Bormann, Eugenie

euch Deni
* 10.8.1892, Wien, † 10.6.1986, Berlin, Deutschland
Neurologin und Psychiaterin

Volksschule, Stiftsschule Klosterneuburg; ab 1904 Privatistin im Landes-Real-Gymnasium Klosterneuburg, Unterricht bei dem Hauslehrer Rudolf Egger, ab 1906 Besuch des k. k. Maximilians-Gymnasium, Wien; Reifeprüfung am 9. Juli 1912 mit Auszeichnung; 1911 mit Bruder Karl und Vater längere Reisen nach Italien, Versuche als Zeichnerin; WS 1912/13 Philosophiestudium in Berlin, ab SS 1913 Fortsetzung in Wien, Abschluss des Studiums im WS 1917/18; 7. Juli 1918 Promotion „Summis auspiciis augustissimi Imperatoris ac Regis Caroli I.“. Während des Ersten Weltkrieges als freiwillige Krankenpflegerin tätig. Wissenschaftliche Vorträge, 1929 ärztliche Vorprüfung zum Studium der Medizin, Berlin; Zulassung zum Medizinstudium. 1932 deutsche Staatsbürgerschaft; 1933 Ablegung der Staatsprüfung; 1934 Approbation als Ärztin; Annahme der Stelle als Volontärärztin an der Psychiatrischen- und Nervenklinik der Charité, Berlin, 1934 Voluntärärztin in der Heil- und Pflegeanstalt Herzberge; 1935 Assistenzärztin ebendort, 1939 Ausscheiden aus der Charité aus politischen Gründen. 1945 Stationsärztin, dann Oberärztin, Wittenauer Heilstätten. 1946 Führung einer eigenen Station der Wittenauer Heilstätten; als Ärztin 1957 Pensionierung; Umzug nach Berlin Charlottenburg.

Eu. B. war die Tochter von Auguste Bormann, geb. Rohrdantz (geb. 1850 in Mölln) und Eugen Bormann (geb.1842 in Hilchenbach – 1917 in Klosterneuburg), Epigraphiker und Althistoriker. Sie hatte 6 Geschwister, davon 3 Stiefgeschwister aus Eugen Bormanns erster Ehe mit der Witwe Frommann: Auguste (Gustchen), Hedwig und Gerhard – alle drei starben noch im Kindesalter. Emma (1887-1974), Dr. der Urgeschichte, Karl (1889-1914), Dr. der Germanistik, fiel im 1.WK in Serbien, Elisabeth (1895-1986) Dr. der Mathematik und Physik. Die Familie lebte zuerst in Wien 19, Döblinger Hauptstraße 15, ab 1900 in Klosterneuburg, Buchberggasse 41.
Für den Vater, Eugen Bormann, Professor für Altertumsgeschichte und Epigraphik an der Universität Wien, ist eine Gedenktafel am Gymnasiumsgebäude, gegenüber der Buchberggasse, angebracht. Die Benennung erfolgte am 26.2.1960. Die Straße, in der die Gedenktafel angebracht ist, wurde ebenso nach dem Vater benannt: Eugen-Bormann-Gasse. Bereits 1932 wurde eine vom Kagraner Platz (Wien 22) abführende Gasse Eugen-Bormann-Gasse benannt.
Eu. B. besuchte die Volksschule in der Stiftsschule Klosterneuburg, lernte Klavierspiel und turnte gemeinsam mit Schwester Emma im Männerturnverein Klosterneuburg. Ab 1904 war sie Privatistin im Landes-Real-Gymnasium Klosterneuburg und erhielt Unterricht bei dem Hauslehrer Rudolf Egger. Ab 1906 besuchte Eu. B. das k. k. Maximilians-Gymnasium in Wien, wo sie als „öffentliche“ Schülerin am „Mädchen-Ober-Gymnasium mit Öffentlichkeitsrecht“ am 9. Juli 1912 ihre Reifeprüfung mit Auszeichnung bestand.
1911 gemeinsam mit Bruder Karl und Vater längere Reisen nach Italien, Versuche als Zeichnerin.
WS 1912/13 Philosophiestudium in Berlin, ab SS 1913 Fortsetzung in Wien, Abschluss des Studiums im WS 1917/18 mit der Dissertation: „Vom wertvollen und vom nichtswürdigen Menschen, mit einem Anhang über die Moral der Frauen“. Die Arbeit wurde im SS 1918 approbiert. Das Rigorosum bei Dr. Reininger und Dr. Stöhr bestand sie mit Auszeichnung, die einstündige Prüfung bei Prof. Furtwängler und Professor Escherich mit Genügend. Promotion „Summis auspiciis augustissimi Imperatoris ac Regis Caroli I.“ am 7. Juli 1918.
Eu. B. war während des Ersten Weltkrieges als freiwillige Krankenpflegerin tätig.
Sie hielt mehrere wissenschaftliche Vorträge so z. B. 1929 in der Wiener Urania. 1929 bestand sie die ärztliche Vorprüfung zum Studium der Medizin in Berlin und wurde zum Medizinstudium zugelassen. 1932 erwarb sie die deutsche Staatsbürgerschaft. 1933 Ablegung der Staatsprüfung, 1934 Approbation als Ärztin, Annahme der Stelle als Volontärärztin an der Psychiatrischen- und Nervenklinik der Charité in Berlin, 1934 Voluntärärztin in der Heil- und Pflegeanstalt Herzberge. 1935 Assistenzärztin ebendort. Kontakt zu Prof. Karl Bonhoeffer, ehem. Leiter der Charité, 1939 Ausschied aus der Charité aus politischen Gründen. 1945 zunächst Stationsärztin, dann Oberärztin in den Wittenauer Heilstätten. 1946 lehnte sie die Chefarztstelle der neurologischen Abteilung des Neuköllner Krankenhauses ab, Führung einer eigenen Station in den Wittenauer Heilstätten, mit modernen und fortschrittlichen Methoden geführt.
Als Ärztin 1957 Pensionierung, Bezug einer Wohnung in Berlin Charlottenburg. Eu. B. pflegte Freundschaften zu Franzi Wilfer-Horst, Dr. Rosa Schömer, Tini Alberdingk-Mehl und Maria Holzinger.
Eu. B. wurde 1917 das Goldene Verdienstkreuz am Bande der Tapferkeitsmedaille verliehen und 1918 die Silberne Ehrenmedaille vom Roten Kreuz.

Literatur / Quellen

Werke

Vom wertvollen und vom nichtswürdigen Menschen, mit einem Anhang über die Moral der Frauen. Phil. Diss. Wien, 1917.
Welches Bild kann man sich nach den Forschungsergebnissen von Kleist und Zutt von den pathologischen Hirnveränderungen der Schizophrenie zum Zwecke einer übersichtlichen Ordnung ihrer Symptome machen? 1935.
Gedanken zur Genese der hysterischen Reaktionen, 1941.
Heilanstalt und Geisteskranke, 1957.
Der diesseitige Gott. Monographien zur philosophischen Forschung, 1973.
Rede gegen den Materialismus, 1977.
Glaube und Aberglaube, 1985.

BiografieautorIn:

Anneliese Rieger