Nothaft (Notthafft) von Wernberg, Michaela

Augustinerchorfrau und Bibliothekarin
*1681, † nach 1753

Herkunft, Verwandtschaften: Michaela Nothaft von Wernberg entstammte einer weitverzweigten bayerischen Adelsfamilie, deren Wurzeln bis ins Hochmittelalter zurückreichen. Der bekannteste Träger des Namens Nothaft in der Neuzeit ist der Reichshofratsvizepräsident Johann Heinrich von Nothaft Reichsgraf von Wernberg (1604–1665). Die genauen familiären und genealogischen Zusammenhänge dieses Geschlechts sind großteils noch zu erforschen, sodass unklar ist, wie Michaela von Nothaft in die Familie einzuordnen ist.
Laufbahn: Michaela Nothaft von Wernberg war Konventualin des Augustinerchorfrauenstifts St. Laurenz in Wien, das von etwa 1302 bis 1783 bestand. Es befand sich im heutigen Areal des I. Wiener Gemeindebezirks Fleischmarkt 19, Postgasse 17 und Laurenzerberg 2. Dort legte sie nach neunjährigem Noviziat am 24. April 1710 im Alter von 29 Jahren die Profess ab. Im Visitationsprotokoll vom 10. April 1742 ist vermerkt, dass sie in der Bibliothek beschäftigt war. 1753 wird sie nochmals erwähnt.
Michaela Nothaft von Wernberg ist die einzige Bibliothekarin dieses Klosters, die bislang in dessen fast 500 Jahre währenden Geschichte bekannt ist. 1422 schied das Kloster aus dem Verband des Dominikanerordens aus und wurde in geistlichen Belangen dem Bischof von Passau und in weltlichen Dingen dem Landesfürsten unterstellt. 1450 übernahmen schließlich die Laurenzerinnen die Regel der Augustinerchorfrauen. In den von den Augustinerchorfrauen von St. Jakob auf der Hülben übernommenen Statuten (Wien, Österreichischen Nationalbibliothek, Codex 15 103) sind in Kapitel 52 Bücherpflege und das Amt einer Bibliothekarin umfassend geregelt. Diese Statuten wurden 1724 anlässlich einer Visitation zwar einer teilweisen Adaptierung und Ergänzung unterzogen, jedoch im Wesentlichen bestätigt. Möglichweise wurde erst jetzt der Verwaltung der Bibliothek mehr Augenmerk geschenkt und dafür ein eigenes Amt geschaffen.

Literatur / Quellen

Christ, Karl: Mittelalterliche Bibliotheksordnungen für Frauen. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 59 (1942) S. 1–29.
Häupler, Hans-Joachim: Reichspatrioten oder Hochverräter? Die Grafen Nothaft von Wernberg im Kampf um Eisenstein 1637–1734, Sonderdruck aus: Západoceský Historický Sborník (Westböhmische Historische Sammelschrift) 2 (1996) S. 93–176.
Kopallik, Joseph: Regesten zur Geschichte der Erzdiöcese Wien. Erster Band: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens, Wien 1890.
Strauß, Gabriella: Das Nonnenkloster St. Laurenz in Wien. Diss. phil., Univ. Wien 1949.

Biografieautor:

Ingrid Roitner

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