Kofler, Adelheid
* 24.6.1889, Haugsdorf, NÖ, † 27.07.1985, Innsbruck, Tirol
Physikalische Chemikerin, Mineralogin und Augenärztin
A. K. besuchte das Mädchenlyceum und die k. k. Staatsrealschule im 1. Wiener Bezirk. Nach Ablegung der Matura und der Ergänzungsprüfungen studierte sie vom WS 1907/08 bis WS 1912/13 an der Universität Wien. Sie reichte ihre Dissertation „Kristallform und optische Eigenschaften des Natrium-Ammoniumphosphat Na(NHr)HPO 4 HcO und der analogen arsensauren Verbindung“ für Mineralogie und Petrographie bei Becke und Doelter ein und promovierte im Februar 1913 zum Dr.phil. Sie setzte ihre Studien an der medizinischen Fakultät fort und promovierte 1921 zum Dr.med.
Ihre Forschungsschwerpunkte als Thermomikroskopikerin lagen in der Polymorphieforschung. Wissenschaftliche Arbeiten entstanden teilweise gemeinsam mit ihrem Ehemann auf dem Gebiet der analytischen Chemie und Pharmakognosie, besonders zu Thermoanalyse. Gemeinsam entwickelte das Forscher-Ehepaar das Kofler-Thermomikroskop und die Kofler-Heizbank. Diese Präzisionsgeräte haben den Zweck der Schmelzpunktbestimmung von anorganischen oder organischen Substanzen. Das Heizmikroskop kommt dabei mit minimalsten Substanzmengen aus und es lässt sich die exakte Übergangstemperatur von fest auf flüssig – das thermodynamische Gleichgewicht − optisch erkennen. Man kann damit die Reinheit von Einzelsubstanzen und das Schmelzverhalten von Substanzgemischen, üblicherweise im Temperaturbereich von + 50 – + 350 °C feststellen. A. K. hatte in Innsbruck ein Privatlabor.
A. K. erhielt 1954 den Fritz Pregl Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Sie war Ehrenmitglied der Universität Innsbruck, Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Mikrochemie und Analytische Chemie und Trägerin des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft I. Klasse.
A. K. war verheiratet mit dem Chemiker Ludwig Kofler (1891-1951), der 1941 zum korrespondierenden Mitglied der ÖAW gewählt wurde.
Werke
Zahlreiche Veröffentlichungen (s. Poggendorff), u. a. mit Ludwig Kofler, Maria Brandstätter, u. a. in den Sitzungsberichten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften:
Quasi-eutektische Synkristallisation bei organischen Stoffgemischen: Dreistoffsysteme. SB IIb 157/I, 1948.
Zur quasi-eutektischen Synkristallisation binärer Gemische. SB IIb 158, 1949.
Gem. mit Brandstätter, M.: Zur isomorphen Vertretbarkeit von H, OH, Cl: s-Trinitrobenzol, Pikrinsäure, Pikrylchlorid. SB IIb 157/I, 1948.
Gem. mit Kofler, L.: Zur Bestimmung der Schmelzpunkte instabiler Modifikationen organischer Stoffe. SB IIb 157/I, 1948.
Gem. mit Kofler, L.: Eine Schnellmethode zur Aufnahme von Schmelzdiagrammen. SB IIb 157/I, 1948.
Gem. mit Kofler, L.: Über die Hydrate des g-Strophanthins (Quabain). SB IIb 158, 1949.
Gem. mit Kofler, L.: Zur Beurteilung der Reinheit des 4-Sulfonamido-2,4-diaminoazobenzols (Prontosil, Rubazin). SB IIb 159, 1950.
Literatur / Quellen
Nachruf auf Ludwig Kofler. In: Almanach der ÖAW für das Jahr 1952. 102. Jg., Wien, 1953, S. 367-374.
Zaunick, R. / Salié, H. (Hg.): J. C. Poggendorff´s Biographisch-literarisches Handbuch der exakten Naturwissenschaften. Bd. VII. a. Teil 2: F- K. Berichtsjahr 1932-1953. Berlin, 1956-1962.