Fröhlich-Sandner Gertrude, geb. Kastner; Lehrerin, Vizebürgermeisterin und Bundesministerin
Geb. Wien, 25.4.1926
Gest. Wien,13.6. 2008

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit einem Soldaten, der aus dem Krieg nicht mehr zurückkehrte. Ihre zweite Ehe, bereits als prominente SPÖ-Politikerin, mit dem Gemeinderat Josef Fröhlich (ÖVP), Wirt und Interessenvertreter der Wiener Tourismuswirtschaft, erregte Aufsehen. Ihr Mann schied aus diesem Anlass aus dem Gemeinderat aus, behielt aber seine Funktionen in der Wirtschaftskammer. Eheschließungen von Politikern „unterschiedlicher Parteifarbe“ waren damals noch absolut unüblich.
Ausbildungen: Sie besuchte während des Zweiten Weltkriegs die Lehrerinnenbildungsanstalt.
Laufbahn: Ab 1948 arbeitete sie als Volksschullehrerin. Gleichzeitig war sie Horterzieherin bei den Wiener Kinderfreunden. 1956 wurde sie mit der Leitung des Hortsekretariats der Wiener Kinderfreunde und mit der Redaktion der Elternzeitschrift „Du und Dein Kind“ betraut. 1959-65 war sie Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats. Ab 1965 war sie Stadträtin für Kultur, Schulverwaltung und Sport, ab 1969 außerdem Vizebürgermeisterin und Landeshauptmann-Stellvertreterin, ein Amt, das sie unter den Bürgermeistern Bruno Marek, Felix Slavik und Leopold Gratz ausübte. 1979 übergab sie die Kulturagenden an den neuen Stadtrat Helmut Zilk und war dann bis 1984 als amtsführende Stadträtin für außerschulische Jugendarbeit und andere Bildungsagenden zuständig. Sie gründete die „Streetworker“ und schuf sozialtherapeutische Wohngemeinschaften. Gleichzeitig war sie Schirmherrin der Wiener Festwochen, der Wiener Symphoniker, Präsidentin des Wiener Fremdenverkehrsverbandes (heute Wiener Tourismusverband) und anderer Einrichtungen. 1984 holte sie Fred Sinowatz in die Bundesregierung wo sie bis 1987 Bundesministerin für Familie, Jugend und Konsumentenschutz war.
Ausz.: Ehrenvorsitzende der SPÖ-Bezirksorganisation Mariahilf; Ehrenpräsidentin des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen; seit 1990: Ehrenvorsitzende der Kinderfreunde Österreich; 1993 Preis der Stadt Wien für Volksbildung; 1993 Ehrenbürgerin der Stadt Wien; Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich; Großes Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien; Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland; Bruckner-Ring der Wiener Symphoniker; Ehrenring des Presseclubs Concordia; Ehrenring des Theaters in der Josefstadt; Ehrenmedaille des Raimundtheaters, Ehrenmedaille der Wiener Handelskammer; 2008 Hans Czermak Preis für eine gewaltfreie Gesellschaft (Sonderpreis für Lebenswerk); Ehrengrab der Stadt Wien am Wiener Zentralfriedhof.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).
L.: Politikerinnen in Wien 2000, Stimmer 1996, Wikipedia, www.aeiou.at, http://www.vienna.at/…/gertrude-froehlich-sandner-82-jaehrig-verstorben/