Bamberger, Gertrude
* 28.10.1904, Wien, † 12.10.1965, Ascona, Schweiz
Musikwissenschafterin und Klavierpädagogin
1924 Lehramtsprüfung für Turnen an Mittelschulen; 1929 Promotion bei Strzygowski und Dopsch; Turnlehrerin an Bundesmittelschulen, 1927/28 auch Gesangslehrerin; 1938 Emigration in die USA, seit 1949 Lehrerin am Mannes College of Music, New York, am Teachers College der Columbia Universität und an der Juilliard School of Music.
G. B. wird als Tochter von Gustav Bamberger (1864-1941), Fabrikant, und Melanie Bamberger (*1868) in Wien geboren. Ihre Mutter kam im KZ Bergen-Belsen um, ihre Schwester Hedwig Bamberger (*1891) wurde im KZ Auschwitz ermordet. Sie hatte auch zwei Brüder: Paul Bamberger (*1894), Prokurist, und Carl Bamberger (*1902), Musiker und Dirigent. 1924 legte G. B. die Prüfung für das Lehramt in Turnen an Mittelschulen ab. 1929 promovierte sie mit der Dissertation „Die niederösterreichische Bildnerei von 1500 bis 1530“ bei den Professoren Strzygowski und Dopsch. Zunächst unterrichtete sie Turnen an Bundesmittelschulen, 1927/28 auch Gesang. G. B. gehörte schon in der Wiener Zeit zum Freundeskreis von Viktor Zuckerkandl und war lange Zeit seine heimliche Geliebte, wovon ein Brief Zuckerkandls an Caroline Newton zeugt. G. B. wanderte am 4.12.1938, wie ihre beiden Brüder, in die USA aus. Ab 1944 lebte G. B. als bekannte Klavierlehrerin in New York und hatte Kontakt zum Julliard-Streichquartett. Dort unterrichtete sie ab 1949 auch am Mannes College of Music, war als Lehrerin am Teachers College der Columbia Universität und an der Juilliard School of Music tätig.
1965 heiratete sie Viktor Zuckerkandl, kurz zuvor verwitweter Musikwissenschafter, der noch im April desselben Jahres und nur sechs Monate vor G. B. in Lugano verstarb.
In einem Brief der Schwester Viktor Zuckerkandls, Hermine Müller-Hofmanns, an Carl Jacob Burckhardt vom 1.12. 1965 heißt es: „Wenn es Dir recht wäre, so könnte ich in der wärmeren Jahreszeit einen Abstecher von Ascona zu euch machen. Mein Bruder ist dort dieses Frühjahr plötzlich mit seiner 1. und 2. Frau gestorben, so bin ich öfter dort, da ich auch Freunde dort habe.“
Literatur / Quellen
Korotin, Ilse / Stupnicki, Nastasja (Hg.): Biografien bedeutender österreichischer Wissenschafterinnen. Böhlau, Wien 2018, S. 61f.
Nachlass Carl Jacob Burckhardt, Universitätsbibliothek Basel
Wiener Kunstgeschichte gesichtet. Ausstellung zur Enthüllung des Denkmals für Ausgegrenzte und Ermordete des Kunsthistorischen Instituts der Universität Wien. Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien, 2008. In: Online-Zeitung der Universität Wien vom 8.10.2008.
www.univie.ac.at/geschichtegesichtet/g_bamberger.html
Werke
Die niederösterreichische Bildnerei von 1500 bis 1530, Diss., Universität Wien, 1929.