Margarethe von Österreich; Ehefrau von König Heinrich (VII.) und König Otakar II. Premysl, Markgraf von Mähren, König von Böhmen

Geb.?
Gest.29.10.1266

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Herzog Leopold VI. von Österreich und Steiermark (?-1230) und Theodora, Tochter des Kaisers Isaak II. Angelos von Byzanz (?-1246); Geschwister: Agnes (?-1226), verheiratet mit Herzog Albrecht von Sachsen (?-1260); Leopold (?-1216); Heinrich (?-1227/28?), verheiratet mit Agnes von Thüringen (?-1226); Friedrich II. Herzog von Österreich und Steiermark (1230-1246), Herr von Krain verheiratet in erster Ehe mit Sophia (?) Laskaris, geschieden 1229, in zweiter Ehe mit Agnes von Meranien (? vor 1263), geschieden 1240/43; Konstanze (?-1243), verheiratet mit Markgraf Heinrich von Meißen (?-1288); Gertrud (?-1241), verheiratet mit Landgraf Heinrich Raspe von Thüringen (?-1247), 1246/47 deutscher (Gegen)könig.

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet in erster Ehe mit König Heinrich (VII.) (? 1242); Kinder: Friedrich (? 1251) und Heinrich (1242/43); in zweiter Ehe verheiratet mit Otakar II. Premysl, Markgraf von Mähren, König von Böhmen (1253-1278); aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor.
Laufbahn: M. wird in den zeitgenössischen Quellen als älteste Tochter Leopolds VI. angeführt, demnach ihr Geburtsdatum 1204/05 angenommen wird. Jedoch scheint der 1974 erhobene anthropologische Befund ihrer Gebeine einen späteren Zeitpunkt ihrer Geburt nahezulegen, sodass auch 1210/11 als möglich erscheint. 1221 begannen Heiratsverhandlungen mit dem noch minderjährigen König Heinrich III. von England (1216-1273) unter Einschaltung des Kölner Erzbischofs Engelbert I. (1216-1225), der gleichzeitig auch über eine Heirat mit der Schwester des englischen Königs Isabella mit Heinrich, dem Sohn Kaiser Friedrichs II. (1212-1250),
verhandelte.
Durch eine Eheverbindung mit Heinrich (VII.) und einer ihrer Töchter suchten auch andere europäische Fürsten mit den Staufern ein Bündnis herzustellen bzw. dieses zu festigen.

1224 versuchte König Ludwig VIII. (1223-1226) von Frankreich eine Heiratsverbindung einzuleiten. Als beste Partie trat Agnes von Böhmen in Erscheinung, die von ihrem Vater Herzog und König Premysl Otakar I. (1198-1205; 1205-1230) mit 30 000 Mark ausgestattet wurde, wozu sein Verwandter und enger Verbündeter Herzog Ludwig I. von Bayern noch 15 000 Mark beisteuern wollte. Die Verlobung von Heinrich (VII.) und Agnes war bereits vollzogen, als auch König Andreas II. von Ungarn für seine Tochter die selbe Summe bot. Doch keine dieser Kandidatinnen kam zum Zug. Als Herzog Leopold VI. von seiner Vermittlungstätigkeit in San Germano 1225 zwischen Friedrich II. und Papst Honorius III. (1216-1227) zurückkehrte, hatte der Kaiser eine andere Entscheidung getroffen, nämlich zugunsten von M. Mit dieser Verbindung hatte der Kaiser sein besonderes Interesse am Herrschaftskomplex der Babenberger angemeldet. Am 29. November 1225 fand die Doppelhochzeit in Nürnberg statt; gleichzeitig heiratete M.s Bruder Heinrich Agnes von Thüringen. Die Hochzeit wurde durch die Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert kurz zuvor überschattet.

Leopold VI. befand sich in den folgenden Jahren des Öfteren in Heinrichs Gefolge. Nachdem sich dieser aber mit seinem kaiserlichen Vater zu überwerfen begann (1228), zog sich Leopold zurück. Fast eineinhalb Jahre nach der Hochzeit wurde M. am Sonntag Judica, dem 28. März 1227, durch den Kölner Erzbischof Heinrich I. von Molenark (Müllenark) (1225-1238) zur Königin gekrönt. Ihr wurde diese Ehre zuteil, die keine der Ehefrauen Friedrichs II. erlangt hatte.

In wesentlichen Punkten wich die Krönung M.s von der salisch-frühstaufischen Tradition ab; zum einen, dass die Königinnenweihe nicht vor der Krönung erfolgte, zum anderen war Aachen als Krönungsort, im Gegensatz zu Mainz oder Köln, eine Neuerung. Dort wurde Heinrich (VII.) bereits 1222 gekrönt. M. ist die erste Königin seit dem Frühmittelalter für die in Aachen eine eigene Krönung in Szene gesetzt wurde.
In den Urkunden Heinrichs wird M. nie genannt. Zwischen Mai 1228 und Juli 1235 werden die Söhne Heinrich und Friedrich geboren. Über M.s Leben und dem ihrer Söhne ist in der Zeit ihrer Ehe mit Heinrich nichts bekannt. Die Ehe scheint jedoch nicht die glücklichste gewesen zu sein. Nach seinem Tod wurde Heinrich ein lasterhafter und ausschweifender Lebenswandel nachgesagt, der es auch mit der ehelichen Treue nicht allzu genau genommen haben sollte. Heinrich dachte nach Leopolds VI. Tod 1230 an Scheidung, eingedenk der einstigen Verlobung mit Agnes von Böhmen, weil eine Ehe mit dieser ihm in seiner prekären Lage eine Stärkung seiner Position verschaffen hätte können. Die versprochene Mitgift M.s war zudem immer noch größtenteils ausständig. Vermutlich war es der Abt von Sankt Gallen, Konrad von Bussnang (? 1239), der Heinrich dazu brachte, von den Scheidungsplänen abzulassen, nachdem der Kaiser versprochen hatte, die Zahlung zu übernehmen. Möglicherweise hatte sich auch das Verhältnis zwischen M. und Heinrich gebessert, da sie an der Regierung beteiligt wurde. Während Heinrich in Worms im Juli 1235 gefangen genommen und nach Süditalien verbracht wurde, dürfte M. in Deutschland geblieben sein. Heinrichs Leben endete bei seiner Überstellung von Nicastro in Kalabrien nach San Marco Argentano, als er vielleicht in selbstmörderischer Absicht vom Pferd stürzte und am 10. Februar starb. Sein Vater ließ ihn in Cosenza feierlich beisetzen.

An die verwitwete M. richtete er ein Trostschreiben; in diesem ist auch von ihren Kindern, die anscheinend nach Italien verbracht worden sind, in liebevollerweise Weise die Rede. Sie seien wie Söhne angenommen worden.
Friedrich ist auch mehrfach als Zeuge in den Urkunden seines Großvaters nachweisbar. Möglicherweise hat sich M. bereits nach der Gefangennahme Heinrichs 1235 in ein Kloster zurückgezogen. Aus den Akten des 1261 erfolgten Scheidungsprozess geht nach Zeugenaussagen hervor, dass sie 1243 in Trier im Dominikanerkloster ihre Gelübde abgelegt hat und dann als Schwester in verschiedenen Dominikanerinnenklöster (Würzburg, Meißen) gelebt hat. Durch eine Urkunde von 1244 lässt sich der Klosteraufenthalt in Sankt Markus in Würzburg auch belegen. Der Tod ihres Bruders Friedrich II. 1246 in der Schlacht an der Leitha, der keine Kinder hinterlassen hat, und weder ein Testament noch vom Recht der freien Verfügung über das Herzogtum Österreich Gebrauch gemacht hatte, brachte auch für M. nochmals eine Wende in ihrem Leben. Während der Kaiser die babenbergischen Länder als erledigte und ihm anheimgefallene Reichslehen betrachtete, sah Papst Innozenz IV. (1243-1254) eine willkommene Gelegenheit in seinem Kampf gegen den staufischen König, die Ansprüche der
beiden Babenbergerinnen M. und ihrer Nichte Gertrud zu unterstützen.
Aber auch die Gelüste der Herrscher der Nachbarländer Böhmen und Ungarn auf die babenbergische Hinterlassenschaft waren geweckt. Im Herbst 1146 kehrte M. nach Österreich zurück und ließ sich in Hainburg nieder. Am 13. Oktober 1246 urkundete sie erstmals in Wien. In Urkunden führte sie nie den Titel einer österreichischen Herzogin, sondern nannte sich römische Königin. Die teilweise recht scharfe Konkurrenz in die sie um den Besitz der drei Länder Österreich, Steiermark und Krain mit ihrer Nichte Gertrud geraten war, entschied sie für sich. Den von päpstlicher Seite 1247 ins Spiel gebrachten Ehekandidaten Hermann von Henneberg, gleichzeitig war auch ihr Keuschheitsgelübde aufgehoben worden, hatte sie ausgeschlagen, dem Werben des 19jährigen Premysliden Otakar II. gab sie nach, der somit seine seit 1251 vornehmlich auf Konsens der österreichischen Landherren beruhende Herrschaft zu legitimieren trachtete. Bevor Friedrich II. sich anschickte, den babenbergischen Ländern wieder einen eigenen Landesfürsten zu geben, um so den zerrütteten Verhältnissen in diesen Ländern Abhilfe zu schaffen, war er in Apulien am 13. Dezember 1250 gestorben. In seinem Testament hatte er verfügt, dass sein Enkel, M.s Sohn Friedrich, die babenbergischen Herzogtümer Österreich und Steiermark als Lehen von König Konrad erhalten sollte, dazu noch ein Legat von 10 000 Unzen Gold.

Friedrich war jedoch im darauffolgenden Jahr verstorben, ohne sein Erbe je angetreten zu haben. Am 11. Februar 1252 fand die Hochzeit von M. und Otakar Premysl in Hainburg statt. Bei ihrer Hochzeit hatte sie ihrem jungen Gemahl die Rechtstitel (privilegia terre) ihrer Herrschaft in Österreich übergeben. Innozenz IV. bestätigte am 6. Mai den rechtmäßigen Übergang Österreichs an M. Nun erst führte M. in ihren Urkunden zu ihren bisherigen Titel einer Romanorum (quondam) regina auch den einer ducissa Austrie et Stirie ac marchionissa Moravie. Otakar urkundete in der Folge gelegentlich consensu uxoris suae. Den notwendigen Ehedispens wegen zu naher Verwandtschaft erteilte Papst Innozenz IV. im Juli des darauffolgenden Jahres nicht ohne politisches Kalkül, um so Otakar auf seine Seite zu ziehen. Der vom Papst geforderten Verpflichtung, jederzeit der römischen Kirche und König Wilhelm beizustehen und nur von diesem Lehen zu empfangen, kam Premysl Otakar mündlich und schriftlich am 17. September 1253 in Krems nach. M.s feierlicher Einzug in Prag erfolgte am 11. Juli 1255. Der Ehe war schließlich kein Glück und keine Dauer beschieden. Sie blieb kinderlos und Otakar trug sich bald nach der Konsolidierung seiner Herrschaft mit Scheidungsabsichten. Die 1256 erstmals erwähnte Absicht wurde 1261 verwirklicht, der auch die päpstliche Zustimmung schließlich nicht versagt blieb (20. April 1262). Neben der Kinderlosigkeit waren es auch die geistlichen Gelübde, die ins Treffen geführt wurden. Der Versuch der Legitimierung der Söhne Otakars mit einer Dame aus der Umgebung M.s ließ sich nicht zufriedenstellend bewerkstelligen. Bereits eine Woche später, nachdem M. ihre Zustimmung zur Scheidung gegeben hatte und am 18. Oktober 1261 Prag verlassen hatte, fand die Hochzeit Otakars mit Kunigunde von Cernigov, der Enkelin König Bélas IV. von Ungarn, in Pressburg statt. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte M. vorwiegend in der Burg Krumau, den Winter in Krems. Nach der Trennung von Otakar nannte sich M. wieder Romanorum quondam regina, behält jedoch den Titel ducissa Austrie et Stirie bei (1264). 1266 urkundete sie als quondam filia Liupoldi illustris ducis Austrie et Stirie et Romanorum regina. Zuletzt blieb über alles hinweg der Hinweis auf ihren Vater Herzog Leopold VI. Im Kloster Lilienfeld wurde sie ihrem Wunsch gemäß an der Seite ihres Vaters begraben.
L.: Decker-Hauff 1954, Dienst 1990a, Dopsch/Brunner/Weltin 1999, Hausmann 1974, Koch 1989, Kowalski 1913, Lechner 1976, Mitis 1954, Mossler 1976, Posse 1913, Tobner 1905, Zöllner 1966 (1984)

Ingrid Roitner