Moser-Rath Elfriede; Volkskundlerin

Geb. Wien, 3.2.1926
Gest. Unterhaching/München, Deutschland, 1993

Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einer gut situierten Beamtenfamilie in Wien.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1955 Heirat mit Hans Moser, Volkskundler.

Ausbildungen: 1945-49 Studium an der Universität Wien, 1945/46 Germanistik und Anglistik Lehramt, ab 1947 Hauptfach Volkskunde, 1949 Promotion zum Dr.phil.

Laufbahn: 1951-52 Volontariat am Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien, 1952-55 Assistentin, in der Museumsbibliothek betraut mit der Bearbeitung der teilweise nach Wien gelangten Bibliothek des Prager Erzählforschers Albert Wesselski (1871-1939); in Deutschland 1957-61 und 1963-69 Forschungstätigkeiten im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft; 1969-1987 Angehörige des Seminars für Volkskunde der Universität Göttingen, zunächst als Assistentin, dann als Akademische Rätin, Oberrätin, ab 1982 als Professorin; 1972-93 Mitglied der Redaktion der Enzyklopädie des Märchens; 1980-87 Mitherausgeberin der Zeitschrift „Fabula“, 1987 vorzeitiger Ruhestand.

Unter den VolkskundlerInnen im deutschsprachigen Raum, die sich der Erforschung populärer Literatur und traditioneller Erzählstoffe gewidmet haben, gehört E.M.-R. zu den WegbereiterInnen einer gleichermaßen philologischen wie sozial- und mentalitätsgeschichtlich orientierten Forschung, schuf einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung historischer Tradierungs- und Kommunikationsprozesse. Sie betonte gegenüber der gängigen Ansicht von der Dominanz mündlicher Überlieferungen im Erzählgut den Einfluss literarischer Quellen. Forschungsschwerpunkt: Gebrauchsliteratur der Barockzeit, Instanzen der Literaturvermittlung an ein nicht leseerfahrenes oder -fähiges Publikum; in München Auswertung gegenreformatorischer Predigtliteratur der Zeit von 1650 bis 1750 auf das darin enthaltene Erzählgut; Forschungsauftrag 1963-69 zur Durchsicht der Schwankliteratur des 17. und 18. Jahrhunderts.

W.: „Studien zur Quellenkunde und Motivik obersteirischer Volksmärchen aus der Sammlung Pramberger. Phil. Diss.“ (1949), „Predigtmärlein der Barockzeit“ (1964 =Supplement-Serie zu Fabula, Reihe A, Band 5), „Lustige Gesellschaft. Schwank und Witz des 17. und 18. Jh.s in kultur- und sozialgeschichtlichem Kontext“ (1984), „Dem Kirchenvolk die Leviten gelesen… Alltag im Spiegel süddeutscher Barockpredigten“ (1991), „Kleine Schriften zur populären Literatur des Barock. Herausgegeben von Ulrich Marzolph und Ingrid Tomkowiak“ (1994 [enthält 22, 1957-1988 veröffentlichte Aufsätze zu Predigt- und Schwankliteratur].

L.: Alzheimer 1990, Brednich 1991, Brückner 1994, Gerndt 1994, Schenda 1991, Tomkowiak 1998, Tomkowiak 2002, Ude-Koeller 1994, Uther 1991, Uther 1994