Zimbler, Liane

geb. Juliane Angela Fischer

* 31.5.1892, Prerau, Mähren (Přerov, Tschechien), † 11.11.1987, Los Angeles, Kalifornien/USA
Architektin und Innenraumgestalterin

1809- 1911 Studium an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien (Photographie und Reproduktionsverfahren); um 1910 oder 1912 Hörerin an der Wiener Kunstgewerbeschule (Architektur) und 1931 an der TH Wien (Verwaltungstechnik und Volkswirtschaftslehre); 1938 erste Frau Österreichs mit Ziviltechnikerprüfung; 1918/19 im Architekturbüro Rosenberger tätig, 1918 Errichtung eines Landhauses in Bad Aussee; ab 1920 Innenraumgestaltung; 1924 Eröffnung eines eigenen Ateliers in Wien und in Prag; 1930 und 1933 Gestaltung von Ausstellungen der Wiener Frauenkunst, 1936 Studienreise Berlin, 1938 Flucht nach London, später nach L. A., USA; ab 1940 Zeichnerin in diversen Architekturbüros; 1941 Übernahme der Studios von Anita Toor, Entwurf eines Hauses für den Komponisten Ernst Toch in Santa Monica.

L. Z. ist die Tochter von Robert Karl Fischer, Oberrevident der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn.
Aufgrund zahlreicher Wohnungswechsel werden L. Z. und ihre Schwester zu Hause unterrichtet, nebst dem Besuch der Realschule in Wien. L. Z. studiert 1809 bis 1911 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien (Photographie und Reproduktionsverfahren) und arbeitet anschließend im Salon von Emilie Flöge (Lebensgefährtin von Gustav Klimt). Um 1910 oder 1912 ist sie Hörerin an der Wiener Kunstgewerbeschule in Architektur und Kunstgewerbe, sowie 1931 an der TH Wien (Verwaltungstechnik und Volkswirtschaftslehre). 1916 heiratet L. Z. den Rechtsanwalt Otto Zimbler (1880-1940).
1938 legt sie als erste Frau Österreichs die Ziviltechnikerprüfung ab.
L. Z. versucht schon sehr früh mit kunstgewerblichen Arbeiten Geld zu verdienen, unter anderem entwirft sie Kleider und illustriert Bücher. Zuerst findet sie eine Anstellung in der Möbelfabrik Bamberger und arbeitet 1918/19 im Architekturbüro Rosenberger mit, wobei sie sich allerdings zunehmend von der Innenarchitektur abwendet. 1918 lässt sie ein Landhaus in Bad Aussee errichten. Jedoch ist sie hauptsächlich in Wien als Architektin tätig. Ab 1920 erhält sie auch Aufträge für Innenraumgestaltungen. Im 4. Bezirk (Wieden) eröffnet L. Z. 1924 ihr erstes eigenes Atelier, dem in Prag ein weiteres − in Kooperation mit Anni Hernheiser – folgen sollte und bis zum „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 bestehen wird. Sie arbeitet mit der renommierten Kunsthandwerkerin Maria Strauß- Likarz zusammen, und es entstehen Ausstellungsgestaltungen für die Wiener Frauenkunst. Zu jener Zeit richtet sie vor allem Wohnungen und Geschäftslokale ein. Sie entwirft Kleinstwohnungen für berufstätige Frauen und Umbauten von Wohnungen und Häusern, gestaltet 1930 und 1933 Ausstellungen der Wiener Frauenkunst, hält Vorträge und unterrichtet an Volkshochschulen. Noch vor dem „Anschluss“ Österreichs unternimmt die Architektin 1936 eine Studienreise nach Berlin.
1938 flieht sie zunächst nach London und emigriert später in die USA, wo sie sich in L. A. niederließ.
Nach dem tödlichen Unfall ihres Ehemannes 1940 arbeitet L. Z. als Zeichnerin in diversen Architektenbüros und macht Entwürfe für eine Packpapierfirma. 1941 übernimmt sie die Studios der Designerin Anita Toor, führt sie vorerst unter diesem Namen auch weiter und entwirft im selben Jahr das Haus für den ebenfalls im Exil lebenden Komponisten Ernst Toch in Santa Monica, ihr erstes großes Projekt in den Vereinigten Staaten. 1952-1961 Mitarbeit an mehreren Einfamilienhäusern (u. a. mit Maurice Fleishmann, Paul Laszlo).
Ihre Tochter, Eva Z. Hübscher (*1922) arbeitete oftmals mit ihr gemeinsam.
Mit 95 Jahren stirbt die überzeugte Feministin im kalifornischen Los Angeles.
Ihr Architekturverständnis ist von ihrem Engagement für gesellschaftliche Anliegen nicht zu trennen. Unter anderem beschäftigte sie sich auch mit der beruflichen Karriere von Frauen. Details der Inneneinrichtung überließ sie bekannten Kunsthandwerkerinnen wie Maria Strauß-Likarz oder Hertha Bucher. Die Journalistin Else Hoffmann berichtete laufend von L. Z.s Arbeiten. Sabine Plakolm-Forsthuber bezeichnete L. Z. als bürgerliches Pendant zur sozialrevolutionären Margarete Schütte-Lihotzky (Ein Leben, zwei Karrieren, S. 295). L. Z. veröffentlichte zahlreiche Fachbeiträge und hielt Vorträge in Wien, Paris und L. A.
Ab 1930 war sie Mitglied der Vereinigung Wiener Frauenkunst und des Verbandes für berufstätige Frauen, Mitglied der Association for Women in Architecture. Weiters war R. Z. Mitbegründerin des Vereins der „Soroptimisten“ (frauenspezifisches Pendant zum Rotary Club), Vorsitzende des Verbandes für Wohnungsreform. Ab 1946 Mitglied des AID (American Institute for Interior Designers).
Wohn-/ Geschäftsbauten: 1918 Landhaus in Bad Aussee, OÖ; 1922-1924 Umbau Bankhaus Ephrussi, Wien 9, Wasagasse 2; 1924 Einfamilienhaus Wetzeler, Wien 19, Silbergasse 2; 1928 Umbau Gut Janovejsa, Slowenien; 1930 Alte Universitätsbuchhandlung in Wien (Adresse unbek,); 1935 Blumenhandlung Gebhard Füssel, Wien 1, Walfischgasse; 1937 Villa Placek (Umbau und Einrichtung) in Brünn; 1937 Berghaus Walter Eidlitz, Gnadenwald bei Hall in Tirol; 1941 Villa Ernst Toch, Santa Monica, USA; 1945 House Savin (Umbau und Einrichtung), Los Angeles, CA, USA; 1951 House Crinklaw, San Bernadino, CA, USA; 1951 House Brody (Umbau und Einrichtung), Beverley Hills, CA, USA; 1951 House J. S. Weil, Beverley Hills, CA, USA (mit Maurice Fleishmann); 1954 House Freeman, Los Angeles, CA, USA (mit C. B. Williams); 1956 House Carl Schwarz, Camarillo, CA, USA (mit Carl Schwarz); 1961 House Candianides, Ventura, CA, USA (mit Carl Schwarz); 1964 Optikergeschäft Norman Tetef, Los Angeles, CA, USA; 1965 House Mautner, Beverley Hills, CA, USA (mit Paul Laszlo), diverse weitere Wohnungsumbauten und Adaptierungen von Geschäftslokalen.

Werke

Schriften (Auswahl)

Die Mittelsstandwohnung gestern und heute. In: Österreichische Kunst. Nr. 8, 1930.
Architekt Liane Zimbler erzählt. In: Almanach der Damen, 1931.
Über die Anordnung der Einrichtungsstück in der Wohnung nach praktischen und nicht allein ästhetischen Gesichtspunkten. In: Die Kunst. 1934.

Illustrationen

Herma v. Skoda: Der zerrissene Schleier und andere Märchen. Paul Knepler, Wien, 1911.
Sachs, Hans: Das Lachen der Masken. Konegen, 1912.

Literatur / Quellen

ARGE Architektinnen und Ingenieurkonsulentinnen (Hg.): Frauen in der Technik von 1900 bis 2000. Das Schaffen der österreichischen Architektinnen und Ingenieurkonsulentinnen. [Austellungskatalog]. Wien, 1999.
Blumesberger, S. / Doppelhofer, M. / Mauthe, G. (Bearb.) / Österr. Nationalbibliothek (Hg.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. Saur, München, 2002.
Heller, F. C.: Die bunte Welt. Handbuch zum künstlerisch illustrierten Kinderbuch in Wien 1890- 1938. Wien, 2008.
Hoffmann, E.: Die letzten Arbeiten der Arch. Liane Zimbler. In: Österreichische Kunst. Nr. 12, 1932.
International Archives for Women in Architecture, Virgina Tech., Blacksburg/Virgina (Nachlass)
Österreichische Kunst VIII Jg., Heft 3, 1937.
Plakolm-Forsthuber, S.: Ein Leben, zwei Karrieren. Die Architektin Liane Zimbler. In: Boeckl, M. (Hg.): Visionäre & Vertriebene. Österreichische Spuren in der modernen Architektur. Berlin, 1995, S. 295-310.

BiografieautorIn: