Jacobi Maria; Stadträtin, Berufsschullehrerin und Schneiderin
Geb. Wien, 12.3.1910
Gest. Wien, 8.10.1976
M. J. wurde am 12. März 1910 in Wien geboren. Nach dem Besuch der Grundschule absolvierte sie eine SchneiderInnenlehre, die sie mit der Gesellenprüfung abschloss. Später wird sie Berufsschullehrerin, eine Tätigkeit, die sie bis zum Februar 1934 ausübt. M. J. engagierte sich schon früh in der sozialdemokratischen Partei. Bereits 1924 wird sie Mitglied der sozialistischen Arbeiterjugend, deren Obfrau sie 1929 wird. Wegen ihres politischen Engagements verlor sie 1934 nach dem Bürgerkrieg zwischen Heimwehr und Schutzbund und dem Verbot der sozialdemokratischen Partei ihre Stellung als Berufsschullehrerin. Ab 1936 ist sie für den Ullstein-Verlag tätig. Sie wird Prokuristin und Leiterin der Wiener Niederlassung des Verlages und arbeitet dort bis zu ihrer Berufung in den Wiener Stadtrat. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird sie zur stellvertretenden Vorsitzenden der sozialistischen Frauen Wien-Landstraße gewählt und ist seit 1965 deren Vorsitzende. 1945 wird sie Wiener Gemeinderätin der SPÖ, eine Funktion, die sie bis 1973 ausübt. Am 26. Juni 1959 wird M. J. zur amtsführenden Stadträtin für das Wohlfahrtswesen bestellt. Ihr unterstanden die Bereiche öffentliche Jugendfürsorge, die Kinderübernahmestellen, die Horte, Erholungsheime, Fachbildungsstätten, Fürsorgeschulen, die Mutterberatung und die Erwachsenenfürsorge. Auf dem Gebiet der Gesetzgebung wurden während ihrer Amtsperiode (1959-1973) das Wiener Jugendschutzgesetz und das Sozialhilfegesetz vom Wiener Landtag beschlossen. Neben ihrem kommunalen Aufgabengebiet war M. J. unter anderem auch Präsidentin des Österreichischen Komitees für Sozialarbeit und des Wiener Roten Kreuzes. Aufgrund ihrer besonderen Leistungen auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege wurden M. J. zahlreiche Ehrungen verliehen: 1962 erhielt sie das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1963 das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 1970 das große goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, um die wichtigsten zu nennen. M. J. verstarb am 8. Oktober 1976 nach längerer Krankheit in Wien.
L.: Pasteur 1986, AZ 9.10.1976, Die Frau 22.6.1959, WZ 10.3.1986
Karin Nusko