Furtmüller Aline, geb. Klacko, Klatschko, genannt Lina; Politikerin und Lehrerin
Geb. Wien, 20.10.1883
Gest. New York City, New York, USA, Dezember 1941
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Anna Klatschko; Vater: Samuel Klatschko, führender Vertreter der frühen sozialdemokratischen Bewegung in Russland, 1880 Emigration nach Wien; mehrere jüngere Geschwister.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1904 Heirat mit Carl Furtmüller (1880-1951), Obmann des Bildungssausschusses der SDAP, Mitarbeiter Otto Glöckels, Gemeinderatsmitglied für den 3. Bezirk (Wien-Landstraße) bis 1934, Vertreter der Individualpsychologie. Vermutlich anlässlich der Heirat vom jüdischen zum protestantischen Glauben konvertiert. Kinder: Lydia (*1907), Lux Ernst (*1910).
Ausbildungen: 1903-04 Studium der französischen Sprache an der Universität Wien, 1905-08 private Vorbereitung auf das Gymnasiallehrerexamen, 1908 Dr.phil.
Laufbahn: Ab 1900 enge Verbindung zum „Sozialwissenschaftlichen Bildungsverein“ Wien, Mitglied der SDAP; 1904-1909 in Kladno/Nordböhmen (Mann Mittelschullehrer), 1905 Mitgründerin der Ortsgruppe Kladno „Verein Freie Schule“; nach der Rückkehr nach Wien Lehrerin an der Schwarzwaldschule, 1919-34 Gemeinderatsmitglied in Wien (SDAP); A. F. war in der Bildungsbewegung aktiv und außerdem auch Vorsitzende der sozialdemokratischen Frauenorganisation im 3. Bezirk, Landstraße. Das Ehepaar Furtmüller lud regelmäßig zu politischen Diskussionen in die eigene Wohnung ein. 1934 war A. F. für mehrere Wochen in Haft, wurde, wie ihr Mann, fristlos entlassen und war in der Folge für die Revolutionären Sozialisten tätig. 1938 (andere Quelle: Juni 1939) ging das Ehepaar gemeinsam in die Emigration nach Paris; Mitglied des Kreises österreichischer Sozialisten in der AVÖS (Auslandsvertretung der österr. Sozialisten); Sommer 1940 Flucht nach Montauban in Süd-Frankreich, Mitarbeit bei der Flüchtlingshilfe, wurden beim illegalen Grenzübertritt nach Spanien verhaftet. Nach mehreren Monaten Haft in spanischen Gefängnissen kamen sie nach New York, wo A. F. bald darauf an Leukämie starb; neben Friedrich Adler u. a. Mitunterzeichnerin des Protestes österr. Sozialdemokraten im September 1941 gegen den Versuch der Bildung einer österr. Exilregierung durch Hans Rott und Willibald Plöchl.
Unter anderem pflegte A. F. enge Freundschaften zu Laura Polanyi, Raissa Adler und Käthe Leichter, nahm nach deren Verhaftung ihren Sohn Heinz auf, auch enge Zusammenarbeit mit derselben, leitete Briefe an und von Käthe Leichter ins Gefängnis weiter.
Ausz.: Die in den Jahren 1936 bis 1938 in der Tradition der Gemeindebauten der Ersten Republik errichtete städtische Wohnhausanlage in 1050 Wien, Ziegelofengasse 12-14, wurde 1949 „Aline Furtmüller-Hof“ benannt. Seit dem Tod Carl Furtmüllers heißt der Wohnbau „Furtmüllerhof“.
Qu.: VGA, IfZ München; Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Frauenarbeit und Kulturformen. In: Handbuch der Frauenarbeit in Österreich“ (1930)
L.: Göllner 1999, ÖNB 2002, Pasteur 1986, Politikerinnen in Wien 2000, Sporrer 1983, Steiner 1973