Dvorak-Stocker Ilse, geb. Stocker; Verlegerin
Geb. Graz, Stmk., 19.1.1922
Gest. Graz, Stmk., 9.4.2011

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Diplomlandwirt und Agrikulturchemiker Leopold Stocker (1886-1950), Gründer des gleichnamigen Verlages (1917) und des Steirischen Bauernbundes; Mutter: Marianne, geb. Lang (1894-1987). Ihr Bruder Wolfgang (1916-1944) fiel im Zweiten Weltkrieg. Leopold Stocker wurde am 31.3.1938 zum „Vertrauensmann für Steiermark“ ernannt und erhielt zunächst die Aufgabe, die arischen buchhändlerischen Betriebe seines Bereiches einwandfrei festzustellen. Mit seiner Tätigkeit und seinen mündlichen und schriftlichen Äußerungen stellet er sich voll in den Dienst des Nationalsozialismus. Nach Kriegsende wurde gegen ihn ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Illegalität und der Mitwisserschaft an einer Neonazibewegung eige,eingeleitet, das 1949 eingestellt wurde; auch wurde er wegen der illegalen Verbreitung einer Neonazi-Zeitschrift 4 Monate in Haft genommen.
LebenspartnerInnen, Kinder: Am 8.9.1964 schloss sie die Ehe mit dem Berufsoffizier Othmar Dvorak (1919-1997). Aus ihrer Ehe stammen zwei Söhne: Wolfgang (geb. 1966) und Christoph (geb. 1967).
Ausbildungen: Studium der Anglistik, Geschichte und Deutsch an der Universität Graz, Promotion zum Dr.phil. 1950.
Laufbahn: Ab 1941 war sie im familieneigenen Verlag tätig und nach dem Tod ihres Bruders bereitete sie sich an seiner Stelle auf die Nachfolge in der Verlagsleitung vor: ab 1946 als geschäftsführende Gesellschafterin; nach dem Tod ihres Vaters 1950 gemeinsam mit ihrer Mutter und ab 1972 als Alleininhaberin, von ihrem Mann vor allem im wirtschaftlichen Bereich intensiv unterstützt. Unter ihrer Leitung wurde der Verlag erfolgreich ausgebaut und 1989 übersiedelte sie in ein verlagseigenes Haus in der Hofgasse 5. Schwerpunkte ihrer Verlagsproduktion waren landwirtschaftliche Bücher und Zeitschriften, z. B. Der fortschrittliche Landwirt (von ihrem Vater gegründet), weiters Geschichte und Politik, Austriaca, Volkskunst, Jagd-, Berg- und Wander- sowie Kochbücher. 1995 übergab I. D.-St. die Unternehmensleitung ihrem älteren Sohn Dr. Wolfgang Dvorak-Stocker, den sie weiterhin mit ihrer Erfahrung unterstützte.
1992 hatte der Verlag anlässlich seines 75-jährigen Bestandsjubiläums von Landeshauptmann Josef Krainer das Recht zur Führung des steirischen Landeswappens erhalten. Seitdem wurde immer wieder – u. a. von den steirischen Grünen – die Forderung erhoben, dem Verlag dieses Recht abzuerkennen, da er in gehäufter Zahl antisemitischen, rassistischen und rechtsextremen Autoren sowie Geschichtsrevisionisten eine Plattform biete. So wurde I. D.-St. 1985 der „Joseph-Hieß Gedenkpreis“ des Vereines Dichterstein Offenhausen für ihren Mut (!) verliehen, Werke ehemaliger NS-Autoren zu verlegen. 2002 wurde ihr von der – laut Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg – rechtsextremistischen Gesellschaft für freie Publizistik die „Ulrich von Hutten-Medaille“ verliehen. der Antrag auf Aberkennung des Landeswappens wurde abgelehnt, weil dazu eine Änderung des Landeswappen-Gesetzes notwendig sei.
Ausz.: Zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Goldene Ehrenzeichen der Landeshauptstadt Graz, das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark, der Tiroler Adlerorden, die Verleihung des Berufstitels „Professor“ durch den Bundespräsidenten (1992), Ernennung zur Bürgerin der Stadt Graz (1996) sowie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2002).

Qu.: Schriftliche und mündliche Auskünfte von I. D.-St.
W.: „(Ilse Stocker): Die Kunst der Personenbeschreibung in den Romanen Tobias Smolletts, Laurence Sternes, Oliver Goldsmiths und Henry Mackenzies. Eine vergleichende Studie zur Geschichte der Erzähltechnik. Phil. Diss. Univ. Graz“ (1950)
L.: Festschrift 75 Jahre Stocker Verlag 1992, Wikipedia: Leopold Stocker Verlag (gelesen am 11.8.2012)

Edith Stumpf-Fischer