Amminger Ottilie Maria Anna
Technikerin und Technische Chemikerin
Besuch des Mädchenrealgymnasium „Maria Regina“ im 19. Wiener Bezirk; ab 1938 Staatliche Oberschule für Mädchen, sprachliche Form, ebenfalls im 19. Bezirk, 19.3.1941 Reifeprüfung; Reichsarbeitsdienst; Stelle im chemisch-technischen Laboratorium der städtischen Prüf- und Versuchsanstalt, Wien; neben der beruflichen Tätigkeit im Herbst 1941 Inskription an der Technischen Hochschule, Wien; 1942 Aufgabe des Berufes und dadurch Unterbrechung des Studiums da neuerliche Einberufung zum Arbeitsdienst; danach Fortsetzung des Studiums in Wien: nach zwei Semestern Wechsel an die Prager Technische Hochschule; am 10.12.1947 Abschluss des Studiums der technischen Chemie an der Technischen Hochschule in Wien, Diplom-Ingenieur; März 1952 Promotion zum Doktor der technischen Wissenschaften; im Herbst 1947 Forschungsmitarbeiterin an der Lehrkanzel für anorganisch-chemische Technologie; 1950 planmäßige Assistentenstelle, Ermöglichung der Durchführung ihrer Dissertationsarbeit; Abbruch der akademischen Karriere; 1.1.1955 im metallurgischen Versuchslabor der Schweizer Gesellschaft der Ludwig von Roll´schen Eisenwerke AG in Klus Leiterin der chemischen Abteilung; 1957 Übersiedlung nach St. Louis, Missouri, USA; Lehrtätigkeit an der University of South Carolina, Columbia; in den 60er Jahren am Southwest Research Institute in San Antonio tätig; Mitherausgabe der Fachzeitschrift „Applied Mechanics Review“; 1968 Associate Professor of Engineering am Herff College of Engineering der Memphis State University; 1989 Ruhestand.
Ihre Eltern waren der Elektrotechniker Dr. Josef Schlager (geb. 1892) und Hermine Schlager, geb. Eckersberger (geb. 1895). Ihre ältere Schwester Helene, verehel. Treven, war von Beruf Gymnasialdirektorin und lebte in Klagenfurt.
Am 5.4.1955 schloss sie die Ehe mit Dipl.-Ing. Wilhelm Leo Amminger (geb. 1924 in Wien, gest. 2006 in Memphis, Tennessee). Aus der Ehe stammen zwei Kinder: der Sohn Peter (geb. 1963, von Beruf Arzt) und die Tochter Sylvia, verehel. Sehnert (geb. 1965).
O. A. besuchte das Mädchenrealgymnasium „Maria Regina“ im 19. Wiener Bezirk und nach Auflösung der Schule durch die Nationalsozialisten 1938 die Staatliche Oberschule für Mädchen, sprachliche Form, ebenfalls im 19. Bezirk, wo sie am 19.3.1941 die Reifeprüfung ablegte. Anschließend musste sie zum Reichsarbeitsdienst, wurde wegen einer Knieverletzung nach einem Monat entlassen und nahm eine Stelle im chemisch-technischen Laboratorium der städtischen Prüf- und Versuchsanstalt im 3. Wiener Bezirk an. Im Herbst 1941 inskribierte sie an der Technischen Hochschule in Wien, und zwar wählte sie die Fachrichtung Technische Chemie, übte aber aus finanziellen Gründen gleichzeitig weiterhin ihre berufliche Tätigkeit aus. Diese musste sie jedoch im Frühjahr 1942 aufgeben und ihr Studium unterbrechen, weil sie neuerlich für ein Jahr zum Arbeitsdienst einberufen wurde. Danach setzte sie ihr Studium in Wien fort und wechselte nach zwei Semestern an die Prager Technische Hochschule, wo sie 1944/45 studierte, weil, wie sie in einem Curriculum vitae schrieb, „zufolge der Kriegsereignisse ein geregeltes Studium in Wien nicht mehr möglich war“.
Am 10.12.1947 schloss sie das Studium der technischen Chemie an der Technischen Hochschule in Wien mit der erfolgreichen Ablegung der Zweiten Staatsprüfung ab und erhielt so das Recht, die Standesbezeichnung „Diplom-Ingenieur“ zu führen. Nach Vorlegung ihrer Dissertation „Die Umsetzung von Siliziumhalogenverbindungen mit metallischen Eisen und deren Anwendung zum Oberflächenschutz von Stählen“ sowie der Ablegung der „strengen Prüfung“ promovierte sie im März 1952 zum Doktor der technischen Wissenschaften.
Im Herbst 1947 wurde sie an der Lehrkanzel für anorganisch-chemische Technologie vom Institutsvorstand Prof. M. Nießner für Forschungsarbeiten angestellt. Im September 1950 wurde sie auf Vorschlag des neuen Institutsvorstandes Prof. H. Hohn auf eine planmäßige Assistentenstelle übernommen, was ihr die Durchführung ihrer Dissertationsarbeit ermöglichte.
Sie arbeitete insbesondere auf dem Gebiet metallkundlicher Untersuchungen, der Emissionsspektralanalyse und der Anwendung radioaktiver Isotope.
Als sie aus dem Hochschuldienst ausschied, hob Prof. Hohn in einem Empfehlungsschreiben ihre Bescheidenheit, Kameradschaftlichkeit und Hilfsbereitschaft sowie ihr Pflichtgefühl hervor (traditionell als „weiblich“ betrachtete „Tugenden“); davor aber schrieb er bemerkenswerter Weise (im Jahr 1956!): „Mrs. Amminger has become a very valuable member of the scientific staff of the Institute. Both in research work and instruction she asserted very well side by side with her male colleagues and often surpassed them by zeal and results.“
Dennoch hatte sie zunächst ein typisch weibliches Berufsschicksal: sie brach ihre viel versprechende universitäre Laufbahn ab, um ihren Mann bei seinem berufsbedingten Ortswechsel zu begleiten: Ab 1. Jänner 1955 schloss sie einen Anstellungsvertrag mit der Schweizer Gesellschaft der Ludwig von Roll´schen Eisenwerke AG. in Gerlafingen für deren Werk in Klus ab und war im metallurgischen Versuchslabor als Leiterin der chemischen Abteilung tätig.
1957 ging das Ehepaar in die USA, und zwar nach St. Louis, Missouri. O. A. unterrichtete kurzzeitig an der University of South Carolina, Columbia. In San Antonio, wo das Ehepaar Mitte der Sechzigerjahre tätig war (O. A. am Southwest Research Institute, ihr Mann an der St. Mary´s University), arbeitete sie an der Herausgabe der Fachzeitschrift „Applied Mechanics Review“ mit und setzte ihre Mitarbeit später von Memphis aus fort; denn ihr Mann wurde 1967 Professor am Herff College of Engineering der Memphis State University, später University of Memphis (Memphis, Tennessee). O. A. wurde ebendort 1968 Associate Professor of Engineering und lehrte Material Science. 1989 trat sie in den Ruhestand.
Sie starb in Memphis am 24.9.2009. Ihr Sohn brachte die Urne nach Wien, wo sie ebenso wie ihr Mann auf dem Friedhof in Neustift am Walde/Wien beigesetzt wurde.
Literatur / Quellen
Nachlass (Dokumente, Lebenslauf etc.), mündliche und schriftliche Mitteilungen von Peter Amminger.
Werke
Studie über das Elektrocolorverfahren von Jesse E. Stareck niedergelegt im A.P. 2,081.121. Wien, Techn. Hochschule, Dipl.-Arb. 1947.
Die Umsetzung von Siliziumhalogenverbindungen mit metallischem Eisen und deren Anwendung zum Oberflächenschutz von Stählen. Diss., 1951.
Gem. mit Wogrinz, A: Notes concerning the electrocolor process. In: Metalloberflaeche, 7B, 1953, S. 133-134.
Gem. mit Hohn, H. / Bildstein, H. /Amminger-Schlager, T. / Einhaus, H. W.: The electron emission of cold an liquid metal drops. In: Acta Physica Austriaca, Vol. 10, 1957, S. 366-374.
Juhasz, St. / Amminger, O.: Critical abstracts. In: Applied mechanics reviews. 1966.
Einige Patente zu Metallsalzen und Amalgamverbindungen.