowitz).
Ausbildungen: Volksschule, 1902–1909 Städtisches Mädchenlyzeum in Czernowitz, k.k. II. Staatsgymnasium (Externistin) in Czernowitz, 1913 Reifeprüfung, WS 1913/14−SS 1914 Studium der Romanistik an der Universität Czernowitz, ab WS 1914/15 in Wien, 1918 Absolutorium; durch Unruhen in Galizien und Ungarn konnte sie nach dem Sommer 1918 ihre Dissertation nicht in Wien einreichen und dissertierte deshalb 1919 bei Prof. Eugen Herzog in Czernowitz, wo sie am 20.10.1919 zum Dr. phil. promovierte.
Laufbahn: Irene Pihuliak war von 1920 bis 1940 Bibliothekarin der UB Czernowitz (Mai−Oktober 1920 als Volontärin an der UB Czernowitz, 1.11.1920 Assistentin, 1.4.1921 Bibliothekarin). Als die Bibliothek im Juni 1940 infolge der Besetzung der Nordbukowina durch die Russen aufgelöst wurde, fuhr sie mit ihrer Familie in die Südbukowina und dann nach Siebenbürgen. Ab Oktober 1940 war sie im Umsiedlungslager Trebnitz. Ab Mai 1941 war sie für zwei Monate am Institut für Weltwirtschaft Kiel als wissenschaftliche Hilfskraft tätig. Danach bis Ende Oktober 1941 für drei Monate an der Preußischen Staatsbibliothek im Informationsdienst und im Anschluss arbeitete sie bis September 1942 am Osteuropa Institut Breslau. Da ihr Sohn bereits gesundheitliche Probleme hatte, versuchte sie nach Wien zu gelangen, um mit ihm in einem milderen Klima zu wohnen. Sie konnte mit Oktober 1942 einen Posten als Bibliothekarin an der Nationalbibliothek Wien antreten. Irene Pihuliak übernahm das Referat für das rumänische Sprachgebiet, machte Dienst in der Süd-Osteuropa- und Katalogabteilung und versah auch Lesesaaldienst im Hauptlesesaal. Im Juli 1944 wurde sie zur Bibliotheksrätin ernannt.
Anfang April 1945 verließ sie mit ihrem Sohn Wien, weil sie keine österreichische Staatsbürgerin war und kam in Inzell im Landkreis Traunstein unter, von wo sie erst im März 1946 nach Wien zurückkehren konnte. Im November 1945 hatte sie sich wieder zum Dienst in der Nationalbibliothek gemeldet, konnte aber nicht aufgenommen werden, weil sie vor 1938 keine österreichische Staatsbürgerin war. Außerdem konnte sie nicht pragmatisiert werden, weil sie am 13.3.1938 nicht im öffentlichen Dienst war und 1942 als sie den Dienst antrat schon über 40 Jahre alt war.
Erst nach der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft im Oktober 1946 konnte sie schließlich mit Dezember 1946 wieder ihren Dienst als nichtständige VB der Entl. Gr. 3 in der ÖNB beginnen. Sie wurde im höheren Bibliotheksdienst in der Titelaufnahme eingesetzt, katalogisierte schwierige Werke, half bei Revisionen und machte Lesesaaldienst. Mit Februar 1955 wurde sie zum provisorischen Staatbibliothekar 1. Kl. ernannt und hätte nach vier Jahren unter Nachweis der Ablegung der Prüfung für den höheren Bibliotheksdienst um die Definitivstellung ansuchen können. Doch sie trat mit 31.12.1957 im Alter von 65 Jahren in den Ruhestand. Nur zehn Monate danach verstarb Irene Pihuliak in Wien.
Mitgliedschaften: Ab 1943 Mitglied der Deutschen Arbeitsfront.

Literatur / Quellen

Kammel, Karl: Nachruf Irene Pihuliak. In: Biblos 7 (1958), S. 219f.
Trenkler, Ernst: Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek. Zweiter Teil: Die Nationalbibliothek (1923–1967). Hg. v. Josef Stummvoll. Verlag Brüder Hollinek, Wien 1973.
ÖNB Archiv, Verwaltungsakten; ÖStA, AdR, BMU, PA Irene Pihuliak.

Werke

Das rumänische Bibliothekswesen. Eine Skizze seiner Geschichte. T. 1. In: Biblos 8 (1959), S. 60–70.
Das rumänische Bibliothekswesen. Eine Skizze seiner Geschichte T. 2. In: Biblos 8 (1959), S. 150–190.

Biografieautor:

Christina Köstner-Pemsel