Furcht, Margarete

* 10.11.1879, Wien, † 12.2.1976, London, Großbritannien
Chemikerin

Matura als Externistin 1898; privates Stipendium von Marie von Najmajer für das Studium der Chemie, Universität Wien; 1902 Promotion als erste Frau im Fach Chemie. Privatassistentin am Techn. Gewerbemuseum. Mitarbeit an Patenten für die Röhrenabteilung der Firma Gustav Ganz & Co; 1939 Emigration nach England.

M. F. war jüdischer Herkunft, trat aber ca. 1936 aus der jüdischen Kultusgemeinde aus.
Sie besuchte fünf Volks- und drei Bürgerschulklassen, anschließend absolvierte sie sechs Jahre die gymnasiale Mädchenschule des Vereins für erweiterte Frauenbildung. Sie gehörte zu den ersten Absolventinnen dieser Schule und musste die Maturaprüfung 1898 noch als Externistin an einer Knabenschule, dem k. k. Akademischen Gymnasium, ablegen. Ein privates Stipendium der Mäzenin Marie von Najmajer nutzte sie für das Studium an der Universität Wien, wo sie 1902 mit einer Arbeit über Esterbildung bei aromatischen Sulfosäuren bei Adolf Lieben und Herzig dissertierte. Die Promotion wurde mit 19.7.1902 bekannt gegeben. Darüber wurde auch in einer Zeitschrift der Wiener Frauenbewegung berichtet. Sie ist somit die erste Frau, die an der Universität Wien im Fach Chemie ihr Studium abschloss.
In ihrem Lebenslauf, den sie gemeinsam mit den Promotionsunterlagen 1902 an der Universität einreichte, erwähnte sie, dass sie am Technologischen Gewerbemuseum als Privatassistentin tätig sei. Im entsprechenden Jahresbericht und auch später scheint sie jedoch nicht auf, sodass nicht klar ist, an welcher Sektion, bzw. Versuchsanstalt sie gearbeitet hatte. Neben der Publikation von Teilen ihrer Dissertation gemeinsam mit Rudolf Wegscheider 1902, findet sich 1909 eine weitere Publikation, diesmal mit dem Chemiker Adolf Lieben in den chemischen Fachjournalen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Daneben dürfte sie in der Wiener Volksbildung aktiv gewesen sein, worauf ein Artikel über den Weltäther in der Reihe „Das Wissen für Alle. Volkstümliche Vorträge und populär-wissenschaftliche Rundschau“ 1905 hinweist. In der Zwischenkriegszeit scheint sie als Mitautorin mehrerer Patente auf. Wahrscheinlich Ende der 1920er Jahre begann M. F. eine Zusammenarbeit mit der Röhrenabteilung der Firma Gustav Ganz & Co, wo sie gemeinsam mit Ferdinand Gantner und Bernhard Erber mehrere Patente über die Hochvoltkathode anmeldete. Es ist wahrscheinlich, dass sie einen entscheidenden Beitrag zur Fertigungstechnologie und Optimierung der Kathodenbeschichtung der Hochvoltröhren geleistet hat. Sie ist 1939 nach England emigriert.

Werke

Zwei Veröffentlichungen in den Sitzungsberichten der ÖAW 1902 und 1909:
Gem. mit Wegscheider, R.: Untersuchungen über die Veresterung unsymmetrischer zwei- und mehrbasiger Säuren. 9. Abhandlung: Über die Veresterung von Sulfosäuren und Sulfocarbonsäuren, SbIIb 111, A ÖAW, 1902.
Gem. mit Lieben, A.: Über weißes und gelbes lävulinsaures Silber SbIIb 118, A ÖAW 46, 1909, S. 337.
Der Weltäther. In: Das Wissen für Alle. Volkstümliche Vorträge und populär-wissenschaftliche Rundschau, 5, 1905.

Literatur / Quellen

Dokumentation der ÖAW
Informationen von Dipl.-Ing. Thomas Lebeth an die Autorin.
Meldeunterlagen WStLa
Rigorosenakt und -protokoll, UA Wien
www.adulteducation.at/de/literatur/wienermoderne/
www.onb.ac.at/ariadne/vfb/

BiografieautorIn:

Brigitte Bischof