Fussenegger Gertrud Anna, gesch. Dietz, verh. Dorn; Schriftstellerin
Geb. Pilsen, Böhmen (Plzeň, Tschechien), 8.5.1912
Gest. Linz, OÖ, 19.3.2009

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Karoline, geb. Hässler aus Pilsen/Böhmen; Vater: Emil Fussenegger, k. u. k. Berufsoffizier, dann Verwalter einer Landwirtschaft in Telfs/Tirol, brachte zwei Kinder in die Ehe mit (Irmgard und Erwin). Die ersten Lebensjahre verbrachte G. F. in Galizien, Pilsen und Dornbirn.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1937 Heirat mit Elmar Dietz, Bildhauer. Scheidung 1948, Kinder: Richarda (*1939), Waltraud (*1942), Raimund (*1944) und Dorothea (*1945). 1950 Heirat mit Alois Dorn, Bildhauer (†1985); Sohn: Lukas (*1951).
Ausbildungen: In den ersten Lebensjahren wurde sie von ihrer Tante privat unterrichtet, besuchte anschließend in Dornbirn eine öffentliche Schule. Ihre religiöse Lehrerin war der Auslöser, dass G. F. später selbst sehr fromm wurde, was bei ihrer Mutter auf Widerstand stieß. Die Oberstufe des Gymnasiums verbrachte sie in Pilsen. Sie lebte bei der Schwester ihrer 1926 verstorbenen Mutter. 1930 legte sie die Matura ab und begann in Innsbruck und ab 1931 in München ein Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie. 1934 Promotion in Geschichte zum Thema „Gemeinschaft und Gemeinschaftsbildung im Rosenroman von Jean de Meung“.
Laufbahn: 1937 erschien ihr erster historischer Roman. Obwohl G. F. dem Nationalsozialismus sehr nahestand und auch immer wieder in Blättern der NSDAP veröffentlichte, wurden ihre ersten Bücher verboten. Der von ihr propagierte Humanismus ließ sich nicht mit dem Rassismus des Nationalsozialismus vereinen. Nach dem Krieg lebte sie in Hall in Tirol, 1950 zog sie nach Oberösterreich. In ihren späteren Lebensjahren befasste sich G. F. vermehrt mit Kinderbüchern. Dabei beschäftigt sie sich besonders mit biblischen Texten und überträgt sie in kindgerechte Sprache mit anspruchsvollem Inhalt. Für Schulen bietet sie Lesungen an. Ihre breit angelegte realistische Erzählprosa trägt antimoderne, mythisierende Züge; die Themen kreisen um Heimat und Familie. Sie schrieb auch Gedichte und Dramen sowie Essays, Sachbücher und Literaturkritiken.
Ausz., Mitglsch.: G. F. trat am 1. Mai 1933 in die NSDAP Österreich ein, Mitglied des P.E.N. Clubs, der Humboldt-Gesellschaft Mannheim, der Esslinger Künstlergilde, des österr. Schriftstellerverbandes, der Innviertler Künstlergilde, der österreichischen Dramatiker-Vereinigung und Ehrenmitglied des Turmbundes Innsbruck; 1951 Förderungspreis des Landes Oberösterreich für heimatvertriebene Schriftsteller, 1957 Förderpreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft, 1960 Adalbert-Stifter-Preis, 1961 Ostdeutscher Schrifttumspreis, 1963 Stifter-Preis, 1969 Johann-Peter-Hebel-Preis, 1972 und 1987 Österreichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur, 1979 Wolfgang-Amadeus-Mozart-Preis der Hamburger Goethe-Stiftung und der Universität Innsbruck und Alexander-von-Humboldt-Plakette für Wissenschaft, Kunst und Bildung. 1981 Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft der Republik Österreichs, 1983 Franz-Michael-Felder-Medaille für Verdienste um die Literatur Vorarlbergs, 1984 Deutsches Bundesverdienstkreuz, 1987 Heinrich-Gleißner-Preis der ÖVP Oberösterreich, 1991 Ehrenring des Verbandes katholischer Schriftsteller Österreichs, 1992 Donauland-Sachbuchpreis der Donauland-Stiftung zur Förderung des österreichischen Sachbuches, 1992 Mostdipf-Preis der „Oberösterreichischen Nachrichten“ an herausragende Persönlichkeiten mit Humor, 1993 Jean-Paul-Preis des Freistaates Bayern und Weilheimer Literaturpreis, Verdienstkreuz 1. Klasse der BRD, 1974 Verleihung des Professorentitels durch den österr. Bundespräsidenten; 2007 erhielt sie von Papst Benedikt XVI das Komturkreuz mit Stern des päpstlichen Silvesterordens.
biograph. Mitteilungen, Hinweise: Korrespondenz mit Susanne Blumesberger am 28.5.2001.

Qu.: Ihr Nachlass befindet sich im Oberösterreichischen Literaturhaus, im Stifterhaus in Linz. DB NS-Lit. Graz, Literaturarchiv der ÖNB, Musiksammlung der ÖNB, Tagblattarchiv (Personenmappe).

W.: „Gemeinschaft und Gemeinschaftsbildung im Rosenroman von Jean Clopinel de Meung. Diss. Univ. Innsbruck“ (1934), „Geschlecht im Advent. Roman aus deutscher Frühzeit“ (1937), „Mohrenlegende“ (1937), „Der Brautraub“ (1939), „Die Leute auf Falbeson“ (1940), „Böhmische Verzauberungen“ (1944), „Das Haus der dunklen Krüge“ (1951), „Die Legende von den drei heiligen Frauen“ (1952), „Das verschüttete Antlitz“ (1958), „Die Pulvermühle“ (1968), „Ein Spiegelbild mit Feuersäule“ (1979), „Nur ein Regenbogen. Erzählungen aus fünf Jahrzehnten“ (1987),
„Florian“ (1998), „Goethe. Sein Leben für Kinder erzählt“ (1999), „Michael“ (1990), „Daniel“ (1994)

L.: Ackerl/Weissensteiner 1992, Adunka 1994, Benzer 1964, Eggl 1992, Formann 1961, Giebisch/Gugitz 1964, Hopfgartner 1984, Internationales Institut für Jugendliteratur und Leseforschung 1999, Kroll 1998, Pömer 1987, Sarkowicz 2000, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Schmölzer 1982, Stapf 1971, Welzig 2006, Winkler 1972, Tiefbewegendes wird mir Sprache In: Welt der Frau. Die österreichische Frauenzeitschrift April 1992, 1992, www.aeiou.at, www.onb.ac.at/ariadne