Lins (Maria) Katharina, Schwester Josefa Nikolina; Ordensfrau und Oberin

Geb. Zams, Kronland Tirol mit Vorarlberg, 7.11.1788
Gest. Zams, Kronland Tirol mit Vorarlberg, 4.8.1836

M. K. L. wurde als viertes von zwölf Kindern am 7. November 1788 in Zams, im Tiroler Oberinntal, geboren. Ihre Eltern waren Bauersleute im Dorf Zams, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts 65 Häuser und nicht mehr als 800 Einwohner zählte. Fünf ihrer Geschwister starben schon im Kleinkindalter, ihre Mutter, Maria Eva Schuler, 1807, als M. K. L. gerade neunzehn war. Bis zu ihrem 23. Lebensjahr half M. K. L. am elterlichen Hof und erlebte den „Tiroler Freiheitskampf“, der auch im Oberinntal eine große Zahl von Verletzten und Toten forderte. M. K. L. hat durch den Eindruck der Kriegswirren und der erdrückenden Not und unter Anleitung ihres Onkels (?), des Dekans Nikolaus Toletin Schuler, eine kleine Zahl „frommer Jungfrauen“ um sich gesammelt, mit dem Ziel die Armen und Kranken im Dorf zu pflegen. Neben der Krankenpflege bemühten sich die Frauen um eine Verbesserung des Schulunterrichtes im Dorfe, besonders aber um die Erziehung der Mädchen. Bis 1820 zählte die Gemeinschaft der Frauen schon gut 20, doch war ihre rechtliche Stellung ungeklärt. Was sie leisteten war freiwillig, nicht bezahlt und ohne Rechtstitel. Der 1756 in Fließ geborene Dekan Toletin Schuler, ein Sohn aus einer angesehenen Oberinntaler Familie, hatte inzwischen mit dem Bau des ersten Spitals „am Stollangerle“ begonnen, um die Pflege der durchreisenden wie einheimischen Kranken zu erleichtern. Seine Nichte, M. K. L. sollte in der Krankenpflege angelernt werden und wurde deshalb den Straßburger Schwestern empfohlen. 1822 begann M. K. L. ihre „Ausbildung“ zur Ordensfrau in Straßburg, Schlettstadt und Hagenau und legte die Profess in Straßburg am 26.5.1823 ab. Sie kehrte nach Zams zurück und bemühte sich dort um die „Ausbildung“ von Kandidatinnen und „Erziehung“ von Zöglingen. Zwischen 1822 und 1826 leitete sie das Institut bis zur Einsetzung des Ordens der „Barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul zu Zams“ 1825/26. Als erste Oberin, nun Schwester Josefa Nikolina, gründete sie auf Ersuchen des Konsistoriums eine Niederlassung in Wien/Gumpendorf 1832 (zur Pflege der Cholerakranken) und leitete die neue Niederlassung in Wien für mehrere Jahre. Auch in Wien wurde unter ihrer Leitung ein Ordensspital eingerichtet. 1835 kehrte sie auf Grund einer schweren Erkrankung nach Zams zurück, wo sie am 4.8.1836 in ihrem Mutterhaus an Wassersucht starb. Schwester J. N. galt als besonders fromm, ihre Arbeit verstand sie als Berufung, als Zeichen tätiger Nächstenliebe.

Sie legte mit der Errichtung von Filialen den Grundstein für eine weite Ausdehnung des Ordens: 1936 zählte das Mutterhaus 59 Filialen in Tirol, 21 Filialen in Vorarlberg, 8 Filialen in Liechtenstein, 5 Filialen in Kärnten, 32 Filialen in Italien, eine Filiale in Wien und Agram (Zagreb) von welchen über 100 weitere Filialen in Europa, Südamerika und China errichtet wurden. Mit Schwester J. N. L. wurde Zams zu einem Schulzentrum und einem wichtigen Standort der Krankenpflege im Tiroler Oberinntal.

Über die Tätigkeit der Oberin im Mutterhaus sind kaum Quellen auffindbar, ein Brand des Mutterhauses 1870 vernichtete einen Großteil der Quellen und Schriften.

L.: Dietrich-Daum 2001, „Eine Alpenrose aus den Tiroler Bergen.“ Lebensbild der Schwester Nikolina (Katharina) Lins, Mitstifterin und erste Oberin des Mutterhauses der Barmherzigen Schwestern in Zams. Zu ihrem 100. Todestag, verfasst von einer Schwester des Mutterhauses in Zams, 1936, Anonym, Geschichte der Gründung und des Fortbestandes des Mutterhauses d.[er] Barmherz.[igen] Schwestern zu Zams.(handschriftliches Manuskript gebunden, ohne Ort, ohne Jahr, im Klosterarchiv der Barmherzigen Schwestern in Zams liegend), Kurze Lebensbeschreibung des hochwürdigen Nikolaus Toletin Schuler, fürstbischöflich brixner’schen geistlichen Rathes, k. k. Schuldistrikts-Inspektors, Dekan und Pfarrers zu Zams (Innsbruck 1834), Lehren, Bilden, Lehrerbildung: 1836-1986. 150 Jahre Lehrerbildung in Zams, hrsg. von der Pädagogischen Akademie Zams, Innsbruck o. J. [1986], Sanatorium der Barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul zu Zams, Tirol. Neu erbaut in den Jahren 1930 bis 1934, hrsg. vom Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern zu Zams, Tirol, Innsbruck o. J. [1934].

Elisabeth Dietrich-Daum