Joseph Inga

geb. Pollak, Jacoby, Ingrid; Lehrerin und Bibliothekarin
* 9.3.1927, Wien

Herkunft, Verwandtschaften: Der Vater konnte nach England fliehen, die Mutter, Emma, wurde mit ihrer alten Mutter nach Minsk deportiert und dort im November 1941 ermordet. Eine Tatsache, die dem Vater von seinen Kindern immer wieder vorgeworfen wurde. Eine Schwester, Lisa (Lieselotte), drei Jahre älter.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratete 1952 Stan Joseph, Humanbiologe, den sie in Oxford kennen gelernt hatte; ein Sohn, Julian, zwei Enkelkinder.
Ausbildungen: Besuchte ein Jahr lang die Schwarzwaldschule und musste dann in die Schule für jüdische Kinder in der Sechskrügelgasse wechseln, besuchte bis 1944 in Falmouth, Cornwall die Schule und anschließend ein zweijähriges Secretarial College in Oxford, 1968–1971 Ausbildung zur Deutschlehrerin. Studierte ein Jahr lang Italienisch, Deutsch und Englisch an der Sheffield University.
Laufbahn: Am 22. Juni 1939 floh sie mit einem Kindertransport nach England, wurde mit ihrer Schwester Lieselotte von einem kinderlosen Ehepaar aufgenommen. Kurz darauf wurde die Frau jedoch schwanger und wollte die beiden Pflegekinder nicht mehr behalten. Die beiden wohnten dann bei zwei älteren Damen. Ihr Ziel war es, so schnell wie möglich „englisch“ zu werden und sich zu integrieren. Ihre Herkunft versuchte sie, ihren eigenen Aussagen nach, zu verleugnen. Sie ließ sich taufen und sagte auch ihrem Mann lange Zeit nichts von ihrer jüdischen Herkunft. Sie arbeitete als Bibliothekarin, zunächst in the Oxford Public Library, danach an einer College Library der Universität Oxford und später beim Blackwell’s Bookshop. Am besten gefiel ihr nach eigener Aussage die Arbeit beim Antiquar Rosenthal. 1963 zog sie wegen des Berufes ihres Mannes, einem Wissenschafter, der eine Stelle an der dortigen Universität erhielt, nach Sheffield. Nach einer Ausbildung zur Lehrerin unterrichtete sie von 1971 bis zur Pensionierung 1991 Deutsch an einer Gesamtschule (Waltheof, Rowlinson) und war in der Erwachsenenbildung tätig. Sie spielt Tischtennis und Badminton und schreibt immer noch Tagebuch.

Literatur / Quellen

Quelle
Korrespondenz mit Susanne Blumesberger am 8.5.2006, 22.6.2006, 21.7.2006.

Literatur
Baddeley, Penny: A diary of salvation. In: Sheffield Telegraph, 11.12.1998.
Blumesberger, Susanne: „Schule – pfui“ oder Wie englischen Kindern die deutsche Sprache näher gebracht werden sollte. Zum Lesebuch „Deutsche Kinder schreiben“ von Inga Joseph. libri liberorum. Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung Wien: Praesens Verlag, Jg. 8, Heft 25–26/April 2007, S. 47–50.
Hastings, Sheena: The girl who took a train to freedom. In: Yorkshire Post, 27.1.2004.
Rothenberg, Ruth: Notes for posterity, possibly. In: Jewish Chronicle, 9.4.1999.
Soutar, Ian: Messages to ourselves In: Sheffield Telegraph, 14.3.1997.
Wimmer, Adi: Die Heimat wurde ihnen fremd, die Fremde nicht zur Heimat. Erinnerungen österreichischer Juden aus dem Exil. Wien 1993.

Werke

Deutsche Kinder schreiben. 1980.
Jacoby, Ingrid: My darling Diary. A wartime journal – Vienna 1937–39, Falmouth 1939–44, 1998.
Jacoby, Ingrid: My darling Diary. The Girl in and out of Love. Oxford 1944–1950, 2006.

Biografieautor:

Susanne Blumesberger

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