Königstetter Katharina (Käthe); Gewerkschafterin, Gemeinderätin und Schneiderin

Geb. Wien, 17.4.1874

Gest. Wien, 3.4.1940

K. K. wurde am 17. April 1874 als ältestes von vier Kindern eines Eisenbahnbediensteten in Wien geboren. Trotz einer körperlichen Behinderung muss sie bereits in jungen Jahren mithelfen, die Familie zu ernähren. Kurz nach ihrem Lehrabschluss als Schneiderin kommt sie mit der ArbeiterInnenbewegung in Kontakt. Sie gehörte dem Arbeiterinnen-Bildungsverein an und war mit Katharina und Anna Boschek befreundet. 1898 wird sie Mitbegründerin des Vereines der Näherinnen im 15. Bezirk, bereits vorher ist sie für die Sozialdemokratische Partei tätig, kassiert Mitgliedsbeiträge und macht Werbung für die „Arbeiterzeitung“.

K. K. konnte ihre Organisationstätigkeit immer mehr erweitern; aus dem Verein der Näherinnen wurde die Heimarbeiterorganisation mit einigen Ortsgruppen, einer Arbeitsvermittlung und einer Zeitung. Es wurden Lohntarife ausgearbeitet, die allen Heimarbeiterinnen, besonders aber den am schlechtesten entlohnten unter ihnen, den häuslichen Hilfskräften, zu denen zum Beispiel Bedienerinnen und Wäscherinnen zählten, zugutekamen. Der Heimarbeiterinnenorganisation gelang es überdies, die Arbeitszeit ihrer Mitglieder zu regeln. Anfangs gab es gegen diese Maßnahmen heftigen Protest von Seiten der ArbeitgeberInnen, doch bald erkannten die Hausfrauen, dass die Haushaltshilfen, die durch die Arbeitsvermittlung zu ihnen kamen, besser arbeiteten, also zahlten sie gerne bessere Löhne und gewöhnten sich an die Einhaltung einer geregelten Arbeitszeit.

K-.K., lange Zeit die einzige Angestellte des Vereines der Näherinnen, hielt in dieser Funktion vielbeachtete Referate, die auf einer soliden Sachkenntnis basierten. Sie war besonders an Gemeindefragen interessiert und wurde Funktionärin in der Bezirksorganisation Fünfhaus (Wien 15. Bezirk). Seit 1919 gehörte sie dem Gemeinderat an und arbeitete dort in verschiedenen Verwaltungsgruppen wie zum Beispiel dem Wohnungs- und Fürsorgewesen. Ihre Tätigkeit wurde von Hugo Breitner, Julius Tandler und Bürgermeister Emmerling als beispielhaft hervorgehoben.

K. K. stammte aus ärmsten Verhältnissen und hatte keine besondere Schulbildung genossen. Ihr großes praktisches Wissen eignete sie sich selbst an und wurde später zur Lehrerin ihrer jüngeren MitarbeiterInnen, die sie zur Parteiarbeit heranzog. Nach dem Zusammenschluss der Heimarbeiterinnenorganisation mit dem Verband der Hausgehilfinnen übernahm K. K. als Sekretärin für die Bankbedienerinnen eine Funktion bei der BankgehilfInnenorganisation. Ihre gewerkschaftlichen Erfahrungen konnte sie dort zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen dieser Gruppe von Arbeitnehmerinnen einsetzen. Weiters setzte sie sich ihr Leben lang für die Verbesserung der arbeitsrechtlichen Situation von Frauen ein.

K, K. starb am 3. April 1940, einige Tage vor ihrem 67. Geburtstag in Wien.

Qu.: Aus dem Nachlass von Anna Boschek. Unveröffentlichtes Manuskript im Tagblattarchiv.

L.: Pasteur 1986, Eine Helferin der Heimarbeiterinnen. Aus dem Leben der Gemeinderätin Käthe Königstätter. In: Die Unzufriedene 19.1.1924, Die sozialdemokratischen Gemeinderätinnen von Wien. In: Die Unzufriedene 16.6.1932

 

Karin Nusko