Freundlich Elisabeth, Ps. Elisabeth Lanzer; Schriftstellerin, Bibliothekarin, Journalistin, Übersetzerin und Literaturwissenschafterin
Geb. Wien, 21.7.1906
Gest. Wien, 25.1.2001

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Dr. Jaques Jakob Freundlich (1874-1951), Rechtsanwalt, Mitglied des Verfassungsgerichtshofes, Mitbegründer (1922) und Präsident der Arbeiter-Zentral-Bank-AG (heute BAWAG) bis zum Februar 1934, über vier Monate in Untersuchungshaft, danach unter Hausarrest; 1938 Flucht über die Schweiz und Frankreich in die USA, Mitglied des Austrian Labor Committee; US-Bürger; 1950 Niederlassung in Zürich. Mutter: Olga, geb. Lanzer (1880-1966).
LebenspartnerInnen, Kinder: 1945 Heirat mit Günther Anders (1902-1992), Schriftsteller und Philosoph.
Ausbildungen: 1928-32 Studium der Germanistik, Romanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in Wien; Studium an der Sorbonne, ab 1941 Studium Library Science an der Columbia University, 1943 Master of Arts.
Laufbahn: E. F. versuchte sich in verschiedensten künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Sie arbeitete 1930-31 als Regisseurin und Dramaturgin am Neuen Wiener Schauspielhaus (Ps. Elisabeth Lanzer). 1932-33 war sie Mitarbeiterin der kurzfristig als Schwesterorgan der Berliner Zeitschrift „Die Weltbühne“ bestehenden Zeitschrift „Die Wiener Weltbühne“. 1934-38 folgten mehrere Reisen nach Paris, eine Zusammenarbeit mit dem „Schutzverband deutscher Schriftsteller“ und ab 1937 Tätigkeit für spanische Hilfskomitees. Am 13. März 1938 floh sie mit den Eltern nach Zürich und emigrierte im Mai 1938 nach Paris. Mitbegründerin und Sekretärin der „Liga für das geistige Österreich“ (Vereinigung österreichischer Schriftsteller und Künstler). Nach Kriegsausbruch 1939 fungierte sie kurzfristig als Autorin von Österreich-Sendungen im Rahmen des von Rudolf Leonhard geleiteten Deutschland-Programms des französischen Rundfunks. Im Sommer 1940 gelang ihre Flucht vor dem Vormarsch der Deutschen nach Spanien, anschließend reiste sie mit US-Notvisum des Emergency Rescue Committees in die USA. Am 26.11.1940 traf sie in New York ein. Dort arbeitete sie zunächst als Lehrbeauftragte an Colleges und Universitäten (u. a. Dozentin für Deutsch an der Princeton University und Wheaton College/Mass.). Nach Absolvierung des kürzesten Studienganges, den die Columbia University anbot, wurde sie Bibliothekarin. Bereits ab 1941 war sie Sachbearbeiterin des Metropolitan Museum New York (ab 1943 mit fester Anstellung), nebenbei Feuilletonredakteurin der Exilzeitschrift „Austro-American Tribune“ und von „Les Nouvelles d’Autriche“. Die Redaktionstätigkeit regte sie zu verschiedenen schriftstellerischen Arbeiten an. Im Mai 1950 kehrte sie mit ihrem Mann nach Wien zurück. Hier war sie als Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin tätig. Ab 1953 wirkte sie als Kulturberichterstatterin bei der Tageszeitung „Mannheimer Morgen“, war Gerichtsreporterin für NS-Prozesse in Österreich und der BRD für „Die Gemeinde“, ab 1954 Mitarbeiterin der „Frankfurter Hefte“ und Mitarbeiterin beim ORF. Sie moderierte Schulfunksendungen bei RIAS Berlin und anderen Rundfunkanstalten. Ab 1978 widmete sie sich ausschließlich der schriftstellerischen Tätigkeit.
Mitglsch., Ausz.: Während ihrer Studienzeit Mitglied beim „Verband Sozialistischer Studenten Österreichs“; während des Exils in den USA Mitglied der „Austro-American Association“ (AAT), seit 1958 Mitglied des österreichischen P.E.N.-Clubs; Arbeit in der „Liga für das geistige Österreich“ gem. mit Joseph Roth, Franz Werfel und Alfred Polgar; 1986 Professorentitel. 2009 wurde in Wien (22. Bezirk) der Elisabeth-Freundlich-Weg nach ihr benannt.

Qu.: DÖW; IfZ München; Tagblattarchiv/AK (Personenmappe), Deutsches Literaturarchiv Marbach.
W.: „unter Lanzer Elisabeth: Invasion Day. Eine Erzählung“ (1948), „Der eherne Reiter. Ein historischer Roman“ (1960), „Massaker in Stanislau. 1941. In: Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte. Tel Aviv“ (1975), „An sicherem Ort. Die Ermordung der Lemberger Hochschulprofessoren. (Juli 1941). Ein authentischer Bericht. In: Zeitgeschichte, Jg. 4/H. 11,12, August/September“ (1977), „Sie wußten was sie wollten. Lebensbilder bedeutender Frauen aus drei Jahrhunderten und sechs Ländern“ (1981), „Der Seelenvogel“ (1986), „Die Ermordung einer Stadt namens Stanislau. NS-Vernichtungspolitik in Polen 1939-1945“ (1986), „Die fahrenden Jahre. Erinnerungen“ (1992), „Finstere Zeiten. Vier Erzählungen“ (1986)
L.: Alge 2001, BLÖF, Bolbecher/Kaiser 2000, Heinritz 2000, Niederacher 2000, ÖNB 2002, Suchy 1996, Vansant 2001, Wall 2004, Walter 2000, Wikipedia, www.aeiou.at