Francé-Harrar, Annie

geb. Harrar
* 2.12.1886, München, Bayern (Deutschland), † 23.1.1971, Hallein, Sbg.
Bodenbiologin und Schriftstellerin

Studium der Medizin und Biologie; tätig als bekannte Bodenbiologin, Bestsellerautorin, Essayistin, Verfasserin kultur- und naturwissenschaftlicher Werke; als Bodenbiologin Bahnbrecherin für die heutige Humuswirtschaft; 1916 Mitarbeiterin von Raoul Heinrich Francé, Leiter des Biologischen Instituts, München; 1923 Heirat mit Francé in Dinkelsbühl; 1924 Übersiedlung nach Salzburg; bis 1930 Überseereisen; 1943 Flucht nach Budapest, Tod des Gatten; im Sommer 1945 Aufbau einer Humusstation, Entwicklung der ersten Impfziegel für die Kompostierung; 1947 Rückkehr nach Österreich; 1952-1961 Leitung als Staatsbeauftragte im Ministerrang des Instituts für Bodenverbesserung, Universität von Mexico- City; 1960 Rückkehr nach Salzburg.

A. F.- H. studierte Medizin und Biologie und galt als vielseitig begabte, schöpferische Frau: Bestsellerautorin, Essayistin, Verfasserin kultur- und naturwissenschaftlicher Werke, sowie mehrerer Reisemonographien und Science-Fiction ähnlicher Romane. Vor allem als Bodenbiologin ist sie Bahnbrecherin für die heutige Humuswirtschaft. Bereits in jungen Jahren verband sie ihre künstlerisch-literarische Begabung mit fachlicher Forschung. Das erste gedruckte Werk erschien 1911 und beschreibt in Versen das Leben der Frau im Laufe der Jahrhunderte. 1916 lernte sie im Rahmen eines Mikroskopiekurses den Leiter des Biologischen Instituts in München Raoul Heinrich Francé kennen und wurde seine Mitarbeiterin. Nach dem Münchner Räteaufstand 1919 musste Raoul H. Francé die Stadt verlassen und ließ sich mit A. H.-F. in Dinkelsbühl nieder, wo das Paar 1923 heiratete. 1920 entstand der erste utopische Roman von A. H. „Die Feuerseelen“, der bereits das Problem der Zerstörung der Bodenfruchtbarkeit aufwarf. 1924 übersiedelte das Ehepaar nach Salzburg. In die Zeit bis 1930 fiel die erste Gruppe der Überseereisen, die eine Reihe von Monografien zur Folge hatten. Mit Rücksicht auf die Gesundheit ihres Mannes folgten immer häufigere Aufenthalte in Ragusa (heute Dubrovnik) an der Südadriaküste. Von dort floh das Ehepaar 1943 in den Wirren des Zweiten Weltkrieges nach Budapest, wo Raoul H. Francé noch im selben Jahr an einer zu spät erkannten Leukämie starb. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann A. F.-H. bereits im Sommer 1945 mit dem Aufbau einer Humusstation für die Umwandlung von Stadtmüll bei Budapest und entwickelte die ersten Impfziegel für die Kompostierung. 1947 kehrte sie nach Österreich zurück. Das bedeutende Werk „Die letzte Chance − für eine Zukunft ohne Not“ (1950) ist das Ergebnis ihrer 40-jährigen Forscherarbeit. Albert Einstein bewunderte dieses Werk und sprach ihm einen dauernden Platz in der Weltliteratur zu. Als Folge dieses Buches wurde sie 1952 an die Universität von Mexico-City berufen und leitete dort neun Jahre als Staatsbeauftragte im Ministerrang das Institut für Bodenverbesserung und Fruchtbarkeitssteigerung. Ihre Mexiko-Erfahrung mit völlig neuen Ansätzen für erfolgreiche Bodenverbesserung fasst sie in „Humus, Bodenleben und Fruchtbarkeit“ (1957) zusammen. Nach ihrer Rückkehr aus Mexiko (1960) zog sie wieder nach Salzburg. Im Laufe ihres Lebens schrieb sie 47 Bücher, rund 5000 Beiträge in der deutschsprachigen Presse und hielt über 500 Vorträge und Vorlesungen einschließlich in Rundfunksendungen.

Werke

Rasse. Menschen von gestern und morgen. Dürr&Weber, Leipzig, 1920.
Feuerseelen. Phantastischer Roman. Leipzig, 1921.
Das Goldtier. Geschichte eines Dämons. Leipzig, 1922.
Kleinleben des Waldes. Richard Eckstein, Leipzig, 1923.
Die Tragödie des Paracelsus. Ein Jahrtausend deutschen Leides. Walter Seifert Verlag, Stuttgart Heilbronn, 1924.
Reise nach Punien. Peter J. Oestergaard Verlag, o. O., 1926.
Der Irrweg der Entwicklung. Walter Seifert Verlag, Heilbronn, Stuttgart, 1926.
Die Liebeswelt der Tiere. Walter Seifert Verlag, Heilbronn, Stuttgart, 1927.
Tier und Liebe. Geschichten von Unterdrückten und Verkannten. Verlag „Das Berglandbuch“, Salzburg, Graz, Wien, Leipzig, 1930.
Die Insel der Götter. Wanderungen durch Ceylon. Peter J. Oestergaard Verlag, Berlin-Schöneberg 1930.
Der Wunderbaum. Können Pflanzen „denken“? Verlag „Das Bergland-Buch“, Salzburg, Graz, Wien, Leipzig, 1937.
Sehnsucht nach dem Süden. Verlag Julius Kittls Nachfolger, o. O., 1938.
Und eines Tages. Toth, Hamburg, 1947.
Der gläserne Regen. Toth, Hamburg, 1948.
Humus. Bodenleben und Fruchtbarkeit. Bayerischer Landwirtschaftsverlag, 1957.

Literatur / Quellen

Geißler, M.: Führer durch die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Weimar, 1913.
Giebisch, H. / Pichler, L. / Vancsa, K. (Hg.): Kleines österreichisches Literaturlexikon. Wien, 1948.

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