Jontes Lieselotte

Historikerin und Bibliothekarin
* 19.1.1942, Altirdning, Stmk.

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter von Johann und Josefa Danglmaier.
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet seit 1966 mit Univ.-Prof. Dr. Günther Jontes (geb. 26.12.1939, Graz, Professor für Volkskunde an der Universität Graz), keine Kinder.
Freundschaften: Mit dem ehemaligen Direktor der Bibliothek und des Archivs der Geologischen Bundesanstalt in Wien HR i. R. Dr. Tillfried Cernajsek ist Lieselotte Jontes freundschaftlich und wissenschaftlich eng verbunden.
Ausbildungen: Hauptschule in Irdning, Lehrerinnenbildungsanstalt Graz (nach einem Monat abgebrochen), dann Realgymnasium in Stainach, 1961 Matura, 1961–1970 Studium der Geschichte (anfangs auch Anglistik) an der Universität Graz, 9.6.1971 Promotion im Fach Geschichte des Mittelalters. 1975/76 Ausbildung für Bibliothekare an der Österreichischen Nationalbibliothek mit Ablegung der Fachprüfung für den höheren Bibliotheksdienst.
Laufbahn: 1971 Anstellung an der Neuen Galerie Graz (Aufbau des Künstlerarchivs). Mit April 1972 wurde Lieselotte Jontes Bibliothekarin an der Montanistischen Hochschule und als Fachreferentin für „Historische Dokumentation des Montanwesens“ aufgenommen, zuerst als VB des gehobenen Dienstes, mit 1.1.1973 aber in den höheren Bibliotheksdienst überstellt. Nach der Dienstprüfung wurde sie mit 1.9.1977 als prov. wiss. Assistent der II. DKl. in das pragmatische Dienstverhältnis übernommen. Mit 1.1.1978 wurde sie zum Kommissär ernannt, mit 1.7.1978 zum Oberkommissär.
Sie leitete nach der Pensionierung HR i. R. Peter Sikas mit Ende 1983 von 1984 bis 1990 die Benützungsabteilung und war gleichzeitig Stellvertreterin des Direktors HR i. R. Dr. Manfred Lube. Als Leiterin der Benützungsabteilung konnte sie den Bibliotheksbenutzern wertvolle Recherchehilfen geben, die ihr Berufsleben sehr erfüllt haben. Dabei musste sie auf die Benutzer zugehen, denn viele dachten, dass eine Frau an einer Technischen Universität ohnehin keine fachliche Auskunft erteilen könne.
1990 wurde sie zur provisorischen Leiterin bestellt und 1991 zur Bibliotheksdirektorin ernannt. 1995 folgte die Beförderung zur Hofrätin. Mit 1.12.2007 trat sie in den Ruhestand. Danach konnte sie das Archiv der Montanuniversität Leoben aufarbeiten und ordnen.
Die Bibliothek wurde in der Zeit ihrer Amtsführung zu einer modernen Bibliothek, in der die EDV in allen Bereichen Einzug gehalten hat. Aber auch wichtige Um- und Ausbauten in der Bibliothek, wie 1992 der Ausbau und die Neugestaltung des Zeitschriftenlesesaales oder der Bau eines Tiefspeichers 1996, konnte Lieselotte Jontes als Direktorin umsetzen. Bis ins Jahr 2000 konnten weitere wichtige Renovierungen und Ausbauten für die Bibliothek durchgeführt werden, die die Bibliothek zu einer modernen Dienstleistungseinrichtung gemacht haben.
Lieselotte Jontes hat neben Einführungskursen (z. B. Datenbankenschulungen) auch Vorlesungen in der Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten gehalten.
Schon von Anfang ihrer bibliothekarischen Laufbahn an war die Montanhistorische Dokumentation nicht nur ihre Aufgabe, sondern wurde auch zum zentralen Forschungsgebiet. Die von ihr aufgebaute Montanhistorische Dokumentation ist eine einzigartige Sammlung von ca. 30.000 montanhistorischer Dokumente und ihr umfangreiches historisches Wissen auf diesem Gebiet ist weltweit anerkannt. Durch die Aufarbeitung des historischen Bestandes sowie des Universitätsarchivs haben sich viele interessante Themen ergeben, die Lieselotte Jontes im Laufe der Jahre in vielen Publikationen veröffentlicht hat. Gemeinsam mit Dr. Peter Schmidt von der Bergakademie Freiberg in Sachsen initiierte sie im Jahr 1993 die Reihe der „Erbe-Symposien“, die sich mit dem kulturellen Erbe in den Montan- und Geowissenschaften beschäftigen und im Herbst 2013 bereits zum 12. Mal stattgefunden hat.
Neben ihren umfangreichen Publikationen und zahlreichen Engagements in kulturellen und wissenschaftlichen Vereinen ist sie Schriftleiterin der Zeitschrift sowie der Schriftenreihe „res montanarum“.
Lieselotte und Günther Jontes besitzen mit ca. 50.000 Bänden die derzeit größte Privatbibliothek (v. a. Ethnografica, Linguistik, Asiatica) der Steiermark und halten laufend Vorträge über wissenschaftliche Themen, aber auch über ihre Reisen (2010 etwa über Burma).
Auszeichnungen, Mitgliedschaften: 2000 Verleihung des „Peter-Schmidt-Award“ in Golden/Colorado (USA), 2007 Ernennung zur Korrespondentin der Geologischen Bundesanstalt, 2007 Ehrung durch die Universität Laval, Quebec, für ihre Verdienste um das Kulturelle Erbe in den Erdwissenschaften, 2008 Ernennung zur Professorin durch den Bundespräsidenten (Verleihung am 3.12.2008 durch Landeshauptmann Franz Voves).
Lieselotte Jontes ist vielseitig engagiert und in folgenden Vereinen Mitglied: Vizepräsidentin des Montanhistorischen Vereines für Österreich, Vorstandsmitglied des Obersteirischen Kulturbundes, Mitglied der VÖB (früher Fernleihe-, sowie Erwerbungs-Kommission), Mitglied der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte, Mitglied der INHIGEO (International Association of the History of Geological Sciences) und Mitglied des Steirischen Studentenhistoriker-Vereins. Sie ist im Vorstand für die Erbe-Symposien.

Werke (Auswahl)
Die steirischen Bruderschaften im Mittelalter. Phil. Diss. Univ. Graz 1970.
Das Gusswerk bei Mariazell und seine Bedeutung für die österreichische Artillerie. In: Geschichte des Gießereiwesens in Literatur und Kunst. Ausstellungskatalog. Leoben 1977, S. 6–88.
Zur Geschichte der Universitätsbibliothek Leoben. In: Biblos 27 (1978), H. 3, S. 266–274.
Ein Blick in die Vergangenheit des Berg- und Hüttenwesens in der Steiermark. Ausstellungskatalog. Hg. von d. Universitätsbibliothek d. Montanuniv. Leoben. Leoben: Univ.-Bibliothek 1980.
Die berg- und hüttenmännische Ausbildung zur Zeit Erzherzog Johanns. Ausstellungskatalog. Hg. von d. Universitätsbibliothek d. Montanuniv. Leoben. Leoben: Univ.-Bibliothek 1982.
Brandstätter, Wolfgang A./Jontes, Lieselotte: Skizzen zur Entwicklung des Instituts für Bergbaukunde von 1849 bis 1959. In: Berg- und Hüttenmännische Monatshefte 130 (1985), H. 4, S. 97–103.
Datenbanken: Leoben, Univ.-Bibliothek d. Montanuniv., IVS, 1988.
Jontes, Lieselotte/Schabl, Anton: Geowissenschaften. Wien: Bundesmin. für Wiss. u. Forschung 1989. (Fachinformationsführer; 12).
„…Student in Leoben“. Skizzen aus dem Leobener Studentenleben. In: 150 Jahre Montanuniversität Leoben 1840–1990. Graz, S. 651–662.
Von Grubenmanndln, Schachtzwergen, Berggeistern und Kobolden. Zwerge als mythische Wesen im Überlieferungskreis der Bergleute. In: Hänsel, Volker/Kramer, Diether (Hg.): Die Zwerge kommen! Trautenfels: Verein Schloss Trautenfels 1993, S. 141–152.
Die Universitätsbibliothek der Montanuniversität Leoben und ihre kulturelle Bedeutung. Sammlung, Bewahrung, Darbietung. In: Gedenkschrift in memoriam Peter Sika. Altböckstein 1995, S. 24–31.
Jontes, Lieselotte/Jurek, Franz: Die historischen Bestände der Universitätsbibliothek Leoben und die Montanhistorische Dokumentation. In: Die wissenschaftlichen Bibliotheken Europas. Aufgaben und Ziele; Vorträge und Kommissionssitzungen des Österreichischen Bibliothekartag 1994, Graz, 13. bis 17. September 1994. Hg. von d. Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen u. Bibliothekare. [Zsstellung u. Red.: Sieglinde Sepp]. Wien: Vereinigung Österr. Bibliothekarinnen u. Bibliothekare 1997 (Biblos-Schriften 162 ), S. 296–300.
Der Tiroler Bergbau und die Steiermark. Schlaglichter einer Wechselbeziehung. In: Kulturerbe und Bibliotheksmanagement. Wien: Österreichische Nationalbibliothek 1993, S. 123–132.
Reiselust − Reiseleid: Reisen und Reiseberichte in früherer Zeit. In: Artibus atque modis. Festschrift für Ilse Dosoudil zum 60. Geburtstag. Wien: WUV 2001, S. 32–59.
Die ersten Leobener Studentinnen. Ein Beitrag zum Frauenstudium in Österreich. In: Res montanarum 34 (2004), S. 65–73.
Gem. mit Pfusterer, Rudolf: Geschichte der Gemeinde Altirdning und ihrer Häuser. Irdning. Marktgemeinde Irdning 2009.
Das Universitätsarchiv Leoben und seine Bedeutung für die Montangeschichte. In: Bibliotheken – Archive – Museen – Sammlungen. Beiträge des 10. internationalen Symposiums „Kulturelles Erbe in den Geo- und Montanwissenschaften“. Peter Hoheisel/Michael Merchel (Redaktion). Veröffentlichungen des Sächsischen Staatsarchivs, Reihe A: Archivverzeichnisse, Editionen und Fachbeiträge, Bd. 14. Halle/Saale: Mitteldeutscher Verlag 2010, S. 68–76.
Der steirische Erzberg – seine wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedeutung. 1300 Jahre Erzabbau am steirischen Erzberg 712–2012. Hg.: Montanhistorischer Verein Österreich. Schriftleitung: Lieselotte Jontes …] Leoben-Donawitz : Montanhistorischer Verein Österreich 2012 (= Res montanarum 2012, Sonderbd.).
Biographien für das Österreichische Biographische Lexikon (u. a. Patera Adolf, Poech Franz Josef, Pokorny Wilhelm, Prandstetter Ignaz, Radimsky Wenzel, Riepl Franz Xaver, Rittinger Peter Ritter v., Russegger Joseph Ritter v., Sauer Julius, Schauenstein Anton v., Schöffel Rudolf, Schraml Franz, Schroll Caspar Melchior Balthasar, Sedlaczek Emil Maria, Seyller, Otto, Sprung Franz Ritter v.).

Literatur / Quellen

Quellen
Interview mit Lieselotte Jontes, 24.10.2013, Verzeichnis der Publikationen von Lieselotte Jontes. In: res montanarum 40 (2007).

Literatur
Biblos 21 (1972), S. 337, Biblos 22 (1973), S. 262, Biblos 26 (1977), S. 499, Biblos 27 (1978), S. 117, Biblos 27 (1978), S. 413, VÖB-Mitteilungen 55 (2002) 3/4, S. 84-86.
http://austria-forum.org/af/Infos_zum_AF/Editorial_Board/Jontes, Hofrätin Dr. Lieselotte Jontes (Geschichte, Bibliothekswesen) (Stand: 2.8.2013).
Professorentitel für HR Dr. Lieselotte Jontes. In: VÖB-Mitteilungen 62 (2009) 2, S. 72.

Biografieautor:

Christina Köstner-Pemsel

94 thoughts on “Jontes Lieselotte

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