Leopoldine; Erzherzogin von Österreich, Kaiserin von Brasilien und Naturforscherin
Geb. Wien, 22.1.1797
Gest. Rio de Janeiro, Brasilien 11.12.1826
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Kaiser Franz I., Kaiser von Österreich, König von Ungarn (1768-1835); Mutter: Maria Theresia von Neapel-Sizilien.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1817 Heirat mit Prinz Pedro von Braganza, portugiesischer Kronprinz, der sich vor der Heirat mit der gesamten Königsfamilie im portugiesischen Kolonialreich Brasilien befand, wohin diese vor der Besetzung Portugals durch Napoleon geflohen war; Kaiser von Brasilien (1822-31); Kinder: Maria II. da Gloria, Königin von Portugal (1819-1853), Joao Carlos (1821-1822), Januária (1822-1901), Paula Mariana (1823-1833), Francisca Carolina (1824-1898), Pedro (1825-1891, als Pedro II. de Alcántara von 1831 bis 1889 Kaiser von Brasilien).
Ausbildungen: Von Jugend an widmete sie sich naturwissenschaftlichen Studien unter Anleitung des Leiters des Hof-Naturalienkabinetts Carl v. Schreibers.
Laufbahn: L. trat einige Monate nach ihrer Heirat ihre Brautfahrt durch die Neue Welt an. Gleichzeitig segelte eine österreichische naturwissenschaftliche Expedition (u. a. Pohl, Natterer, Mikan, Th. Ender) nach Rio de Janeiro. L. erwies sich als leidenschaftliche Naturforscherin, sie fischte, jagte, fing Tiere, sammelte Mineralien, machte chemische Analysen, berichtete über ihre Entdeckungen an Schreibers und sandte bei jeder Gelegenheit Exoten in die Heimat. Sie empfing auch Sendungen der weit im Inneren des Landes tätigen österreichischen Forscher, sortierte sie und leitete sie nach Wien weiter. Als der König, Joao VI., nach Portugal zurückkehrte, übernahm Kronprinz Pedro 1821 die Regierung in Brasilien. L.s Stellung zwischen dem liberal gesinnten Gatten und dem konservativen österreichischen Regime gestaltete sich schwierig. Als aber die Unabhängigkeitsbewegung der amerikanischen Kolonien auch Brasilien ergriff, ermutigte L. ihren Gatten, sich dafür zu entscheiden. In seiner Abwesenheit von der Hauptstadt führte sie zweimal die Regentschaft. Ende 1822 erfolgte die Krönung Don Pedros zum Kaiser des unabhängigen Brasilien. L. bereitete die Krönungszeremonien vor, die Krönungsgewänder wurden nach ihrem Entwurf ausgeführt. Das gefährliche Tropenklima, die fortdauernden politischen Spannungen, Heimweh, vor allem die offen zur Schau getragene Abwendung ihres Gatten und ihre zerrüttete Ehe führten bei ihr zu einem als „Gallen- und Nervenfieber“ bezeichneten tödlichen Zusammenbruch der noch nicht Dreißigjährigen. Durch L.s aktiver Teilnahme an der Unabhängigkeitsbewegung, aber auch durch ihre Güte, mit der sie sich allen Bedürftigen und Unterdrückten annahm, gewann sie das Herz des brasilianischen Volkes. Ab 1829 Leopoldinenstiftung zur Förderung der katholische Mission in Amerika.
L.: Becker-Donner/Scholler 1954, Hamann 2001, Kratzer 2001, NDB, Oberacker 1988, ÖBL, Obry 1958, Prantner 1974, Schüler 1954, Weissensteiner 2000, WZ 28.5.1950, 21.11.1954, www.aeiou.at