Lehmann Lilli, verh. Kalisch; Sängerin und Gesangspädagogin

Geb. Würzburg, Bayern (Deutschland), 24.11.1848
Gest. Berlin, Deutsches Reich (Deutschland), 17.5.1929

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Maria Theresia Loew (1809-1885), Sängerin und Harfenistin; Vater: Carl August Lehmann, Sänger; Schwester: Marie (1851-1931), Opernsängerin.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1888 Heirat mit Paul Kalisch (1855-1946), Tenor; ein Sohn.

Ausbildungen: Besuchte bis zu ihrem 12. Lebensjahr eine höhere Töchterschule, anschließend für zwei Jahre ein französisches Institut, Gesangs-, Klavier- und Harfenunterricht durch die Mutter und Cölistin Müller.

Laufbahn: L. L. wuchs im Milieu des Deutschen Landestheaters in Prag heran und debütierte 1865 als Erster Knabe in Mozarts „Zauberflöte“. 1868 sang sie in Danzig, 1869 in Leipzig und 1870 in Berlin. Anschließend führten Gastspiele sie u. a. nach Bayreuth. 1885 folgte sie einer Einladung der Metropolitan Opera (Met) in New York City, wo sie als überragende Interpretin deutscher und italienischer Opernpartien gefeiert wurde. 1891 Rückkehr nach Deutschland, wo sie später wieder dem Ensemble der Berliner Hofoper angehörte. In den folgenden Jahren gastierte sie in den USA, Paris sowie London und war als Gesangspädagogin tätig. L. L. war eine der bedeutendsten Wagner- und Mozartinterpretinnen ihrer Zeit. L. L.s künstlerisches und organisatorisches Engagement zwischen 1901 und 1928 trug entscheidend dazu bei, dass sich einerseits die Salzburger Festspiele etablieren konnten und andererseits das Mozarteum errichtet wurde. Auf L. L.s Anregungen gehen die Salzburger Mozart-Feste der Jahre 1901-10 zurück, bei denen sie als Sängerin auftrat und Regie führte. 1916 rief sie die Sommerakademie am Konservatorium Mozarteum ins Leben, die, heute organisiert von der Universität Mozarteum, mit über 60 Meisterklassen eine der weltweit größten und renommiertesten Institutionen ihrer Art ist. L. L. trug mit Wohltätigkeitskonzerten und Spendenaufrufen zum Bau des Mozarteums und zum Kauf von Mozarts Geburtshaus bei. Als Basis für ihre Salzburger Aktivitäten diente ihr ein 1898 in Scharfling am Mondsee errichteter Wohnsitz.

Ausz., Mitglsch.: Kammersängerin; Ehrenpräsidentschaft der Internationalen Stiftung Mozarteum. Am 4. Oktober 1920 wurde L. L. als erster Frau die Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg überreicht. Verkehrsflächenbenennung: Lilli-Lehmann-Gasse im Salzburger Stadtteil Parsch. Bis heute erhalten junge, talentierte Sängerinnen und Musikerinnen jährlich die 1916 erstmals geprägte „Lilli-Lehmann-Medaille“ des Mozarteums als Auszeichnung. Im Mozartjahr 2006 zeigte das Museum Agricultur in Schleedorf eine Ausstellung, die der heute fast vergessenen Förderin des Salzburger Musiklebens gewidmet war.

Qu.: Mozart-Archiv und Archiv des Mozart-Museums, Salzburg, Tagblattarchiv/AK (Personenmappe).

W.: „Meine Gesangskunst. Lehrbuch“ (1902 englisch: How to sing 1903, französisch 1910), „Studien zu Fidelio“ (1904), „Studien zu Tristan und Isolde“ (1904), „Mein Weg. Autobiographie“ (1913), „Richard Wagner und C. Löwe. In: Der Schatzgräber, H. 8“ (1927)

L.: Andro 1908, BLÖF, Blume 1949-86, Heinritz 2000, Jahresberichte Mozarteum 1901-28, Lai 1980-1981, ÖBL, Riemann 1975, Schneider 1935, Valentin 1941, Wagenmann 1926, Wikipedia, http://salzburg.com/wiki/