Königswarter Charlotte Baronin, geb. Edle von Wertheimstein; Vereinsfunktionärin und Wohltäterin
Geb. Wien, 2.12.1841
Gest. Wien, 13.3.1929
Herkunft, Verwandtschaften: Ch. v. W. war eine Nachfahrin des berühmten Oberhoffaktors Samson Wertheimer. Aufgrund ihrer eigenen Herkunft und jener ihres Ehemannes gehörte sie zu den führenden jüdischen Familien Wiens, die in Wirtschaft, Politik und Wohlfahrt eine bedeutende Stellung einnahmen. Vater: Heinrich Herz Edler von Wertheimstein (1799-1859); Mutter: Leonie (Luise), geb. Biedermann (1813-1890).
LebenspartnerInnen, Kinder: Ch. v. W. heiratete im Oktober 1860 den späteren Bankier und Großhändler Moriz Freiherr von Königswarter (1837-1893), den sie um mehrere Jahrzehnte überleben sollte. Im Jahr seiner Hochzeit trat Moriz v. Königswarter als Gesellschafter in die väterliche Firma, das von Jonas von Königswarter gegründete Bankhaus Königswarter & Todesco, ein, deren Leitung er 1872 übernahm. Er war außerdem Direktor der Nordbahn und von 1879 bis 1882 Verwaltungsrat der Creditanstalt, die sein Vater 1855 gemeinsam mit den Rothschilds gegründet hatte. 1897 wurde Moriz von Königswarter zum Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt. Er war Mitbegründer der „Wiener Israelitischen Theologischen Lehranstalt“ und ein bedeutender Kunstsammler. Der Schwiegervater, Jonas Baron Königswarter (1807-1871), war führendes Mitglied der IKG, wo er ab 1851 Vorstandsmitglied und von 1868 bis 1871 Präsident war. Er war orthodox und führte ein rituelles Haus. Ihre einzige Tochter Josefine, später Ehefrau von Maximilian Paul-Schiff, verstarb am 13. März 1929 nach langer Krankheit, wenige Stunden vor ihrer Mutter. Söhne: Heinrich (1861-1931), Hermann (1864-vor 1929), Wilhelm Carl (*1866).
Laufbahn: Ch. K. war 55 Jahre lang Präsidentin des ältesten Wiener Wohltätigkeitsvereins jüdischer Frauen, dem „Israelitischen Frauen-Wohltätigkeitsverein in Wien“ (1, Seitenstettengasse 2; 1816) und fast 60 Jahre lang im Vorstand der „Israelitischen Kinderbewahranstalt“ tätig. Sie unterstützte Institutionen, welche von ihrem Schwiegervater und ihrem Mann gegründet wurden, das Israelitische Blindeninstitut auf der Hohen Warte und das Heim für jüdische Lehrlinge in der Grünentorgasse. Ebenso fungierte sie als Ehrenpräsidentin des Schutzdamenkomitees des israelitischen Mädchenwaisenhauses in Unter-Döbling (Ruthgasse 21). Die Sitzungen des Wöchnerinnenverbandes fanden bei Ch. K. statt, die auch im Altersfürsorgeverband aktiv war. Sie wird auch als Vizepräsidentin der Gesellschaft vom Roten Kreuz und als Kuratorin des Rudolfinerhauses genannt, unterstützte Studierende und Einrichtungen wie die Rettungsgesellschaft und die Poliklinik. Sie engagierte sich auch für jüdische Flüchtlinge aus dem Osten und gehörte einem Komitee jüdischer Damen Wiens an, welche anlässlich der Pogrome in Rumänien in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts, unter dem Vorsitz von Baronin Sophie Todesco, Geld und Kleidersammlungen durchführten, die dann von der „Israelitischen Allianz“ verteilt wurden. Sie war zudem im Verband jüdischer Frauenvereine, der „Weiblichen Fürsorge“, der während des Ersten Weltkrieges gegründet wurde, im Vorstand tätig.
Ausz.: Wurde in den Adelsstand erhoben.
biograph. Mitteilungen, Hinweise: Judaica-Archiv/ÖNB.
L.: Malleier 2000, Torggler 1999, Von Arnstein bis Zuckerkandl 1993, http://www.onb.ac.at/ariadne/vfb/bio_koenigswarter.htm