Kestranek Clara, geb. Hirschler, Ps. Clara Forstenheim, Clarissa; Schriftstellerin, Lyrikerin und Feuilletonistin
Geb. Wien, 20.5.1868
Gest. Mauer-Öhling, NÖ, 1925
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Anna Forstenheim (eigentl. Anna Hirschler, Schriftstellerin 1846 Agram – 1889 Bad Vöslau, Niederösterreich).
LebenspartnerInnen, Kinder: Am 8. September 1892 heiratete sie Paul Kestranek (Sohn der Schriftstellerin Margarete Halm, K. K. Hauptmann).
Laufbahn: Als sie ein kleines Kind war, begann ihre Mutter sich erfolgreich schriftstellerisch zu betätigen. Im Alter von sechs Jahren dichtete sie ihre erste Poesie „Das Waisenkind“. Von ihren Eltern erhielt sie ihren ersten Unterricht. Erst mit zehn Jahren besuchte sie die öffentliche Schule, zusätzlich erhielt sie jedoch Privatunterricht von angesehenen Gymnasiallehrern. Ihre ersten Gedichte veröffentlichte sie in der „Österreichischen Jugendzeitung“. Nach Schulabschluss besuchte sie das Institut Hanausek in Wien. Von ihrer inzwischen berühmt gewordenen Mutter wurde sie in die Schriftstellerkreise Wiens eingeführt. In ihrem Elternhaus wurde allwöchentlich ein literarischer Kreis abgehalten, der die junge Schriftstellerin inspirierte. (Ihre Mutter war 1885 Mitbegründerin des „Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien“ und bemühte sich um Gleichberechtigung und um die Hebung des Bildungsgrades der Frauen.)
Als C. K. einmal das Burgtheater besuchte, begann sie sich spontan für die Schauspielerei zu interessieren. Obwohl ihr großes Talent bescheinigt wurde, wandte sie sich aus sittlichen Gründen wieder von der Bühne ab. In der Folge verfasste sie jedoch eine Reihe kleinere dramatische Arbeiten, wovon einige in „Famos“ und im „Dilettantentheater“, erschienen im Verlag Levy & Müller, abgedruckt wurden. Zugleich besuchte sie die oberen Jahrgänge der K.K. Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien, das sie 1889 absolvierte. Im selben Jahr starb ihre Mutter und Trost suchend begann sie wieder zu dichten. Zugleich war sie als Lehrerin im Institut Hanausek in Wien tätig und schrieb Beiträge für die freisinnige Elternzeitung „Schule und Haus“. Unter anderem verfasste sie dafür den Aufsatz „Häusliche Nachhilfe“ und „Nur?“, eine Erzählung, in der das Leben einer pflichttreuen Lehrerin geschildert wird. Außerdem wurden zehn „Psychologische Briefe“ von ihr abgedruckt. In dieser Zeit veröffentlichte sie auch zahlreiche Gedichte, Noveletten und Feuilletons in mehreren Zeitschriften. Nach ihrer Heirat folgte sie ihrem Gatten, der sie literarisch förderte und auch selbst auf militärischem Gebiet schriftstellerisch tätig war, nach Raab in Ungarn. Zusammen unternahmen die beiden zahlreiche Reisen, wobei C. K. die Gelegenheit hatte, einen umfassenden Überblick über das Frauenleben in ihrem Land zu erhalten. Auf einer Reise durch Deutschland machte sie mit der Leiterin des Vossischen Verlages, Rosalie Stricker, Bekanntschaft. In der Folge erschienen ihre Gedichtbände im Vossischen Verlag. Inzwischen ihrem Mann nach Temesvár gefolgt, begann sie auch für militärische Fachzeitschriften zu schreiben. Unter anderem erschienen in „Die Reichswehr“ historische Feuilletons.
W.: „Gedichte. 1. Mädchenlieder, 2. Augenblicksbilder, 3. Gleichnisse“ (1892), „Seelenblüten. Gedichte und Märchen. 1. Immortellen vom Grabe meiner Mutter, 2. Myrthen aus meinem Brautkranz, 3. Vergißmeinnicht vom Grabe meines Kindes, 4. Feldblumen von Ungarns Fluren, 5. Blaue Blumen der Romantik“ (1895, der Gemahlin des Korpskommandant ihres Gatten, Erzherzog Friedrich, gewidmet), „Amor in Uniform. Noveletten aus Österreich-Ungarns Garnisonen“ (1897, Margarete Halm gewidmet), „Frauenseelen. Novellen“ (1898, Louise Fastenrath gewidmet)
L.: Heilinger/Stock 1988, Pataky 1898, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982
Susanne Blumesberger