Afroyim Soshana, „Soshana“, geb. Schüller Susanne; Malerin
Geb. Wien, 1.9.1927
Gest. Wien, 9.12.2015

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Fritz Schüller, Besitzer einer Manschettenknopffabrik; Mutter: Margarethe, Bildhauerin, verkaufte, um die Familie in der Emigration anfangs zu versorgen, Selbstgestricktes in einem Laden. Ein Bruder: Maximilian.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1945 Heirat mit Beys Afroyim (1893–1984) in Chicago. 1946 Geburt des Sohnes Amos in New York. 1950 erfolgte die Scheidung von Beys.

Ausbildungen: 1933 zunächst Besuch der Rudolf-Steiner-Schule, danach der Schwarzwald-Schule. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich verließ S. mit ihren Eltern und ihrem Bruder das Land. Es erfolgten kurze Aufenthalte in der Schweiz und in Paris. 1939 zog die Familie nach England, wo S. das Northwood College besuchte. 1940 besuchte sie die Chelsea Polytechnic School in London, wo sie Mal- und Zeichenkurse belegte und eine Ausbildung in Modezeichnung erhielt. 1941 Emigration der Familie nach Amerika. Nachdem der Vater es geschafft hatte nach New York zu fliehen, holte er seine Familie mithilfe eine Affidavits nach. S., ihre Mutter und ihr Bruder, setzten mit der S.S. Madura, dem letzten Passagierschiff, das im Zweiten Weltkrieg über den Atlantik fuhr, in die USA über.
S. besuchte die Washington Irving High School in New York und begann unter der Anleitung von Bey Afroyim zu malen. Bereits als kleines Mädchen malte und zeichnete S. und wurde dabei von der Mutter unterstützt. Sie sammelte akribisch alle Werke ihrer Tochter.

Laufbahn: 1944 reiste S. im Alter von 17 Jahren mit Beys Afroyim durch Amerika. Sie schuf Portraits von Schriftstellern, Musikern, Staatsmänner und Wissenschaftern wie Thomas Mann, Arnold Schönberg, Lion Feuchtwanger, Franz Werfel, Otto Klemperer, Bruno Walter, Theodore Dreiser, Hanns Eisler und vieler Delegierter bei der Eröffnung der UNO in San Francisco. 1948 erfolgt die erste große Ausstellung im Circulo de Bellas Artes, Havanna. Sie stellte von nun an unter dem Künstlernamen „Soshana“ aus. 1949 verließ die Familie Afroyim Amerika, es folgten Aufenthalte in Holland, Österreich, England, Polen, der Tschechoslowakei und Israel.

1951 nahm sie ein Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien auf. 1952 studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste, Wien, unter Prof. Sergius Pauser, Albert P. Gütersloh und Prof. Herbert Boeckl. 1952 ging sie nach Paris, wo sie das ehemalige Atelier von Derain bezog und später in einem Atelier neben Brancusi am Impasse Ronsin arbeitet. Aus Nachbarschaft wird eine Freundschaft mit Brancusi.

S. machte Bekanntschaft mit Kupka, Herbin, Zadkine, Cèsar, Pignon, Bazaine, Max Ernst, Yves Klein, Alexander Calder, Wifredo Lam, Sam Francis, Fontana, Gilioli, Jean Paul Sartre und dem bekannten indonesischen Maler Affandi. Sie besuchte auch Chagall in St. Paul de Vence. 1953 arbeitete S. im ehemaligen Atelier von Paul Gauguin (davor von Alfons Mucha) in der Rue de la Grande Chaumière, Montparnasse. Sie befreundete sich mit dem Bildhauer Alberto Giacometti und Picasso lud Soshana zu sich nach Vallauris ein. Zu jener Zeit hatte S. mehrere Ausstellungen in verschiedenen Salons: Salon de Mai, Salon d´Automne, Salon de Printemps, Salon des Réalités Nouvelles. Ausstellungen in der Galerie André Weil, Paris.1954 wurde S. von Picasso portraitiert. 1956 unternahm sie ausgedehnte Reisen in den Fernen Osten, nach Asien, Indien und Japan und entwickelte ein großes Interesse an der indischen Philosophie, am Hinduismus und am Buddhismus. Vor allem die kalligraphische Kunst des Fernen Ostens beeinflusste sie nachhaltig. Sie erlernte künstlerische Techniken auf Reispapier bei buddhistischen Mönchen in Kyoto und bei chinesischen Malern in Hangzhou. 1957 wurden ihre Werke im Kaiserpalast in Peking ausgestellt.
Im selben Jahr stellte sie in der Henry Lidchy Gallery, Johannesburg und bei Edouard Loeb in Paris, aus. 1959 trat sie mehrere Reisen durch Afrika an, wo sie Albert Schweitzer in Lambaréné portraitierte.

Nach ihrer Rückkehr nach Paris begann eine enge Freundschaft mit dem Maler Pinot Gallizio. Es entstanden mehrere Gemeinschaftsarbeiten. S. ist außerdem in Kontakt mit Mitgliedern der Cobra-Gruppe, u.a. mit Karel Appel und Asger Jorn. 1960 erfolgten Ausstellungen in Brasilien, Süd- und Zentralamerika, sowie eine erste Ausstellung in New York und in der Mitsubishi Gallery, Tokyo. 1962 Ausstellung im Musée Picasso, Antibes, Südfrankreich. 1963 Ausstellung im Salon des Réalités Nouvelles. 1964 Beginn längerer Aufenthalte und Ausstellungen in Mexiko, wo sie Freundschaften mit wichtigen mexikanischen Künstlern wie Rufino Tamayo, Siqueiros, Cuevos, Mathias Goeritz knüpfte. 1965 wurden ihre Werke in der Galerie Wolfgang Gurlitt, München, ausgestellt. 1966 Ausstellung im Palacio de Bellas Artes, Mexiko. 1968 Weltreise, u.a. in die Südsee, in die Karibik, nach Thailand, Bali, Australien, Indien, Sikkim, Nepal, Afghanistan, den Iran und Israel. Anfertigung von Portraits des Königs und der Königin von Sikkim. 1969 Konzepte der dreidimensionalen Kunstform „Soma“ in Paris, Stahlobjekte mit verschiebbaren Magneten und Ausführung von Plexiglasobjekten. 1972 Umzug nach Jerusalem. 1973 Ausbruch des Yom-Kippur Krieges am Tag ihrer Ausstellung in der Old Jaffa Gallery, vier geplante Ausstellungen in Israel wurden durch den Krieg verhindert. 1974 zog S. nach New York, wo sie in Manhattan lebte, unter anderem im legendären Chelsea Hotel. Ihr Atelier befand sich in Queens. Sie machte Bekanntschaft mit Adolph Gottlieb, Marc Rothko, Francesco Clemente und dem Kunstmäzen Joseph Hirschhorn. Es folgten neun Einzelausstellungen. 1985 zog es sie wieder zurück nach Wien, wo sie auf Künstlerfreunde aus der Pariser Zeit wie Hans Staudacher, Hildegard und Harold Joos, sowie Trude Gill traf. Sie arbeitete an unterschiedlichen Projekten und begann mit dem Sammeln von Videotapes, Tonbandaufnahmen sowie schriftlichen Aufzeichnungen über ihr Leben und die Entwicklung der internationalen Kunstszene. Zwischen 1987-2003 stellte sie in den verschiedensten Galerien Österreichs aus. Zu jener Zeit bereiste sie außerdem Indien, Südamerika, die USA und Europa. 2003 – 2004 wurden Arbeiten von ihr im Lentos Kunstmuseum in Linz, „Paris 1945-1965“ gezeigt. 2005-2008 lebte und arbeitete S. in Wien und stellte weltweit aus. 4.10.2011 Ausstellung „Die Rückkehr der alten Geister“ mit S. in der Akademie der Bildenden Künste, Wien.

In Zusammenarbeit mit S. entstand die „Idee eines filmischen Portraits“ über die Künstlerin. Es zeigt S. auf Reisen und in ihrem damaligen Leben, im Jetzt. Ein Hin und Her an Erinnerungen.

Die Malerin S. A. ist eine der wenigen österreichischen Künstlerinnen der Klassischen Moderne, die auf dem Parkett des internationalen Kunstbetriebs mitspielte. Vom gegenständlichen sozialen Realismus ihrer frühen Jahre führte S. A.s stilistischer Weg immer mehr in die Abstraktion, zu kalligraphisch reduzierten Graphiken ebenso wie zu farbenprächtigen, leuchtenden Malereien.

Ausz., Mitglsch.: 2.9.2009 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien. Mitglied der Theosophischen Gesellschaft.

L.: http://www.soshana.net/de/, Wikipedia