Deri, Frances

geb. Franziska Hertz
* 9.12.1880, Wien, † 25.5.1971, Los Angeles, Kalifornien, USA
Psychoanalytikerin

F. D. wurde als Tochter von Otto Hertz, Kaufmann, und Franziska Neußer geboren.
Sie absolvierte ein Studium der Psychologie und Soziologie an der Universität Wien und promovierte 1902.
In Berlin gründete sie eine Fürsorgeorganisation, deren Direktorin sie elf Jahre lang war. 1921/22 unterzog sie sich einer Analyse bei Karl Abraham und begann danach eine Ausbildung am Berliner Psychoanalytischen Institut. F. D. gehörte zum Kreis um Otto Fenichel. 1926-1929 begab sie sich in Lehranalyse bei Hanns Sachs, die Kontrollanalyse unternahm sie bei Karen Horney. 1930-1932 war F. D. Analytikerin in dem von Ernst Simmel geleiteten psychoanalytischen Sanatorium Schloss Tegel. 1932 wurde sie Mitglied der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft. 1933 erfolgte ihre Emigration nach Prag, wo sie am Aufbau der Prager Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft beteiligt war und deren Leiterin sie bis 1935 bleibt. F. D. widmete sich außerdem der Übersetzung von Sigmund Freuds Schriften ins Tschechische, hielt Vorträge in Prag und Brünn und leitete ein wissenschaftliches Symposium bei der Vierländertagung 1935 in Wien. Einer Einladung Ernst Simmels folgend emigrierte F. D. 1936 nach Los Angeles. Dort schloss F. D. sich der Los Angeles Psychoanalytic Study Group an, die 1942 der neu gegründeten San Francisco Psychoanalytic Society (SFPS) angegliedert wurde. Als Laienanalytikerin, ohne medizinische Ausbildung, wurde sie nur Ehrenmitglied der SFPS. 1946 wurde das Los Angeles Psychoanalytic Institute (LAPSI), das Laienanalytikern gegenüber aufgeschlossener war, offiziell eigenständig. F. D., die als klassische Freudianerin die Ausrichtung des LAPSI bis zu dessen Spaltung Anfang der 1950er Jahre mitprägte, praktizierte als Lehr- und Kontrollanalytikerin in Los Angeles. Sie war dort außerdem als Analytikerin von SchauspielerInnen tätig, angeblich auch von Marilyn Monroe.
F. D. war verheiratet mit dem Kunsthistoriker, Kunstkritiker und Psychologen Max Deri, eigentl. Max Deutsch (1878-1938), der sich für psychoanalytische Kunstinterpretation interessierte und zu diesem Thema u. a. in der Zeitschrift Imago publizierte. Er gilt heute noch als einer der bedeutendsten Kunstkritiker der Weimarer Republik. Das Paar hatte 2 Söhne.

Werke

On sublimation. Psa Quart 8, 1939, S. 325-334.
Neurotic disturbances of sleep. A symposium. IJP 22, 1942, S. 177-183.
Gem. mit Brunswick, David: Freud’s letters to Ernst Simmel. In: Journal of the American Psychoanalytic Association 12, 1964, S. 93-109.

Literatur / Quellen

Blumesberger, S. / Doppelhofer, M. / Mauthe, G. (Bearb.) / Österr. Nationalbibliothek (Hg.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. Saur, München, 2002.
Jeffrey, W.: The Prague Psychoanalytic Study Group 1933-1939. Amer Psychoanal 25, 1991, S. 17-24.
Kandelin, A.: Interviews with Frances Deri. 3. 2. und 31. 5. 1963. Los Angeles for the History Committee, Los Angeles Psychoanalytic Society.
Kerbl, B.: Die weiblichen Mitglieder der Wiener psychoanalytischen Vereinigung. Wien, 1992.
May, U.: Psychoanalyse in Berlin: 1920-1936. Jb Psychoanal 57, 2008, S. 13-39.
Mühlleitner, E.: Biographisches Lexikon der Psychoanalyse. Die Mitglieder der Psychologischen Mittwoch-Gesellschaft und der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (1902-1938). Tübingen, 1992.
Mühlleitner, E.: Ich − Fenichel. Das Leben eines Psychoanalytikers im 20. Jahrhundert. Wien, 2008.
Schneider, M.: Marylin’s last session. Canongate, London, 2011.
Wendland, U.: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Bd.1/2. München, 1999.
Wolfe, D. H.: The last days of Marylin Monroe. William Morrow, 1998.

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