Kestenberg Judith S., geb. Silberpfennig; Psychiaterin, Neurologin und Psychoanalytikerin

Geb. Krakau, Galizien (Krakow, Polen), 17.3.1910

Gest. Sands Point, New York, USA, 16.1.1999

Herkunft, Verwandtschaften: J. K. war das jüngste von 3 Kindern einer wohlhabenden jüdischen Fabrikantenfamilie, die zu Beginn des Ersten Weltkrieges nach Baden bei Wien floh, 1918 zunächst nach Polen zurückkehrte, und 1924 (?) endgültig nach Wien übersiedelte.

LebenspartnerInnen, Kinder: In den USA verheiratet mit Milton Kestenberg (1913-1991), ein aus Polen stammender Rechtsanwalt; Kinder: Howard und Janet.

Ausbildungen: Medizinstudium in Wien, 1934 Promotion, Facharztausbildung in Neurologie und Psychiatrie, Beginn der psychoanalytischen Ausbildung am Lehrinstitut der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (Lehranalyse bei Eduard Hitschmann.). Sie scheint in der Liste der emigrierten inländischen KandidatInnen und TeilnehmerInnen an den Lehrgängen für PädagogInnen am Wiener Psychoanalytischen Lehrinstitut 1937/38 auf. Ihre psychoanalytische Ausbildung setzte sie am New York Psychoanalytic Insitute bei Hermann Nunberg fort.

Laufbahn: J. K. hatte in Wien Kontakt zur sozialistischen Untergrundbewegung. Da sie hier keine beruflichen Möglichkeiten sah, ging sie auf Einladung von Paul Schindler 1937 in die USA und war als Ärztin in der Psychiatrischen Abteilung im Bellevue Hospital tätig. 1943 wurde sie Mitglied und Lehranalytikerin der New York Psychoanalytic Society, später Mitglied, Lehr- und Kontrollanalytikerin des Psychoanalytic Institute der New York University. Sie war Mitbegründerin des Downstate Analytic Institute in Brooklyn, wurde Professorin für Klinische Psychiatrie an der New York University und lehrte am Long Island Jewish Medical Center. J. K. spezialisierte sich auf Kinderpsychiatrie und Kinderpsychoanalyse und begann Anfang der 1950er Jahr mit der systematischen Beobachtung von Kleinkindern. Die Mitbegründerin des Center for Parents and Children gründete 1961 gemeinsam mit ihrem Mann die Institution Child Development Research, Mitbegründerin der Gruppe für die psychoanalytische Untersuchung der Auswirkung des Holocaust auf Kinder der zweiten Generation und beteiligt an der „Internationalen Studie über die organisierte Verfolgung von Kindern“ 1981.

biograph. Mitteilungen, Hinweise: Pappenheim, Else: Judith Kestenberg, neé Silberpfennig, unpublished manuscript, obituary and memorandum, 1999; Judaica-Archiv/ÖB.

W.: Über 150 wissenschaftliche Artikel und 7 Bücher (ausf. Bibliografie Kestenbergs in Judith S.: Kindheit und Wissenschaft. Eine biographische Skizze. In: Ludger M. Herrmanns (Hg.): Psychoanalyse in Selbstdarstellungen, Bd. 1. Tübingen 1992, 141-202)

„Rhythm and organization in obsessive-compulsive development. International Journal of Psycho-Analysis 47” (1966), „The role of movement patterns in development” (1977), „Gem. m. Bergmann, Martin S. & Milton Jucovy: Generations of the Holocaust” (1982), „Gem. m. Eva Fogelman (ed): Children during the Nazi reign: psychological perspective on the interview process” (1994), „Sexuality, body movement, and the rhythms of development (in collaboration with Esther Robbins et al)” (1995), “mit Ira Brenner: The last witness: the child survivor of the Holocaust” (1996), „Gem. m. Charlotte Kahn ed: Children surviving persecution: an international study on trauma and healing” (1998)

L.: Brenner 2000, Funke 1989, Haber 1999, Mühlleitner 2002, Reichmayr 1994, Renner 1999, Sossin/Loman/Merman 1999, http://www.holocaustechoes.com/, http://www.psychoanalytikerinnen.de/